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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
An einen guten Freund/ dem man seine
liebste mißgönnete.

C. E.
MJrtillo/ leidstu noch von deiner tugend wegen/
Geht höll' und teuffel wider dich/
Und will das ungewitter sich
Nicht einst zur stillen ruhe legen?
Speyt die verfluchte neider-schaar
Auff dich noch ihre läster-flammen/
Und wirstu täglich nur gewahr/
Wie sie dein freyes thun vergifften und verdammen?
Es ist des neides art: er nagt an hohen fachen/
Er haßt/ was er nicht haben kan/
Und sieht mit scheelen augen an/
Was ihm entweicht aus seinem rachen.
Laß aber ihn nur immer gehn/
Laß ihn noch eins so hefftig blasen/
Du bleibst wie feste cedern stehn/
Ob sturm und nordwind gleich umb deine gipffel rasen.
Kein blitz noch donner kan dein felsen-hertze schwächen/
Das nichts aus seinem stande rückt.
Die last/ die einen strauch zerdrückt/
Kan steiffe palmen nicht zerbrechen;
Du hebst nur höher dich empor/
Daß haß und neid auch drob erschrecken/
Und brichst mit hellerm glantz hervor/
Je mehr dich finsterniß und schwartze wolcken decken.
Bellt dann/ so gut ihr könnt/ ihr heißer zürnten hunde/
Jhr hemmet nicht des monden lauff/
Er geht mit schönren strahlen auff/
Und spottet eurem läster-munde.
Mir-
S 5
Vermiſchte Gedichte.
An einen guten Freund/ dem man ſeine
liebſte mißgoͤnnete.

C. E.
MJrtillo/ leidſtu noch von deiner tugend wegen/
Geht hoͤll’ und teuffel wider dich/
Und will das ungewitter ſich
Nicht einſt zur ſtillen ruhe legen?
Speyt die verfluchte neider-ſchaar
Auff dich noch ihre laͤſter-flammen/
Und wirſtu taͤglich nur gewahr/
Wie ſie dein freyes thun vergifften und verdammen?
Es iſt des neides art: er nagt an hohen fachen/
Er haßt/ was er nicht haben kan/
Und ſieht mit ſcheelen augen an/
Was ihm entweicht aus ſeinem rachen.
Laß aber ihn nur immer gehn/
Laß ihn noch eins ſo hefftig blaſen/
Du bleibſt wie feſte cedern ſtehn/
Ob ſturm und nordwind gleich umb deine gipffel raſen.
Kein blitz noch donner kan dein felſen-hertze ſchwaͤchen/
Das nichts aus ſeinem ſtande ruͤckt.
Die laſt/ die einen ſtrauch zerdruͤckt/
Kan ſteiffe palmen nicht zerbrechen;
Du hebſt nur hoͤher dich empor/
Daß haß und neid auch drob erſchrecken/
Und brichſt mit hellerm glantz hervor/
Je mehr dich finſterniß und ſchwartze wolcken decken.
Bellt dann/ ſo gut ihr koͤnnt/ ihr heißer zuͤrnten hunde/
Jhr hemmet nicht des monden lauff/
Er geht mit ſchoͤnren ſtrahlen auff/
Und ſpottet eurem laͤſter-munde.
Mir-
S 5
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[281/0297] Vermiſchte Gedichte. An einen guten Freund/ dem man ſeine liebſte mißgoͤnnete. C. E. MJrtillo/ leidſtu noch von deiner tugend wegen/ Geht hoͤll’ und teuffel wider dich/ Und will das ungewitter ſich Nicht einſt zur ſtillen ruhe legen? Speyt die verfluchte neider-ſchaar Auff dich noch ihre laͤſter-flammen/ Und wirſtu taͤglich nur gewahr/ Wie ſie dein freyes thun vergifften und verdammen? Es iſt des neides art: er nagt an hohen fachen/ Er haßt/ was er nicht haben kan/ Und ſieht mit ſcheelen augen an/ Was ihm entweicht aus ſeinem rachen. Laß aber ihn nur immer gehn/ Laß ihn noch eins ſo hefftig blaſen/ Du bleibſt wie feſte cedern ſtehn/ Ob ſturm und nordwind gleich umb deine gipffel raſen. Kein blitz noch donner kan dein felſen-hertze ſchwaͤchen/ Das nichts aus ſeinem ſtande ruͤckt. Die laſt/ die einen ſtrauch zerdruͤckt/ Kan ſteiffe palmen nicht zerbrechen; Du hebſt nur hoͤher dich empor/ Daß haß und neid auch drob erſchrecken/ Und brichſt mit hellerm glantz hervor/ Je mehr dich finſterniß und ſchwartze wolcken decken. Bellt dann/ ſo gut ihr koͤnnt/ ihr heißer zuͤrnten hunde/ Jhr hemmet nicht des monden lauff/ Er geht mit ſchoͤnren ſtrahlen auff/ Und ſpottet eurem laͤſter-munde. Mir- S 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/297>, abgerufen am 10.05.2024.