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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Hochzeit-Gedichte.
Und solche wechselung/ läst auch ein schul-manu mercken;
Jetzt nimmt man den verdruß aus seinen minen ab
Jetzt aber kan ihn auch ein frohes stündgen stärcken.
Wiewohl das junge volck ist wie ein bienen-schwarm;
Da hat er seine noth mit a b c studenten
Die machen offtermahls ihm kopf und stube warm/
Und lebt bey solcher müh doch gar von schlechten renten.
Wird auch ein Rector gleich bißweilen noch verschont/
Das er nicht immer sich darf mit den kleinen blacken/
So wird ihm doch die müh viel besser nicht belohnt/
Da sitzt den grossen offt der hencker in den nacken.
Wenn sie nur in das buch der zwey scharwentzel sehn/
Wenn sie Ovidium von liebes-künsten lesen/
Und bey dem Bacho sind/ biß früh die hähne krähn/
Da wird des Rectors ampt erst ein beschwerlich wesen.
Jedoch zu Lauban giebts dergleichen unkraut nicht/
Herr Hoffmann hat den ruhm als Rector sich erworben/
Daß sich sein Musen-volck nach seinen lehren richt/
Die liederliche brut ist meistens ausgestorben.
Wer sich von lauban aus zu unsern linden naht/
Der macht noch immerfort gelückliche progressen/
Und wenn man endlich fragt/ wem ers zu dancken hat/
So pfleget ers nechst GOtt den lehrern beyzumessen.
Darunter man voraus die beyden höchsten nennt/
Weil die den ersten bau der anderen vollenden:
Ob auch herr Gude schon sein rühmliches talent
Nicht mehr gleich wie bißher wird auf die schule wenden/
So hat er doch genug/ wenn er den ruhm bedenckt/
Daß er sein vorig ampt sieht einen überkommen/
Den er mit weißheit selbst vor diesen hat getränckt/
Und der noch unter ihn an künsten zugenommen.
Wie diesen nun sein ampt bereits ertheilet ist/
So wird er künfftig ihm in andern auch nicht weichen/
Wie er denn heute schon dieselbe liebste küßt/
Die sich den stamme nach mit seiner läst vergleichen.
Denn diese gönnet ihm das Güntherische hauß/
Vor welches tag und nacht vier schwieger-söhne beten;
Der fünffte aber hält ietzt seinen hochzeit schmauß/
Und
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Hochzeit-Gedichte.
Und ſolche wechſelung/ laͤſt auch ein ſchul-manu mercken;
Jetzt nimmt man den verdruß aus ſeinen minen ab
Jetzt aber kan ihn auch ein frohes ſtuͤndgen ſtaͤrcken.
Wiewohl das junge volck iſt wie ein bienen-ſchwarm;
Da hat er ſeine noth mit a b c ſtudenten
Die machen offtermahls ihm kopf und ſtube warm/
Und lebt bey ſolcher muͤh doch gar von ſchlechten renten.
Wird auch ein Rector gleich bißweilen noch verſchont/
Das er nicht immer ſich darf mit den kleinen blacken/
So wird ihm doch die muͤh viel beſſer nicht belohnt/
Da ſitzt den groſſen offt der hencker in den nacken.
Wenn ſie nur in das buch der zwey ſcharwentzel ſehn/
Wenn ſie Ovidium von liebes-kuͤnſten leſen/
Und bey dem Bacho ſind/ biß fruͤh die haͤhne kraͤhn/
Da wird des Rectors ampt erſt ein beſchwerlich weſen.
Jedoch zu Lauban giebts dergleichen unkraut nicht/
Herr Hoffmann hat den ruhm als Rector ſich erworben/
Daß ſich ſein Muſen-volck nach ſeinen lehren richt/
Die liederliche brut iſt meiſtens ausgeſtorben.
Wer ſich von lauban aus zu unſern linden naht/
Der macht noch immerfort geluͤckliche progreſſen/
Und wenn man endlich fragt/ wem ers zu dancken hat/
So pfleget ers nechſt GOtt den lehrern beyzumeſſen.
