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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
An den General Fabian Ferson/ als er Ao. 1675
mit erster schiffarth nach Stockholm ankam.
E. C. S.
WEnn/ welt-berühmter held/ ein knecht sich darff erkühnen/
Nach aller möglichkeit dich heute zu bedienen/
So hab ich diß zu thun vor andern gutes recht;
Denn ich erkenne mich für deinen schlechten knecht.
Jch lege mich hiermit zu deinen füssen nieder/
Und überreiche dir die unvollkommne lieder/
Mit welchen ich in eil den frohen tag beehrt/
An welchem du gesund bey uns bist eingekehrt.
Wir dancken GOtt dafür/ ob schon die lieben deinen/
Die du zurücke liest/ umb dich noch traurig scheinen/
Fürnehmlich weil ihr feind in voller rüstung steht/
Und/ wie berichtet wird/ an ihre gräntzen geht.
Man sagt/ die Dün' als sie dein abseyn hätt vernommen/
Sey in der wilden see sehr weit dir nachgeschwommen/
Und weil sie dich nicht fand/ hat sie/ die nun betagt/
Jhr schilfficht haupt beraufft und dich sehr hoch beklagt.
Es rieff dir sehnlich nach ihr gantzes hoffgesinde/
Vor allen andern doch die junge Dünamünde/
Die ihre tochter ist/ rieff immer diese wort:
Ach vater! ziehst du weg? ach vater! ziehst du fort?
O ach! und lässest mich in händen meiner neider?
Jndem sie dieses sprach/ zerriß sie ihre kleider/
Wie ihre mutter that; seit dieses ist geschehn/
Hat man sie beyde bloß und nackend gehn gesehn.
Wie schmertzlich sie nun dort dein abseyn ietzt bereuen/
So hertzlich können wir uns deiner ankunfft freuen;
Der alte Mehler selbst/ wie mir wird fürgebracht/
Hat unter seinem eiß heut über laut gelacht.
Es ströhmte neben ihm die liebliche Syrene
Durch ihre silberfluth ein jauchzendes gethöne/
So daß ihr heller schall den fluth-crystall durchbrach:
Die klippen sprachen ihm mit schweren lippen nach
Und
Vermiſchte Gedichte.
An den General Fabian Ferſon/ als er Ao. 1675
mit erſter ſchiffarth nach Stockholm ankam.
E. C. S.
WEnn/ welt-beruͤhmter held/ ein knecht ſich darff erkuͤhnen/
Nach aller moͤglichkeit dich heute zu bedienen/
So hab ich diß zu thun vor andern gutes recht;
Denn ich erkenne mich fuͤr deinen ſchlechten knecht.
Jch lege mich hiermit zu deinen fuͤſſen nieder/
Und uͤberreiche dir die unvollkommne lieder/
Mit welchen ich in eil den frohen tag beehrt/
An welchem du geſund bey uns biſt eingekehrt.
Wir dancken GOtt dafuͤr/ ob ſchon die lieben deinen/
Die du zuruͤcke lieſt/ umb dich noch traurig ſcheinen/
Fuͤrnehmlich weil ihr feind in voller ruͤſtung ſteht/
Und/ wie berichtet wird/ an ihre graͤntzen geht.
Man ſagt/ die Duͤn’ als ſie dein abſeyn haͤtt vernommen/
Sey in der wilden ſee ſehr weit dir nachgeſchwommen/
Und weil ſie dich nicht fand/ hat ſie/ die nun betagt/
Jhr ſchilfficht haupt beraufft und dich ſehr hoch beklagt.
Es rieff dir ſehnlich nach ihr gantzes hoffgeſinde/
Vor allen andern doch die junge Duͤnamuͤnde/
Die ihre tochter iſt/ rieff immer dieſe wort:
Ach vater! ziehſt du weg? ach vater! ziehſt du fort?
O ach! und laͤſſeſt mich in haͤnden meiner neider?
Jndem ſie dieſes ſprach/ zerriß ſie ihre kleider/
Wie ihre mutter that; ſeit dieſes iſt geſchehn/
Hat man ſie beyde bloß und nackend gehn geſehn.
Wie ſchmertzlich ſie nun dort dein abſeyn ietzt bereuen/
So hertzlich koͤnnen wir uns deiner ankunfft freuen;
Der alte Mehler ſelbſt/ wie mir wird fuͤrgebracht/
Hat unter ſeinem eiß heut uͤber laut gelacht.
Es ſtroͤhmte neben ihm die liebliche Syrene
Durch ihre ſilberfluth ein jauchzendes gethoͤne/
So daß ihr heller ſchall den fluth-cryſtall durchbrach:
Die klippen ſprachen ihm mit ſchweren lippen nach
Und
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[248/0264] Vermiſchte Gedichte. An den General Fabian Ferſon/ als er Ao. 1675 mit erſter ſchiffarth nach Stockholm ankam. E. C. S. WEnn/ welt-beruͤhmter held/ ein knecht ſich darff erkuͤhnen/ Nach aller moͤglichkeit dich heute zu bedienen/ So hab ich diß zu thun vor andern gutes recht; Denn ich erkenne mich fuͤr deinen ſchlechten knecht. Jch lege mich hiermit zu deinen fuͤſſen nieder/ Und uͤberreiche dir die unvollkommne lieder/ Mit welchen ich in eil den frohen tag beehrt/ An welchem du geſund bey uns biſt eingekehrt. Wir dancken GOtt dafuͤr/ ob ſchon die lieben deinen/ Die du zuruͤcke lieſt/ umb dich noch traurig ſcheinen/ Fuͤrnehmlich weil ihr feind in voller ruͤſtung ſteht/ Und/ wie berichtet wird/ an ihre graͤntzen geht. Man ſagt/ die Duͤn’ als ſie dein abſeyn haͤtt vernommen/ Sey in der wilden ſee ſehr weit dir nachgeſchwommen/ Und weil ſie dich nicht fand/ hat ſie/ die nun betagt/ Jhr ſchilfficht haupt beraufft und dich ſehr hoch beklagt. Es rieff dir ſehnlich nach ihr gantzes hoffgeſinde/ Vor allen andern doch die junge Duͤnamuͤnde/ Die ihre tochter iſt/ rieff immer dieſe wort: Ach vater! ziehſt du weg? ach vater! ziehſt du fort? O ach! und laͤſſeſt mich in haͤnden meiner neider? Jndem ſie dieſes ſprach/ zerriß ſie ihre kleider/ Wie ihre mutter that; ſeit dieſes iſt geſchehn/ Hat man ſie beyde bloß und nackend gehn geſehn. Wie ſchmertzlich ſie nun dort dein abſeyn ietzt bereuen/ So hertzlich koͤnnen wir uns deiner ankunfft freuen; Der alte Mehler ſelbſt/ wie mir wird fuͤrgebracht/ Hat unter ſeinem eiß heut uͤber laut gelacht. Es ſtroͤhmte neben ihm die liebliche Syrene Durch ihre ſilberfluth ein jauchzendes gethoͤne/ So daß ihr heller ſchall den fluth-cryſtall durchbrach: Die klippen ſprachen ihm mit ſchweren lippen nach Und

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/264>, abgerufen am 10.05.2024.