Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Ja wol/ du trägst den schatz/ Mirtillo/ in den händen/ Den dir kein Pluto rauben kan; Noch um ein kleines ists gethan/ So siehstu sich das wetter wenden. Ach! glaub' es kan nicht anders gehn; Wer sich im paradieß will laben Und neben einem engel stehn/ Muß höll und fegefeur erst wohl versuchet haben. Der verzweifflende liebhaber. ERzürnter himmel/ brich mit deinem blitz herein!Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo. C. E. Jhr berge öffnet euch und eure dunckle grüffte/ Gebt her von schwefel-dunst/ und von verdammtem giffte/ Mischt diamanten-staub und schlangen-geiffer drein/ Thut drachen-blut hinzu zur kürtzung meiner pein; Streut pech und flammen auß/ ihr donner-schwangern lüffte; Reicht stahl und elsen her/ ihr harte felsen-klüffte; Jch kan/ doch was? ich will nicht mehr am leben seyn. Kommt/ fördert meinen tod/ zerstückt die schwachen glieder/ Entgeistert fleisch und blut/ schlagt in den staub mich nieder/ Helfft meinem leben ab/ das mit verzweiflung ringt/ Dämpfft meine liebes-glut/ die mich zum sterben zwingt; Trit/ hölle/ selbst hervor mit deinen lichten flammen; Will erd und himmel nicht/ wirs[t]u mich doch verdammen. Kirch-
Ja wol/ du traͤgſt den ſchatz/ Mirtillo/ in den haͤnden/ Den dir kein Pluto rauben kan; Noch um ein kleines iſts gethan/ So ſiehſtu ſich das wetter wenden. Ach! glaub’ es kan nicht anders gehn; Wer ſich im paradieß will laben Und neben einem engel ſtehn/ Muß hoͤll und fegefeur erſt wohl verſuchet haben. Der verzweifflende liebhaber. ERzuͤrnter himmel/ brich mit deinem blitz herein!Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta movebo. C. E. Jhr berge oͤffnet euch und eure dunckle gruͤffte/ Gebt her von ſchwefel-dunſt/ und von verdammtem giffte/ Miſcht diamanten-ſtaub und ſchlangen-geiffer drein/ Thut drachen-blut hinzu zur kuͤrtzung meiner pein; Streut pech und flammen auß/ ihr donner-ſchwangern luͤffte; Reicht ſtahl und elſen her/ ihr harte felſen-kluͤffte; Jch kan/ doch was? ich will nicht mehr am leben ſeyn. Kommt/ foͤrdert meinen tod/ zerſtuͤckt die ſchwachen glieder/ Entgeiſtert fleiſch und blut/ ſchlagt in den ſtaub mich nieder/ Helfft meinem leben ab/ das mit verzweiflung ringt/ Daͤmpfft meine liebes-glut/ die mich zum ſterben zwingt; Trit/ hoͤlle/ ſelbſt hervor mit deinen lichten flammen; Will erd und himmel nicht/ wirſ[t]u mich doch verdammen. Kirch-
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Vermiſchte Gedichte.
Mirtillo haͤlt die tugend-bahn/
Und iſt bereits dahin geſtiegen/
Da er die ſonne ſehen kan/
Und keine fledermauß ihm iemahls nach wird fliegen.
Ja wol/ du traͤgſt den ſchatz/ Mirtillo/ in den haͤnden/
Den dir kein Pluto rauben kan;
Noch um ein kleines iſts gethan/
So ſiehſtu ſich das wetter wenden.
Ach! glaub’ es kan nicht anders gehn;
Wer ſich im paradieß will laben
Und neben einem engel ſtehn/
Muß hoͤll und fegefeur erſt wohl verſuchet haben.
Der verzweifflende liebhaber.
Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta
movebo.
C. E.
ERzuͤrnter himmel/ brich mit deinem blitz herein!
Jhr berge oͤffnet euch und eure dunckle gruͤffte/
Gebt her von ſchwefel-dunſt/ und von verdammtem giffte/
Miſcht diamanten-ſtaub und ſchlangen-geiffer drein/
Thut drachen-blut hinzu zur kuͤrtzung meiner pein;
Streut pech und flammen auß/ ihr donner-ſchwangern luͤffte;
Reicht ſtahl und elſen her/ ihr harte felſen-kluͤffte;
Jch kan/ doch was? ich will nicht mehr am leben ſeyn.
Kommt/ foͤrdert meinen tod/ zerſtuͤckt die ſchwachen glieder/
Entgeiſtert fleiſch und blut/ ſchlagt in den ſtaub mich nieder/
Helfft meinem leben ab/ das mit verzweiflung ringt/
Daͤmpfft meine liebes-glut/ die mich zum ſterben zwingt;
Trit/ hoͤlle/ ſelbſt hervor mit deinen lichten flammen;
Will erd und himmel nicht/ wirſtu mich doch verdammen.
Kirch-
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