Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
Des leibes treffligkeit/ der stirne hohen sitz/
Der augen helles feur und diamantnen blitz.
O! rieff ich/ hör itzt auff ein solches bild zu mahlen;
Sonst muß ich allzu theur den blick davon bezahlen!


An Lisetten/ welche ihm mittel vor die
hitze verordnete.

C. E.
JCh klagte neulich dir/ Lisette/ voller pein/
Die heisse todes-angst/ die mir das hertze rührte/
Und solch ein scharffes weh durch meine glieder führte/
Daß ich dem himmel selbst um hülffe muste schreyn.
Dich jammerte der noth/ die meine sinnen band;
Du schlugest mittel vor/ die zur genesung dienen:
Cerallen/ rosen-safft/ und was mehr gut geschienen/
Ward zur errettung mir gantz heilsam zuerkant.
Corallen? fragt ich: ach! soll diß ein labsal seyn?
Soll diß den krancken geist von seiner marter retten/
Und aus der schwartzen grufft und finstren todes-ketten
Den abgeschwächten leib erlösen und befreyn?
Jch gieng auff dieses wort in höchst-verwirrtem sinn/
Mit halb-zerschlagnem muth und schier erstorbnem leben/
Jn hofnung/ meine pein durch einen artzt zu heben/
Zur Amaranthen noch denselben abend hin.
Jch fand sie/ wie gewohnt/ in auffgeschickter pracht;
Das haar in diamant/ den leib in gold verhüllet/
Die augen voller glut/ draus tod und leben quillet/
Die wangen licht wie schnee/ und perlen gleich geacht/
Deu mund/ als einen thron von rosen auffgebaut/
Und
Galante Gedichte.
Des leibes treffligkeit/ der ſtirne hohen ſitz/
Der augen helles feur und diamantnen blitz.
O! rieff ich/ hoͤr itzt auff ein ſolches bild zu mahlen;
Sonſt muß ich allzu theur den blick davon bezahlen!


An Liſetten/ welche ihm mittel vor die
hitze verordnete.

