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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Verliebte Gedichte.
C. H. v. H.
1.
LAß Sylvia die reine glut/
So mir entzündet geist und blut/
Dich liebste nicht zum zorn bewegen.
Wer kan für deinen augen stehn/
Und unentbrant von dannen gehn/
Wenn sich des geistes trieb will regen[.]
2.
Nicht falle doch der meinung bey/
Daß reine liebe sünde sey/
Die GOtt in unser hertz geschrieben/
Die selbst sein mund im paradies
Jn uns mit unserm athem bließ/
Der uns geboten hat zu lieben.
3.
Soll meine liebe sünde seyn/
So wisse/ daß dein schöner schein
Zu dieser sünde mich getrieben/
Und glaube/ daß die kluge welt
Vor leibliche geschwister hält/
Die schönheit und den trieb zu lieben.
4.
Drum folg ich der natur gebot/
Jch bin kein stein und auch kein gott/
Jch muß in deinen flammen brennen.
Mir ist gefesselt geist und muth/
Drum will ich auch des hertzens glut
Vor GOtt und dir nur frey bekennen.
5.
Hier ist mein demuth-volles hertz/
So sich verbindt in lieb und schmertz
Mit gleicher andacht dir zu dienen.
Nun Sylvia das opfer hin/
Laß augen-trost in deinem sinn/
Vergiß mein nicht im hertzen grünen.
Jch
E 5
Verliebte Gedichte.
C. H. v. H.
1.
LAß Sylvia die reine glut/
So mir entzuͤndet geiſt und blut/
Dich liebſte nicht zum zorn bewegen.
Wer kan fuͤr deinen augen ſtehn/
Und unentbrant von dannen gehn/
Wenn ſich des geiſtes trieb will regen[.]
2.
Nicht falle doch der meinung bey/
Daß reine liebe ſuͤnde ſey/
Die GOtt in unſer hertz geſchrieben/
Die ſelbſt ſein mund im paradies
Jn uns mit unſerm athem bließ/
Der uns geboten hat zu lieben.
3.
Soll meine liebe ſuͤnde ſeyn/
So wiſſe/ daß dein ſchoͤner ſchein
Zu dieſer ſuͤnde mich getrieben/
Und glaube/ daß die kluge welt
Vor leibliche geſchwiſter haͤlt/
Die ſchoͤnheit und den trieb zu lieben.
4.
Drum folg ich der natur gebot/
Jch bin kein ſtein und auch kein gott/
Jch muß in deinen flammen brennen.
Mir iſt gefeſſelt geiſt und muth/
Drum will ich auch des hertzens glut
Vor GOtt und dir nur frey bekennen.
5.
Hier iſt mein demuth-volles hertz/
So ſich verbindt in lieb und ſchmertz
Mit gleicher andacht dir zu dienen.
Nun Sylvia das opfer hin/
Laß augen-troſt in deinem ſinn/
Vergiß mein nicht im hertzen gruͤnen.
Jch
E 5
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[73/0089] Verliebte Gedichte. C. H. v. H. 1. LAß Sylvia die reine glut/ So mir entzuͤndet geiſt und blut/ Dich liebſte nicht zum zorn bewegen. Wer kan fuͤr deinen augen ſtehn/ Und unentbrant von dannen gehn/ Wenn ſich des geiſtes trieb will regen. 2. Nicht falle doch der meinung bey/ Daß reine liebe ſuͤnde ſey/ Die GOtt in unſer hertz geſchrieben/ Die ſelbſt ſein mund im paradies Jn uns mit unſerm athem bließ/ Der uns geboten hat zu lieben. 3. Soll meine liebe ſuͤnde ſeyn/ So wiſſe/ daß dein ſchoͤner ſchein Zu dieſer ſuͤnde mich getrieben/ Und glaube/ daß die kluge welt Vor leibliche geſchwiſter haͤlt/ Die ſchoͤnheit und den trieb zu lieben. 4. Drum folg ich der natur gebot/ Jch bin kein ſtein und auch kein gott/ Jch muß in deinen flammen brennen. Mir iſt gefeſſelt geiſt und muth/ Drum will ich auch des hertzens glut Vor GOtt und dir nur frey bekennen. 5. Hier iſt mein demuth-volles hertz/ So ſich verbindt in lieb und ſchmertz Mit gleicher andacht dir zu dienen. Nun Sylvia das opfer hin/ Laß augen-troſt in deinem ſinn/ Vergiß mein nicht im hertzen gruͤnen. Jch E 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/89>, abgerufen am 08.05.2024.