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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Dann wann die schönheit gleich nicht völlig ist zu finden/
So kan die freundlichkeit doch alles überwinden:
Der nun die schönheit nicht auff allen gliedern schwebt/
Der rath' ich/ daß sie sich durch freundlichkeit erhebt.
Hie seht ihr/ schönstes volck/ wodurch ihr schön zu nennen/
Werdt ihr ins künfftige mir besser nachricht gönnen/
Soll meine feder euch zum dienst seyn angewand/
Wenn ihr dieselbe führt mit eurer schönen hand.


Streit der jungen und alten jungfern/
welchen von beyden der vorzug
gebühre.
Vortrag der jungen.
JHr schwestern/ die ihr schon mehr jahre könnet zehlen/
Als gute zähne noch in eurem munde stehn;
Was habt ihr wol vor recht auff unsre lust zu schmählen?
Meint ihr/ wir sollen euch gleich aus dem wege gehn?
Nein! eh wir eurem trotz den stoltzen willen lassen/
Soll ein geschärfftes stahl des streites richter seyn;
Warum soll unsern schertz ein scheeles auge hassen?
Wir jungen bilden uns mehr als ihr alten ein.
Jhr habt zwar freylich schon viel mehr als wir erfahren/
Weil unsre jugend euch noch erstlich lehrgeld zahlt;
Allein wie? kommt auch wol verstand noch vor den jahren?
Drum macht ihr euch selbst alt/ wenn ihr mit klugheit prahlt.
Was aber acht man doch ein altes ungeheuer?
Ein frisch und junges ding zieht man den alten für;
Ein alter hering kost nicht so viel als ein neuer/
Ein junges pferd das gilt mehr als ein altes thier.
Wer steckt die nase gern zu faulen pomerantzen?
Wer liebt ein altes licht/ das wie der teuffel stinckt?
Wer will doch allererst ein altes schloß verschantzen/
Das allbereits zerfällt und im morast versinckt?
Drum
II. Theil. E
Galante Gedichte.
Dann wann die ſchoͤnheit gleich nicht voͤllig iſt zu finden/
So kan die freundlichkeit doch alles uͤberwinden:
Der nun die ſchoͤnheit nicht auff allen gliedern ſchwebt/
Der rath’ ich/ daß ſie ſich durch freundlichkeit erhebt.
Hie ſeht ihr/ ſchoͤnſtes volck/ wodurch ihr ſchoͤn zu nennen/
Werdt ihr ins kuͤnfftige mir beſſer nachricht goͤnnen/
Soll meine feder euch zum dienſt ſeyn angewand/
Wenn ihr dieſelbe fuͤhrt mit eurer ſchoͤnen hand.


Streit der jungen und alten jungfern/
welchen von beyden der vorzug
gebuͤhre.
Vortrag der jungen.
JHr ſchweſtern/ die ihr ſchon mehr jahre koͤnnet zehlen/
Als gute zaͤhne noch in eurem munde ſtehn;
Was habt ihr wol vor recht auff unſre luſt zu ſchmaͤhlen?
Meint ihr/ wir ſollen euch gleich aus dem wege gehn?
Nein! eh wir eurem trotz den ſtoltzen willen laſſen/
Soll ein geſchaͤrfftes ſtahl des ſtreites richter ſeyn;
Warum ſoll unſern ſchertz ein ſcheeles auge haſſen?
Wir jungen bilden uns mehr als ihr alten ein.
Jhr habt zwar freylich ſchon viel mehr als wir erfahren/
Weil unſre jugend euch noch erſtlich lehrgeld zahlt;
Allein wie? kommt auch wol verſtand noch vor den jahren?
Drum macht ihr euch ſelbſt alt/ weñ ihr mit klugheit prahlt.
Was aber acht man doch ein altes ungeheuer?
Ein friſch und junges ding zieht man den alten fuͤr;
Ein alter hering koſt nicht ſo viel als ein neuer/
Ein junges pferd das gilt mehr als ein altes thier.
Wer ſteckt die naſe gern zu faulen pomerantzen?
Wer liebt ein altes licht/ das wie der teuffel ſtinckt?
Wer will doch allererſt ein altes ſchloß verſchantzen/
Das allbereits zerfaͤllt und im moraſt verſinckt?
Drum
II. Theil. E
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[65/0081] Galante Gedichte. Dann wann die ſchoͤnheit gleich nicht voͤllig iſt zu finden/ So kan die freundlichkeit doch alles uͤberwinden: Der nun die ſchoͤnheit nicht auff allen gliedern ſchwebt/ Der rath’ ich/ daß ſie ſich durch freundlichkeit erhebt. Hie ſeht ihr/ ſchoͤnſtes volck/ wodurch ihr ſchoͤn zu nennen/ Werdt ihr ins kuͤnfftige mir beſſer nachricht goͤnnen/ Soll meine feder euch zum dienſt ſeyn angewand/ Wenn ihr dieſelbe fuͤhrt mit eurer ſchoͤnen hand. Streit der jungen und alten jungfern/ welchen von beyden der vorzug gebuͤhre. Vortrag der jungen. JHr ſchweſtern/ die ihr ſchon mehr jahre koͤnnet zehlen/ Als gute zaͤhne noch in eurem munde ſtehn; Was habt ihr wol vor recht auff unſre luſt zu ſchmaͤhlen? Meint ihr/ wir ſollen euch gleich aus dem wege gehn? Nein! eh wir eurem trotz den ſtoltzen willen laſſen/ Soll ein geſchaͤrfftes ſtahl des ſtreites richter ſeyn; Warum ſoll unſern ſchertz ein ſcheeles auge haſſen? Wir jungen bilden uns mehr als ihr alten ein. Jhr habt zwar freylich ſchon viel mehr als wir erfahren/ Weil unſre jugend euch noch erſtlich lehrgeld zahlt; Allein wie? kommt auch wol verſtand noch vor den jahren? Drum macht ihr euch ſelbſt alt/ weñ ihr mit klugheit prahlt. Was aber acht man doch ein altes ungeheuer? Ein friſch und junges ding zieht man den alten fuͤr; Ein alter hering koſt nicht ſo viel als ein neuer/ Ein junges pferd das gilt mehr als ein altes thier. Wer ſteckt die naſe gern zu faulen pomerantzen? Wer liebt ein altes licht/ das wie der teuffel ſtinckt? Wer will doch allererſt ein altes ſchloß verſchantzen/ Das allbereits zerfaͤllt und im moraſt verſinckt? Drum II. Theil. E

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/81>, abgerufen am 22.11.2024.