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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Und also wächst der mensch an weißheit und verstande/
So wie die thiere nur an gliedern und gestalt.
Die geile jugend fliegt/ wie mutten nach dem brande/
Die männer werden schon in sünden wieder kalt;
Ein alter aber kan am ende beyden zeigen:
Wie weit ein Jcarus soll in die wolcken steigen.
Sein silber-weisses haupt ist lauter redligkeit/
Und öffnet doch zugleich ein zimmer voller kohlen/
Aus dem die armen trost in der bedrängten zeit/
Die fürsten rath und licht/ gelehrte flammen holen.
Drum hat uns Syrach schon wie Sparta dargethan:
Daß man das alter nicht genug verehren kan.
Erlaube demnach auch du crone grauer weisen/
Daß mein gemüthe dir ein kleines opffer bringt.
Jch suche dir hiemit nicht deinen ruhm zu preisen/
Den auff der strassen schon ein jedes kind besingt;
Nicht deine grosse treu/ die wie ein regen-bogen
Dem gantzen lande nichts als sonne zugezogen.
Dein geist ist viel zu groß vor feder und papier/
Nachdem ihn die natur so offters umgegossen:
Doch der genaden-brunn/ den GOttes güte dir
Durch deinen nahmens-tag vom neuen aufgeschlossen/
Hat wie der Musen-quell/ durch seine wunder-macht/
Mein hertze statt der kunst in diese reimen bracht.
Jhr himmel schwängert euch mit segen und gedeyen
Und schließt diß theure haupt in frische rosen ein!
Schafft daß die lüffte gold/ die wolcken perlen. schneyen/
Die speisen ambrosin/ die träncke nectar seyn/
Und wenn euch Willmann wird um euren willen fragen/
So laßt ihm allemal/ man will/ zurücke sagen.


An
Q 4
Vermiſchte Gedichte.
Und alſo waͤchſt der menſch an weißheit und verſtande/
So wie die thiere nur an gliedern und geſtalt.
Die geile jugend fliegt/ wie mutten nach dem brande/
Die maͤnner werden ſchon in ſuͤnden wieder kalt;
Ein alter aber kan am ende beyden zeigen:
Wie weit ein Jcarus ſoll in die wolcken ſteigen.
Sein ſilber-weiſſes haupt iſt lauter redligkeit/
Und oͤffnet doch zugleich ein zimmer voller kohlen/
Aus dem die armen troſt in der bedraͤngten zeit/
Die fuͤrſten rath und licht/ gelehrte flammen holen.
Drum hat uns Syrach ſchon wie Sparta dargethan:
Daß man das alter nicht genug verehren kan.
Erlaube demnach auch du crone grauer weiſen/
Daß mein gemuͤthe dir ein kleines opffer bringt.
Jch ſuche dir hiemit nicht deinen ruhm zu preiſen/
Den auff der ſtraſſen ſchon ein jedes kind beſingt;
Nicht deine groſſe treu/ die wie ein regen-bogen
Dem gantzen lande nichts als ſonne zugezogen.
Dein geiſt iſt viel zu groß vor feder und papier/
Nachdem ihn die natur ſo offters umgegoſſen:
Doch der genaden-brunn/ den GOttes guͤte dir
Durch deinen nahmens-tag vom neuen aufgeſchloſſen/
Hat wie der Muſen-quell/ durch ſeine wunder-macht/
Mein hertze ſtatt der kunſt in dieſe reimen bracht.
Jhr himmel ſchwaͤngert euch mit ſegen und gedeyen
Und ſchließt diß theure haupt in friſche roſen ein!
Schafft daß die luͤffte gold/ die wolcken perlen. ſchneyen/
Die ſpeiſen ambroſin/ die traͤncke nectar ſeyn/
Und wenn euch Willmann wird um euren willen fragen/
So laßt ihm allemal/ man will/ zuruͤcke ſagen.


An
Q 4
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[247/0263] Vermiſchte Gedichte. Und alſo waͤchſt der menſch an weißheit und verſtande/ So wie die thiere nur an gliedern und geſtalt. Die geile jugend fliegt/ wie mutten nach dem brande/ Die maͤnner werden ſchon in ſuͤnden wieder kalt; Ein alter aber kan am ende beyden zeigen: Wie weit ein Jcarus ſoll in die wolcken ſteigen. Sein ſilber-weiſſes haupt iſt lauter redligkeit/ Und oͤffnet doch zugleich ein zimmer voller kohlen/ Aus dem die armen troſt in der bedraͤngten zeit/ Die fuͤrſten rath und licht/ gelehrte flammen holen. Drum hat uns Syrach ſchon wie Sparta dargethan: Daß man das alter nicht genug verehren kan. Erlaube demnach auch du crone grauer weiſen/ Daß mein gemuͤthe dir ein kleines opffer bringt. Jch ſuche dir hiemit nicht deinen ruhm zu preiſen/ Den auff der ſtraſſen ſchon ein jedes kind beſingt; Nicht deine groſſe treu/ die wie ein regen-bogen Dem gantzen lande nichts als ſonne zugezogen. Dein geiſt iſt viel zu groß vor feder und papier/ Nachdem ihn die natur ſo offters umgegoſſen: Doch der genaden-brunn/ den GOttes guͤte dir Durch deinen nahmens-tag vom neuen aufgeſchloſſen/ Hat wie der Muſen-quell/ durch ſeine wunder-macht/ Mein hertze ſtatt der kunſt in dieſe reimen bracht. Jhr himmel ſchwaͤngert euch mit ſegen und gedeyen Und ſchließt diß theure haupt in friſche roſen ein! Schafft daß die luͤffte gold/ die wolcken perlen. ſchneyen/ Die ſpeiſen ambroſin/ die traͤncke nectar ſeyn/ Und wenn euch Willmann wird um euren willen fragen/ So laßt ihm allemal/ man will/ zuruͤcke ſagen. An Q 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/263>, abgerufen am 22.11.2024.