C. E.
JCh klagte neulich dir/ Liſette/ voller pein/
Die heiſſe todes-angſt/ die mir das hertze ruͤhrte/
Und ſolch ein ſcharffes weh durch meine glieder fuͤhrte/
Daß ich dem himmel ſelbſt um huͤlffe muſte ſchreyn.
Dich jammerte der noth/ die meine ſinnen band;
Du ſchlugeſt mittel vor/ die zur geneſung dienen:
Cerallen/ roſen-ſafft/ und was mehr gut geſchienen/
Ward zur errettung mir gantz heilſam zuerkant.
Corallen? fragt ich: ach! ſoll diß ein labſal ſeyn?
Soll diß den krancken geiſt von ſeiner marter retten/
Und aus der ſchwartzen grufft und finſtren todes-ketten
Den abgeſchwaͤchten leib erloͤſen und befreyn?
Jch gieng auff dieſes wort in hoͤchſt-verwirrtem ſinn/
Mit halb-zerſchlagnem muth und ſchier erſtorbnem leben/
Jn hofnung/ meine pein durch einen artzt zu heben/
Zur Amaranthen noch denſelben abend hin.
Jch fand ſie/ wie gewohnt/ in auffgeſchickter pracht;
Das haar in diamant/ den leib in gold verhuͤllet/
Die augen voller glut/ draus tod und leben quillet/
Die wangen licht wie ſchnee/ und perlen gleich geacht/
Deu mund/ als einen thron von roſen auffgebaut/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0061" n="45"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Des leibes treffligkeit/ der &#x017F;tirne hohen &#x017F;itz/</l><lb/>
          <l>Der augen helles feur und diamantnen blitz.</l><lb/>
          <l>O! rieff ich/ ho&#x0364;r itzt auff ein &#x017F;olches bild zu mahlen;</l><lb/>
          <l>Son&#x017F;t muß ich allzu theur den blick davon bezahlen!</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">An Li&#x017F;etten/ welche ihm mittel vor die<lb/>
hitze verordnete.</hi><lb/>
C. E.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch klagte neulich dir/ Li&#x017F;ette/ voller pein/</l><lb/>
            <l>Die hei&#x017F;&#x017F;e todes-ang&#x017F;t/ die mir das hertze ru&#x0364;hrte/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;olch ein &#x017F;charffes weh durch meine glieder fu&#x0364;hrte/</l><lb/>
            <l>Daß ich dem himmel &#x017F;elb&#x017F;t um hu&#x0364;lffe mu&#x017F;te &#x017F;chreyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Dich jammerte der noth/ die meine &#x017F;innen band;</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;chluge&#x017F;t mittel vor/ die zur gene&#x017F;ung dienen:</l><lb/>
            <l>Cerallen/ ro&#x017F;en-&#x017F;afft/ und was mehr gut ge&#x017F;chienen/</l><lb/>
            <l>Ward zur errettung mir gantz heil&#x017F;am zuerkant.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Corallen? fragt ich: ach! &#x017F;oll diß ein lab&#x017F;al &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Soll diß den krancken gei&#x017F;t von &#x017F;einer marter retten/</l><lb/>
            <l>Und aus der &#x017F;chwartzen grufft und fin&#x017F;tren todes-ketten</l><lb/>
            <l>Den abge&#x017F;chwa&#x0364;chten leib erlo&#x0364;&#x017F;en und befreyn?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Jch gieng auff die&#x017F;es wort in ho&#x0364;ch&#x017F;t-verwirrtem &#x017F;inn/</l><lb/>
            <l>Mit halb-zer&#x017F;chlagnem muth und &#x017F;chier er&#x017F;torbnem leben/</l><lb/>
            <l>Jn hofnung/ meine pein durch einen artzt zu heben/</l><lb/>
            <l>Zur Amaranthen noch den&#x017F;elben abend hin.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Jch fand &#x017F;ie/ wie gewohnt/ in auffge&#x017F;chickter pracht;</l><lb/>
            <l>Das haar in diamant/ den leib in gold verhu&#x0364;llet/</l><lb/>
            <l>Die augen voller glut/ draus tod und leben quillet/</l><lb/>
            <l>Die wangen licht wie &#x017F;chnee/ und perlen gleich geacht/</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Deu mund/ als einen thron von ro&#x017F;en auffgebaut/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0061] Galante Gedichte. Des leibes treffligkeit/ der ſtirne hohen ſitz/ Der augen helles feur und diamantnen blitz. O! rieff ich/ hoͤr itzt auff ein ſolches bild zu mahlen; Sonſt muß ich allzu theur den blick davon bezahlen! An Liſetten/ welche ihm mittel vor die hitze verordnete. C. E. JCh klagte neulich dir/ Liſette/ voller pein/ Die heiſſe todes-angſt/ die mir das hertze ruͤhrte/ Und ſolch ein ſcharffes weh durch meine glieder fuͤhrte/ Daß ich dem himmel ſelbſt um huͤlffe muſte ſchreyn. Dich jammerte der noth/ die meine ſinnen band; Du ſchlugeſt mittel vor/ die zur geneſung dienen: Cerallen/ roſen-ſafft/ und was mehr gut geſchienen/ Ward zur errettung mir gantz heilſam zuerkant. Corallen? fragt ich: ach! ſoll diß ein labſal ſeyn? Soll diß den krancken geiſt von ſeiner marter retten/ Und aus der ſchwartzen grufft und finſtren todes-ketten Den abgeſchwaͤchten leib erloͤſen und befreyn? Jch gieng auff dieſes wort in hoͤchſt-verwirrtem ſinn/ Mit halb-zerſchlagnem muth und ſchier erſtorbnem leben/ Jn hofnung/ meine pein durch einen artzt zu heben/ Zur Amaranthen noch denſelben abend hin. Jch fand ſie/ wie gewohnt/ in auffgeſchickter pracht; Das haar in diamant/ den leib in gold verhuͤllet/ Die augen voller glut/ draus tod und leben quillet/ Die wangen licht wie ſchnee/ und perlen gleich geacht/ Deu mund/ als einen thron von roſen auffgebaut/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/61
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/61>, abgerufen am 07.05.2024.