Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Aus dem lob-gedichte DU aber/ Friederich/ mein ältst- und theurster sohn/Friedrich Wilhelms des Großen/ Chur-Fürstens zu Brandenburg. Der seegen und abschied Seiner Churfürstlichen Durchl. an ihren/ von der Oranischen Gemahlin/ hinter- lassenen Erb- und Chur-Printzen Friedrich. + + + Du erbe meines reichs/ nim ein den vater-thron/ Sey freudig und getrost/ und laß vor nichts dir grauen: So schwer des zepters hefft auch immer anzuschauen. Jch lasse dir viel land; doch auch viel fähigkeit/ Jch kenne deinen muth zum frieden und zum streit. Die thaten meines lauffs kan zwar kein jahrbuch faßen; Doch hab ich viel/ noch viel zu thun dir hinterlassen. Die grösse hat/ nechst GOtt/ dein Brandenburg von mir; Doch die glückseeligkeit erwartet es von dir. Du bist der eintzige/ den ich mir kan erkiesen/ Von der verstorbenen Oranischen Luysen. Doch lebt von dem geblüt ein Wilhelm noch der welt/ Der mit dir sein geschlecht und meinen ruhm erhält. Es werden (wo mein tod vermag zu prophezeyen) Vor euch sich könige der grösten reiche scheuen. Er nimt/ (ich seh' es schon) sein königs-erbtheil ein/ Und du wirst ihm/ als freund/ hierinn behülflich seyn. Er wird/ nach dem gesetz/ ein frevel-kind verjagen/ Und du wirst unterdeß den bunds-genossen schlagen. Der
Vermiſchte Gedichte. Aus dem lob-gedichte DU aber/ Friederich/ mein aͤltſt- und theurſter ſohn/Friedrich Wilhelms des Großen/ Chur-Fuͤrſtens zu Brandenburg. Der ſeegen und abſchied Seiner Churfuͤrſtlichen Durchl. an ihren/ von der Oraniſchen Gemahlin/ hinter- laſſenen Erb- und Chur-Printzen Friedrich. † † † Du erbe meines reichs/ nim ein den vater-thron/ Sey freudig und getroſt/ und laß vor nichts dir grauen: So ſchwer des zepters hefft auch immer anzuſchauen. Jch laſſe dir viel land; doch auch viel faͤhigkeit/ Jch kenne deinen muth zum frieden und zum ſtreit. Die thaten meines lauffs kan zwar kein jahrbuch faßen; Doch hab ich viel/ noch viel zu thun dir hinterlaſſen. Die groͤſſe hat/ nechſt GOtt/ dein Brandenburg von mir; Doch die gluͤckſeeligkeit erwartet es von dir. Du biſt der eintzige/ den ich mir kan erkieſen/ Von der verſtorbenen Oraniſchen Luyſen. Doch lebt von dem gebluͤt ein Wilhelm noch der welt/ Der mit dir ſein geſchlecht und meinen ruhm erhaͤlt. Es werden (wo mein tod vermag zu prophezeyen) Vor euch ſich koͤnige der groͤſten reiche ſcheuen. Er nimt/ (ich ſeh’ es ſchon) ſein koͤnigs-erbtheil ein/ Und du wirſt ihm/ als freund/ hierinn behuͤlflich ſeyn. Er wird/ nach dem geſetz/ ein frevel-kind verjagen/ Und du wirſt unterdeß den bunds-genoſſen ſchlagen. Der
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Vermiſchte Gedichte.
Aus dem lob-gedichte
Friedrich Wilhelms des Großen/
Chur-Fuͤrſtens zu Brandenburg.
Der
ſeegen und abſchied
Seiner Churfuͤrſtlichen Durchl.
an ihren/ von der Oraniſchen Gemahlin/ hinter-
laſſenen Erb- und Chur-Printzen
Friedrich.
† † †
DU aber/ Friederich/ mein aͤltſt- und theurſter ſohn/
Du erbe meines reichs/ nim ein den vater-thron/
Sey freudig und getroſt/ und laß vor nichts dir grauen:
So ſchwer des zepters hefft auch immer anzuſchauen.
Jch laſſe dir viel land; doch auch viel faͤhigkeit/
Jch kenne deinen muth zum frieden und zum ſtreit.
Die thaten meines lauffs kan zwar kein jahrbuch faßen;
Doch hab ich viel/ noch viel zu thun dir hinterlaſſen.
Die groͤſſe hat/ nechſt GOtt/ dein Brandenburg von mir;
Doch die gluͤckſeeligkeit erwartet es von dir.
Du biſt der eintzige/ den ich mir kan erkieſen/
Von der verſtorbenen Oraniſchen Luyſen.
Doch lebt von dem gebluͤt ein Wilhelm noch der welt/
Der mit dir ſein geſchlecht und meinen ruhm erhaͤlt.
Es werden (wo mein tod vermag zu prophezeyen)
Vor euch ſich koͤnige der groͤſten reiche ſcheuen.
Er nimt/ (ich ſeh’ es ſchon) ſein koͤnigs-erbtheil ein/
Und du wirſt ihm/ als freund/ hierinn behuͤlflich ſeyn.
Er wird/ nach dem geſetz/ ein frevel-kind verjagen/
Und du wirſt unterdeß den bunds-genoſſen ſchlagen.
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