Darunter man voraus die beyden hoͤchſten nennt/
Weil die den erſten bau der anderen vollenden:
Ob auch herr Gude ſchon ſein ruͤhmliches talent
Nicht mehr gleich wie bißher wird auf die ſchule wenden/
So hat er doch genug/ wenn er den ruhm bedenckt/
Daß er ſein vorig ampt ſieht einen uͤberkommen/
Den er mit weißheit ſelbſt vor dieſen hat getraͤnckt/
Und der noch unter ihn an kuͤnſten zugenommen.
Wie dieſen nun ſein ampt bereits ertheilet iſt/
So wird er kuͤnfftig ihm in andern auch nicht weichen/
Wie er denn heute ſchon dieſelbe liebſte kuͤßt/
Die ſich den ſtamme nach mit ſeiner laͤſt vergleichen.
Denn dieſe goͤnnet ihm das Guͤntheriſche hauß/
Vor welches tag und nacht vier ſchwieger-ſoͤhne beten;
Der fuͤnffte aber haͤlt ietzt ſeinen hochzeit ſchmauß/
Und
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[161/0171] Hochzeit-Gedichte. Und ſolche wechſelung/ laͤſt auch ein ſchul-manu mercken; Jetzt nimmt man den verdruß aus ſeinen minen ab Jetzt aber kan ihn auch ein frohes ſtuͤndgen ſtaͤrcken. Wiewohl das junge volck iſt wie ein bienen-ſchwarm; Da hat er ſeine noth mit a b c ſtudenten Die machen offtermahls ihm kopf und ſtube warm/ Und lebt bey ſolcher muͤh doch gar von ſchlechten renten. Wird auch ein Rector gleich bißweilen noch verſchont/ Das er nicht immer ſich darf mit den kleinen blacken/ So wird ihm doch die muͤh viel beſſer nicht belohnt/ Da ſitzt den groſſen offt der hencker in den nacken. Wenn ſie nur in das buch der zwey ſcharwentzel ſehn/ Wenn ſie Ovidium von liebes-kuͤnſten leſen/ Und bey dem Bacho ſind/ biß fruͤh die haͤhne kraͤhn/ Da wird des Rectors ampt erſt ein beſchwerlich weſen. Jedoch zu Lauban giebts dergleichen unkraut nicht/ Herr Hoffmann hat den ruhm als Rector ſich erworben/ Daß ſich ſein Muſen-volck nach ſeinen lehren richt/ Die liederliche brut iſt meiſtens ausgeſtorben. Wer ſich von lauban aus zu unſern linden naht/ Der macht noch immerfort geluͤckliche progreſſen/ Und wenn man endlich fragt/ wem ers zu dancken hat/ So pfleget ers nechſt GOtt den lehrern beyzumeſſen. Darunter man voraus die beyden hoͤchſten nennt/ Weil die den erſten bau der anderen vollenden: Ob auch herr Gude ſchon ſein ruͤhmliches talent Nicht mehr gleich wie bißher wird auf die ſchule wenden/ So hat er doch genug/ wenn er den ruhm bedenckt/ Daß er ſein vorig ampt ſieht einen uͤberkommen/ Den er mit weißheit ſelbſt vor dieſen hat getraͤnckt/ Und der noch unter ihn an kuͤnſten zugenommen. Wie dieſen nun ſein ampt bereits ertheilet iſt/ So wird er kuͤnfftig ihm in andern auch nicht weichen/ Wie er denn heute ſchon dieſelbe liebſte kuͤßt/ Die ſich den ſtamme nach mit ſeiner laͤſt vergleichen. Denn dieſe goͤnnet ihm das Guͤntheriſche hauß/ Vor welches tag und nacht vier ſchwieger-ſoͤhne beten; Der fuͤnffte aber haͤlt ietzt ſeinen hochzeit ſchmauß/ Und L 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/171>, abgerufen am 06.05.2024.