Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Ein süsser übelstand/ und üble süßigkeit/Ein bittrer honigsafft/ der von geruch beliebet/ Und der uns im geschmack gifft/ pest und galle giebet/ Ein wetter das man wünscht/ und eine lichte nacht/ Ein dick verfinstert licht/ ein abgestorbnes leben Und ein belebter tod; ein fehler der vergeben/ Doch nicht vergessen wird. Ein schandfleck/ der mit pracht Und schmincke sich bestreicht. Ein tugendhafftes lafter Und schnöder missethat gelindes artzney-pflaster/ Ein unbeständig spiel und ein beständig trug/ Ein' ausgekräffte krafft/ ein gantz beweglich festes/ Ein allgemeiner schluß/ den narrheit nennt sein bestes/ Ein rath der urtheil spricht gantz ohne recht und fug/ Ein wolstand der betrübt/ ein glück das nicht erscheinet/ Ein lust-haus/ da die seel den freyen stand beweinet. Auf das am sonntag Cantate an. 1681 zu nacht eingebrante sommer bauß tit. Hn. Zach. von Fritschens. H. M. Sonne[t]. BRenn immer wie du wilt/ du altes sommer-hauß/ Den freunden nur zur lust/ den nachbarn nicht zum schrecken/ Es darff kein wächter hier den brand zu löschen wecken: Denn ob du gleich anitzt vergehst in asch und grauß/ So baut der herr von Fritsch dich schöner wieder aus/ Und Venus will dich selbst mit ihren rosen decken/ Ja/ statt der ziegel schenckt sie ihre purpur-schnecken/ Gedenckt auch alle jahr zu halten einen schmauß. Der Nymphen schönes volck wil dich hinfort bewohnen/ Die nackten Amor'n gehn und legen zwibeln ein/ Daß künftig wachsen auf narcissen/ anemonen/ Und daß ein ewig lentz um deine burg muß seyn. Wer
Vermiſchte Gedichte. Ein ſuͤſſer uͤbelſtand/ und uͤble ſuͤßigkeit/Ein bittrer honigſafft/ der von geruch beliebet/ Und der uns im geſchmack gifft/ peſt und galle giebet/ Ein wetter das man wuͤnſcht/ und eine lichte nacht/ Ein dick verfinſtert licht/ ein abgeſtorbnes leben Und ein belebter tod; ein fehler der vergeben/ Doch nicht vergeſſen wird. Ein ſchandfleck/ der mit pracht Und ſchmincke ſich beſtreicht. Ein tugendhafftes lafter Und ſchnoͤder miſſethat gelindes artzney-pflaſter/ Ein unbeſtaͤndig ſpiel und ein beſtaͤndig trug/ Ein’ ausgekraͤffte krafft/ ein gantz beweglich feſtes/ Ein allgemeiner ſchluß/ den narrheit nennt ſein beſtes/ Ein rath der urtheil ſpricht gantz ohne recht und fug/ Ein wolſtand der betruͤbt/ ein gluͤck das nicht erſcheinet/ Ein luſt-haus/ da die ſeel den freyen ſtand beweinet. Auf das am ſonntag Cantate an. 1681 zu nacht eingebrante ſommer bauß tit. Hn. Zach. von Fritſchens. H. M. Sonne[t]. BRenn immer wie du wilt/ du altes ſommer-hauß/ Den freunden nur zur luſt/ den nachbarn nicht zum ſchrecken/ Es darff kein waͤchter hier den brand zu loͤſchen wecken: Denn ob du gleich anitzt vergehſt in aſch und grauß/ So baut der herr von Fritſch dich ſchoͤner wieder aus/ Und Venus will dich ſelbſt mit ihren roſen decken/ Ja/ ſtatt der ziegel ſchenckt ſie ihre purpur-ſchnecken/ Gedenckt auch alle jahr zu halten einen ſchmauß. Der Nymphen ſchoͤnes volck wil dich hinfort bewohnen/ Die nackten Amor’n gehn und legen zwibeln ein/ Daß kuͤnftig wachſen auf narciſſen/ anemonen/ Und daß ein ewig lentz um deine burg muß ſeyn. Wer
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Vermiſchte Gedichte.
Ein ſuͤſſer uͤbelſtand/ und uͤble ſuͤßigkeit/
Ein bittrer honigſafft/ der von geruch beliebet/
Und der uns im geſchmack gifft/ peſt und galle giebet/
Ein wetter das man wuͤnſcht/ und eine lichte nacht/
Ein dick verfinſtert licht/ ein abgeſtorbnes leben
Und ein belebter tod; ein fehler der vergeben/
Doch nicht vergeſſen wird. Ein ſchandfleck/ der mit pracht
Und ſchmincke ſich beſtreicht. Ein tugendhafftes lafter
Und ſchnoͤder miſſethat gelindes artzney-pflaſter/
Ein unbeſtaͤndig ſpiel und ein beſtaͤndig trug/
Ein’ ausgekraͤffte krafft/ ein gantz beweglich feſtes/
Ein allgemeiner ſchluß/ den narrheit nennt ſein beſtes/
Ein rath der urtheil ſpricht gantz ohne recht und fug/
Ein wolſtand der betruͤbt/ ein gluͤck das nicht erſcheinet/
Ein luſt-haus/ da die ſeel den freyen ſtand beweinet.
Auf das am ſonntag Cantate an. 1681 zu nacht
eingebrante ſommer bauß tit. Hn. Zach. von
Fritſchens.
H. M.
Sonnet.
BRenn immer wie du wilt/ du altes ſommer-hauß/
Den freunden nur zur luſt/ den nachbarn nicht zum ſchrecken/
Es darff kein waͤchter hier den brand zu loͤſchen wecken:
Denn ob du gleich anitzt vergehſt in aſch und grauß/
So baut der herr von Fritſch dich ſchoͤner wieder aus/
Und Venus will dich ſelbſt mit ihren roſen decken/
Ja/ ſtatt der ziegel ſchenckt ſie ihre purpur-ſchnecken/
Gedenckt auch alle jahr zu halten einen ſchmauß.
Der Nymphen ſchoͤnes volck wil dich hinfort bewohnen/
Die nackten Amor’n gehn und legen zwibeln ein/
Daß kuͤnftig wachſen auf narciſſen/ anemonen/
Und daß ein ewig lentz um deine burg muß ſeyn.
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