Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Gespräch BElise starb/ und sprach im scheiden:Der sterbenden Belise/ und ihres sie beklagende Lysis. Nun/ Lysis/ nun verlaß ich dich! Jch stürbe willig und mit freuden/ Liebt eine dich so sehr als ich. Ach! sprach er/ mag dich das betrüben/ Belise? nur dein tod ist schwer! Kanst du mich selbst nicht länger lieben/ Bedarff ich keiner liebe mehr. Grabschrifft. HJer liegt die B***. das beyspiel wahrer liebe/Der seeligen Fr. v. B***. Die/ was sie nur gehabt/ gut/ schönheit und verstand/ Jhr leben und ihr hertz dem ehmann zugewandt/ Und nichts von ihm begehrt/ denn daß er sie begrübe. Drey kinder hatte sie ihm höchst vergnügt gebracht/ Und die gesetzte zahl der liebe vollgemacht. Doch weil sie auch dadurch/ worzu sie war gekommen/ Jhr gantzes liebeswerck vollführet und erfüllt/ Ward sie dem zum beweiß/ als wie ein liebes-bild/* Mit einem kind' im arm/ in himmel aufgenommen. Nun trägt sie dort den lohn der ehelichen treu; Daß aber sie auch hier nicht unbelohnet sey/ Muß sie (o schwerer dienst!) ihr ehmann selbst begraben. Diß ist die danckbarkeit/ die sie hat wollen haben. Wi- * Es ist bekandt/ daß die Charitas/ oder das bild der liebe/ mit
dreyen kindern und das eine am arm haltend/ gemahlet wird.
Geſpraͤch BEliſe ſtarb/ und ſprach im ſcheiden:Der ſterbenden Beliſe/ und ihres ſie beklagende Lyſis. Nun/ Lyſis/ nun verlaß ich dich! Jch ſtuͤrbe willig und mit freuden/ Liebt eine dich ſo ſehr als ich. Ach! ſprach er/ mag dich das betruͤben/ Beliſe? nur dein tod iſt ſchwer! Kanſt du mich ſelbſt nicht laͤnger lieben/ Bedarff ich keiner liebe mehr. Grabſchrifft. HJer liegt die B***. das beyſpiel wahrer liebe/Der ſeeligen Fr. v. B***. Die/ was ſie nur gehabt/ gut/ ſchoͤnheit und verſtand/ Jhr leben und ihr hertz dem ehmann zugewandt/ Und nichts von ihm begehrt/ denn daß er ſie begruͤbe. Drey kinder hatte ſie ihm hoͤchſt vergnuͤgt gebracht/ Und die geſetzte zahl der liebe vollgemacht. Doch weil ſie auch dadurch/ worzu ſie war gekommen/ Jhr gantzes liebeswerck vollfuͤhret und erfuͤllt/ Ward ſie dem zum beweiß/ als wie ein liebes-bild/* Mit einem kind’ im arm/ in himmel aufgenommen. Nun traͤgt ſie dort den lohn der ehelichen treu; Daß aber ſie auch hier nicht unbelohnet ſey/ Muß ſie (o ſchwerer dienſt!) ihr ehmann ſelbſt begraben. Diß iſt die danckbarkeit/ die ſie hat wollen haben. Wi- * Es iſt bekandt/ daß die Charitas/ oder das bild der liebe/ mit
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Vermiſchte Gedichte.
Wer aber/ frag’ ich auch aus frevel nicht vor witze/
Verſetzte dich in brand? ach! ach! der ſpieler hitze!
Geſpraͤch
Der ſterbenden Beliſe/ und ihres ſie
beklagende Lyſis.
BEliſe ſtarb/ und ſprach im ſcheiden:
Nun/ Lyſis/ nun verlaß ich dich!
Jch ſtuͤrbe willig und mit freuden/
Liebt eine dich ſo ſehr als ich.
Ach! ſprach er/ mag dich das betruͤben/
Beliſe? nur dein tod iſt ſchwer!
Kanſt du mich ſelbſt nicht laͤnger lieben/
Bedarff ich keiner liebe mehr.
Grabſchrifft.
Der ſeeligen Fr. v. B***.
HJer liegt die B***. das beyſpiel wahrer liebe/
Die/ was ſie nur gehabt/ gut/ ſchoͤnheit und verſtand/
Jhr leben und ihr hertz dem ehmann zugewandt/
Und nichts von ihm begehrt/ denn daß er ſie begruͤbe.
Drey kinder hatte ſie ihm hoͤchſt vergnuͤgt gebracht/
Und die geſetzte zahl der liebe vollgemacht.
Doch weil ſie auch dadurch/ worzu ſie war gekommen/
Jhr gantzes liebeswerck vollfuͤhret und erfuͤllt/
Ward ſie dem zum beweiß/ als wie ein liebes-bild/ *
Mit einem kind’ im arm/ in himmel aufgenommen.
Nun traͤgt ſie dort den lohn der ehelichen treu;
Daß aber ſie auch hier nicht unbelohnet ſey/
Muß ſie (o ſchwerer dienſt!) ihr ehmann ſelbſt begraben.
Diß iſt die danckbarkeit/ die ſie hat wollen haben.
Wi-
* Es iſt bekandt/ daß die Charitas/ oder das bild der liebe/ mit
dreyen kindern und das eine am arm haltend/ gemahlet
wird.
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