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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.

Daß ich den frühling um dich spreite.
Zeuch hin/ o meine liebligkeit!
Zeuch hin/ und dencke deiner lieben/
Die sich um deine trifft betrüben.

10.
Zeuch hin/ zeuch! darauff schwieg sie stille/
Die thränen flossen in die schooß/
Die wiesen stunden sonder fülle/
Die grünen wälder wurden bloß;
Sie aber ist mit blassen wangen
Bey dunckler nacht nach hause gangen.


Nacht-lied.
1.
JEtzt da die nacht tritt ihre herrschafft an/
Und glantz und licht mit braunem mantel decket/
Da uns der schlaff die müden glieder strecket/
Und einsamkeit für lust tritt auff die bahn;
So scheinet doch der schönheit holde kertze/
Und treibet uns den flammen-brand ins hertze.
2.
Ach Lisillis! erblick uns gnädig an/
Und sieh die höchst-verpflichten knechte stehen/
Der alles zwingt/ zwang uns hieher zu gehen;
Wir sagen dirs: die liebe hats gethan.
Wenn deine sonne scheint/ so mag der sterne
Hell-gläntzend licht sich machen in die ferne.
3.
Jhr augen/ denen sonn und monde weicht;
Jhr spiegel-glaß der tieff-verliebten seelen;
Kan auch ein mensch die heisse glut verbelen/
Die uns geschwind/ eh man es hofft/ beschleicht/
Die unsre freyheit wirffet auff die bahre
Jm schönsten May/ im lentzen frischer jahre?
4. Ach

Vermiſchte Gedichte.

Daß ich den fruͤhling um dich ſpreite.
Zeuch hin/ o meine liebligkeit!
Zeuch hin/ und dencke deiner lieben/
Die ſich um deine trifft betruͤben.

10.
Zeuch hin/ zeuch! darauff ſchwieg ſie ſtille/
Die thraͤnen floſſen in die ſchooß/
Die wieſen ſtunden ſonder fuͤlle/
Die gruͤnen waͤlder wurden bloß;
Sie aber iſt mit blaſſen wangen
Bey dunckler nacht nach hauſe gangen.


Nacht-lied.
1.
JEtzt da die nacht tritt ihre herrſchafft an/
Und glantz und licht mit braunem mantel decket/
Da uns der ſchlaff die muͤden glieder ſtrecket/
Und einſamkeit fuͤr luſt tritt auff die bahn;
So ſcheinet doch der ſchoͤnheit holde kertze/
Und treibet uns den flammen-brand ins hertze.
2.
Ach Liſillis! erblick uns gnaͤdig an/
Und ſieh die hoͤchſt-verpflichten knechte ſtehen/
Der alles zwingt/ zwang uns hieher zu gehen;
Wir ſagen dirs: die liebe hats gethan.
Wenn deine ſonne ſcheint/ ſo mag der ſterne
Hell-glaͤntzend licht ſich machen in die ferne.
3.
Jhr augen/ denen ſonn und monde weicht;
Jhr ſpiegel-glaß der tieff-verliebten ſeelen;
Kan auch ein menſch die heiſſe glut verbelen/
Die uns geſchwind/ eh man es hofft/ beſchleicht/
Die unſre freyheit wirffet auff die bahre
Jm ſchoͤnſten May/ im lentzen friſcher jahre?
4. Ach
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[332/0348] Vermiſchte Gedichte. Daß ich den fruͤhling um dich ſpreite. Zeuch hin/ o meine liebligkeit! Zeuch hin/ und dencke deiner lieben/ Die ſich um deine trifft betruͤben. 10. Zeuch hin/ zeuch! darauff ſchwieg ſie ſtille/ Die thraͤnen floſſen in die ſchooß/ Die wieſen ſtunden ſonder fuͤlle/ Die gruͤnen waͤlder wurden bloß; Sie aber iſt mit blaſſen wangen Bey dunckler nacht nach hauſe gangen. Nacht-lied. 1. JEtzt da die nacht tritt ihre herrſchafft an/ Und glantz und licht mit braunem mantel decket/ Da uns der ſchlaff die muͤden glieder ſtrecket/ Und einſamkeit fuͤr luſt tritt auff die bahn; So ſcheinet doch der ſchoͤnheit holde kertze/ Und treibet uns den flammen-brand ins hertze. 2. Ach Liſillis! erblick uns gnaͤdig an/ Und ſieh die hoͤchſt-verpflichten knechte ſtehen/ Der alles zwingt/ zwang uns hieher zu gehen; Wir ſagen dirs: die liebe hats gethan. Wenn deine ſonne ſcheint/ ſo mag der ſterne Hell-glaͤntzend licht ſich machen in die ferne. 3. Jhr augen/ denen ſonn und monde weicht; Jhr ſpiegel-glaß der tieff-verliebten ſeelen; Kan auch ein menſch die heiſſe glut verbelen/ Die uns geſchwind/ eh man es hofft/ beſchleicht/ Die unſre freyheit wirffet auff die bahre Jm ſchoͤnſten May/ im lentzen friſcher jahre? 4. Ach

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/348>, abgerufen am 11.05.2024.