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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Erquicke dich nunmehr/ verlaß die bleichen sorgen/
Nicht dencke was der rath/ was hof und kammer macht:
Denn diese sachen seyn vor einen andern morgen/
Und heute wird von dir gewiß kein brieff erdacht.
Heut ist ein solcher tag/ der niemals dir erschienen/
Du hast kein sonnen-licht noch dergestalt geschaut.
Es will die freudigkeit auf allen seiten dienen/
Und die ergötzlichkeit wacht um die junge braut.
Der Oedenburger safft/ der schatz der besten reben/
Ersetze/ wo der lust an kräfften was gebricht.
Diß/ was das edle land des Rheines weiß zu geben/
Verlöscht/ wie uns bekandt/ die hochzeit-fackel nicht.
Nur frölich/ diese lust sey leitstern andrer freude/
Der himmel schaue dich mit mehrerm seegen an.
Es spinne seine hand ins künfft'ge solche seide/
So deiner tochter noch zur haube dienen kan.
Jch weiß/ die mutter wird mit tausend freuden-zähren
Die keusche tochter braut begleiten zu der ruh.
Was kan der mutter hand wohl kräfftigers gewähren/
Als wenn der tochter sie auch legt den seegen zu?
Mein freund/ geneuß forthin die früchte von dem seegen/
Und küsse mit der zeit auch deiner kinder kuß/
Wenn man den enckel dir wird in die armen legen.
Diß sey des hertzens wunsch/ und meines briefes schluß.


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Vermiſchte Gedichte.
Erquicke dich nunmehr/ verlaß die bleichen ſorgen/
Nicht dencke was der rath/ was hof und kammer macht:
Denn dieſe ſachen ſeyn vor einen andern morgen/
Und heute wird von dir gewiß kein brieff erdacht.
Heut iſt ein ſolcher tag/ der niemals dir erſchienen/
Du haſt kein ſonnen-licht noch dergeſtalt geſchaut.
Es will die freudigkeit auf allen ſeiten dienen/
Und die ergoͤtzlichkeit wacht um die junge braut.
Der Oedenburger ſafft/ der ſchatz der beſten reben/
Erſetze/ wo der luſt an kraͤfften was gebricht.
Diß/ was das edle land des Rheines weiß zu geben/
Verloͤſcht/ wie uns bekandt/ die hochzeit-fackel nicht.
Nur froͤlich/ dieſe luſt ſey leitſtern andrer freude/
Der himmel ſchaue dich mit mehrerm ſeegen an.
Es ſpinne ſeine hand ins kuͤnfft’ge ſolche ſeide/
So deiner tochter noch zur haube dienen kan.
Jch weiß/ die mutter wird mit tauſend freuden-zaͤhren
Die keuſche tochter braut begleiten zu der ruh.
Was kan der mutter hand wohl kraͤfftigers gewaͤhren/
Als wenn der tochter ſie auch legt den ſeegen zu?
Mein freund/ geneuß forthin die fruͤchte von dem ſeegen/
Und kuͤſſe mit der zeit auch deiner kinder kuß/
Wenn man den enckel dir wird in die armen legen.
Diß ſey des hertzens wunſch/ und meines briefes ſchluß.


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[327/0343] Vermiſchte Gedichte. Erquicke dich nunmehr/ verlaß die bleichen ſorgen/ Nicht dencke was der rath/ was hof und kammer macht: Denn dieſe ſachen ſeyn vor einen andern morgen/ Und heute wird von dir gewiß kein brieff erdacht. Heut iſt ein ſolcher tag/ der niemals dir erſchienen/ Du haſt kein ſonnen-licht noch dergeſtalt geſchaut. Es will die freudigkeit auf allen ſeiten dienen/ Und die ergoͤtzlichkeit wacht um die junge braut. Der Oedenburger ſafft/ der ſchatz der beſten reben/ Erſetze/ wo der luſt an kraͤfften was gebricht. Diß/ was das edle land des Rheines weiß zu geben/ Verloͤſcht/ wie uns bekandt/ die hochzeit-fackel nicht. Nur froͤlich/ dieſe luſt ſey leitſtern andrer freude/ Der himmel ſchaue dich mit mehrerm ſeegen an. Es ſpinne ſeine hand ins kuͤnfft’ge ſolche ſeide/ So deiner tochter noch zur haube dienen kan. Jch weiß/ die mutter wird mit tauſend freuden-zaͤhren Die keuſche tochter braut begleiten zu der ruh. Was kan der mutter hand wohl kraͤfftigers gewaͤhren/ Als wenn der tochter ſie auch legt den ſeegen zu? Mein freund/ geneuß forthin die fruͤchte von dem ſeegen/ Und kuͤſſe mit der zeit auch deiner kinder kuß/ Wenn man den enckel dir wird in die armen legen. Diß ſey des hertzens wunſch/ und meines briefes ſchluß. Uber X 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/343>, abgerufen am 22.11.2024.