Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
5. Der schäffer lieff sie auffzurichten/Sie schloß sich ihm um hals und mund; Zeugt ihr/ sprach sie/ ihr nahen fichten/ Was euch von meinen schmertzen kund. So offt es nur beginnt zu tagen/ Hört ihr Eleonoren klagen. 6. Mein Celadon du machst die schmertzen/Fieng sie zu ihrem schäfer an: Du bist ein theil von meinem hertzen/ So ich auch nimmer missen kan. Du aber wilst ietzt von mir ziehen/ Und die verliebte hürden fliehen. 7. Die schlancken arme wurden müde/Und Celadon von selben frey; Wie klagst du/ sprach er/ zum abschiede; Bin ich doch auch abwesend treu. Jch schwere dir bey meiner heerde/ Daß ich bich ewig lieben werde. 8. Sie küsten sich/ und weinten beyde.Der schäfer fieng an fort zu gehn. Sie lief ihm nach die gantze heyde/ Um Celadon noch eins zu sehn/ Woselbst sie mit gebrochner zungen/ Jhm ferner also nachgesungen; 9. Zeuch hin/ GOtt sey dein gut geleite/Es kommt mir nun nicht mehr die zeit/ Daß
5. Der ſchaͤffer lieff ſie auffzurichten/Sie ſchloß ſich ihm um hals und mund; Zeugt ihr/ ſprach ſie/ ihr nahen fichten/ Was euch von meinen ſchmertzen kund. So offt es nur beginnt zu tagen/ Hoͤrt ihr Eleonoren klagen. 6. Mein Celadon du machſt die ſchmertzen/Fieng ſie zu ihrem ſchaͤfer an: Du biſt ein theil von meinem hertzen/ So ich auch nimmer miſſen kan. Du aber wilſt ietzt von mir ziehen/ Und die verliebte huͤrden fliehen. 7. Die ſchlancken arme wurden muͤde/Und Celadon von ſelben frey; Wie klagſt du/ ſprach er/ zum abſchiede; Bin ich doch auch abweſend treu. Jch ſchwere dir bey meiner heerde/ Daß ich bich ewig lieben werde. 8. Sie kuͤſten ſich/ und weinten beyde.Der ſchaͤfer fieng an fort zu gehn. Sie lief ihm nach die gantze heyde/ Um Celadon noch eins zu ſehn/ Woſelbſt ſie mit gebrochner zungen/ Jhm ferner alſo nachgeſungen; 9. Zeuch hin/ GOtt ſey dein gut geleite/Es kommt mir nun nicht mehr die zeit/ Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0347" n="331"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Klagt/ ſprach ſie/ denn in wenig tagen</l><lb/> <l>Wird man nicht mehr mich weiden ſehn.</l><lb/> <l>Nehmt dieſen crantz und dieſe myrthen</l><lb/> <l>Und ſucht euch einen andern hirten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head>5.</head><lb/> <l>Der ſchaͤffer lieff ſie auffzurichten/</l><lb/> <l>Sie ſchloß ſich ihm um hals und mund;</l><lb/> <l>Zeugt ihr/ ſprach ſie/ ihr nahen fichten/</l><lb/> <l>Was euch von meinen ſchmertzen kund.</l><lb/> <l>So offt es nur beginnt zu tagen/</l><lb/> <l>Hoͤrt ihr Eleonoren klagen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head>6.</head><lb/> <l>Mein Celadon du machſt die ſchmertzen/</l><lb/> <l>Fieng ſie zu ihrem ſchaͤfer an:</l><lb/> <l>Du biſt ein theil von meinem hertzen/</l><lb/> <l>So ich auch nimmer miſſen kan.</l><lb/> <l>Du aber wilſt ietzt von mir ziehen/</l><lb/> <l>Und die verliebte huͤrden fliehen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head>7.</head><lb/> <l>Die ſchlancken arme wurden muͤde/</l><lb/> <l>Und Celadon von ſelben frey;</l><lb/> <l>Wie klagſt du/ ſprach er/ zum abſchiede;</l><lb/> <l>Bin ich doch auch abweſend treu.</l><lb/> <l>Jch ſchwere dir bey meiner heerde/</l><lb/> <l>Daß ich bich ewig lieben werde.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head>8.</head><lb/> <l>Sie kuͤſten ſich/ und weinten beyde.</l><lb/> <l>Der ſchaͤfer fieng an fort zu gehn.</l><lb/> <l>Sie lief ihm nach die gantze heyde/</l><lb/> <l>Um Celadon noch eins zu ſehn/</l><lb/> <l>Woſelbſt ſie mit gebrochner zungen/</l><lb/> <l>Jhm ferner alſo nachgeſungen;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head>9.</head><lb/> <l>Zeuch hin/ GOtt ſey dein gut geleite/</l><lb/> <l>Es kommt mir nun nicht mehr die zeit/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [331/0347]
Vermiſchte Gedichte.
Klagt/ ſprach ſie/ denn in wenig tagen
Wird man nicht mehr mich weiden ſehn.
Nehmt dieſen crantz und dieſe myrthen
Und ſucht euch einen andern hirten.
5.
Der ſchaͤffer lieff ſie auffzurichten/
Sie ſchloß ſich ihm um hals und mund;
Zeugt ihr/ ſprach ſie/ ihr nahen fichten/
Was euch von meinen ſchmertzen kund.
So offt es nur beginnt zu tagen/
Hoͤrt ihr Eleonoren klagen.
6.
Mein Celadon du machſt die ſchmertzen/
Fieng ſie zu ihrem ſchaͤfer an:
Du biſt ein theil von meinem hertzen/
So ich auch nimmer miſſen kan.
Du aber wilſt ietzt von mir ziehen/
Und die verliebte huͤrden fliehen.
7.
Die ſchlancken arme wurden muͤde/
Und Celadon von ſelben frey;
Wie klagſt du/ ſprach er/ zum abſchiede;
Bin ich doch auch abweſend treu.
Jch ſchwere dir bey meiner heerde/
Daß ich bich ewig lieben werde.
8.
Sie kuͤſten ſich/ und weinten beyde.
Der ſchaͤfer fieng an fort zu gehn.
Sie lief ihm nach die gantze heyde/
Um Celadon noch eins zu ſehn/
Woſelbſt ſie mit gebrochner zungen/
Jhm ferner alſo nachgeſungen;
9.
Zeuch hin/ GOtt ſey dein gut geleite/
Es kommt mir nun nicht mehr die zeit/
Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |