Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.

Wer einmahl sich dem thun des himmels hat ergeben/
Kan nirgends besser als bey dessen sternen leben.

Zwar das verwehnte fleisch/ und mehr als zarte wallen/
Das nach dem ersten fall in unsern adern glüht/
Sucht lieber auff der welt sein höchstes wolgefallen;
Jndem es irrdsche kost in seine nahrung zieht:
Man will mit grossem schein von vielem unrecht sagen/
Wenn uns Gott zeitig läst zu unserm grabe tragen.
Bald soll der lichte schmuck gekrönter diamanten/
Der hoch-erhabne thron/ des purpers fürstlich schein/
Des zepters mächtig gold/ die schaaren der trabanten
Uns von der finstern nacht der engen grufft befreyn:
Und keiner fast bedenckt/ wie der verklärte schimmer
Der hellen ewigkeit trotz' alle käyser-zimmer.
Bald soll der vorfahrn thun/ die längst die grufft geschauet/
Und vieler schilde werth/ und vieler fahnen pracht/
Das schloß das dazumahl der anherr noch gebauet/
Verhindern und verwehrn des todes strenge macht:
Und niemand kennt den glantz der edlen seraphinen/
Die um den sieges-stuhl des streitbarn lammes dienen.
Und die/ die durch verstand der erden sich entrissen/
Und an der sterne pol den klugen geist gebracht/
Begehren gleichfals nichts von irrdscher grufft zu wissen/
Sie kleben an der welt/ die doch ihr sinn verlacht:
Verwegen; denn es ist nur stückwerck ihr studieren:
Dort kan der weißheit brunn das gantze werck vollführen.
Bald aber soll die zier der rosen-vollen wangen/
Der frühling/ der verjüngt auf allen gliedern blüht/
Die heßliche gestalt des todes nicht erlangen/
Man ist vor wurm und wust mit safft und kraut bemüht:
Und

Begraͤbniß-Gedichte.

Wer einmahl ſich dem thun des himmels hat ergeben/
Kan nirgends beſſer als bey deſſen ſternen leben.

Zwar das verwehnte fleiſch/ und mehr als zarte wallen/
Das nach dem erſten fall in unſern adern gluͤht/
Sucht lieber auff der welt ſein hoͤchſtes wolgefallen;
Jndem es irrdſche koſt in ſeine nahrung zieht:
Man will mit groſſem ſchein von vielem unrecht ſagen/
Wenn uns Gott zeitig laͤſt zu unſerm grabe tragen.
Bald ſoll der lichte ſchmuck gekroͤnter diamanten/
Der hoch-erhabne thron/ des purpers fuͤrſtlich ſchein/
Des zepters maͤchtig gold/ die ſchaaren der trabanten
Uns von der finſtern nacht der engen grufft befreyn:
Und keiner faſt bedenckt/ wie der verklaͤrte ſchimmer
Der hellen ewigkeit trotz’ alle kaͤyſer-zimmer.
Bald ſoll der vorfahrn thun/ die laͤngſt die grufft geſchauet/
Und vieler ſchilde werth/ und vieler fahnen pracht/
Das ſchloß das dazumahl der anherr noch gebauet/
Verhindern und verwehrn des todes ſtrenge macht:
Und niemand kennt den glantz der edlen ſeraphinen/
Die um den ſieges-ſtuhl des ſtreitbarn lammes dienen.
Und die/ die durch verſtand der erden ſich entriſſen/
Und an der ſterne pol den klugen geiſt gebracht/
Begehren gleichfals nichts von irrdſcher grufft zu wiſſen/
Sie kleben an der welt/ die doch ihr ſinn verlacht:
Verwegen; denn es iſt nur ſtuͤckwerck ihr ſtudieren:
Dort kan der weißheit brunn das gantze werck vollfuͤhren.
Bald aber ſoll die zier der roſen-vollen wangen/
Der fruͤhling/ der verjuͤngt auf allen gliedern bluͤht/
Die heßliche geſtalt des todes nicht erlangen/
Man iſt vor wurm und wuſt mit ſafft und kraut bemuͤht:
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <l>
              <pb facs="#f0216" n="200"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Wer einmahl &#x017F;ich dem thun des himmels hat ergeben/</l><lb/>
            <l>Kan nirgends be&#x017F;&#x017F;er als bey de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ternen leben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Zwar das verwehnte flei&#x017F;ch/ und mehr als zarte wallen/</l><lb/>
            <l>Das nach dem er&#x017F;ten fall in un&#x017F;ern adern glu&#x0364;ht/</l><lb/>
            <l>Sucht lieber auff der welt &#x017F;ein ho&#x0364;ch&#x017F;tes wolgefallen;</l><lb/>
            <l>Jndem es irrd&#x017F;che ko&#x017F;t in &#x017F;eine nahrung zieht:</l><lb/>
            <l>Man will mit gro&#x017F;&#x017F;em &#x017F;chein von vielem unrecht &#x017F;agen/</l><lb/>
            <l>Wenn uns Gott zeitig la&#x0364;&#x017F;t zu un&#x017F;erm grabe tragen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Bald &#x017F;oll der lichte &#x017F;chmuck gekro&#x0364;nter diamanten/</l><lb/>
            <l>Der hoch-erhabne thron/ des purpers fu&#x0364;r&#x017F;tlich &#x017F;chein/</l><lb/>
            <l>Des zepters ma&#x0364;chtig gold/ die &#x017F;chaaren der trabanten</l><lb/>
            <l>Uns von der fin&#x017F;tern nacht der engen grufft befreyn:</l><lb/>
            <l>Und keiner fa&#x017F;t bedenckt/ wie der verkla&#x0364;rte &#x017F;chimmer</l><lb/>
            <l>Der hellen ewigkeit trotz&#x2019; alle ka&#x0364;y&#x017F;er-zimmer.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Bald &#x017F;oll der vorfahrn thun/ die la&#x0364;ng&#x017F;t die grufft ge&#x017F;chauet/</l><lb/>
            <l>Und vieler &#x017F;childe werth/ und vieler fahnen pracht/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;chloß das dazumahl der anherr noch gebauet/</l><lb/>
            <l>Verhindern und verwehrn des todes &#x017F;trenge macht:</l><lb/>
            <l>Und niemand kennt den glantz der edlen &#x017F;eraphinen/</l><lb/>
            <l>Die um den &#x017F;ieges-&#x017F;tuhl des &#x017F;treitbarn lammes dienen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Und die/ die durch ver&#x017F;tand der erden &#x017F;ich entri&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und an der &#x017F;terne pol den klugen gei&#x017F;t gebracht/</l><lb/>
            <l>Begehren gleichfals nichts von irrd&#x017F;cher grufft zu wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Sie kleben an der welt/ die doch ihr &#x017F;inn verlacht:</l><lb/>
            <l>Verwegen; denn es i&#x017F;t nur &#x017F;tu&#x0364;ckwerck ihr &#x017F;tudieren:</l><lb/>
            <l>Dort kan der weißheit brunn das gantze werck vollfu&#x0364;hren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Bald aber &#x017F;oll die zier der ro&#x017F;en-vollen wangen/</l><lb/>
            <l>Der fru&#x0364;hling/ der verju&#x0364;ngt auf allen gliedern blu&#x0364;ht/</l><lb/>
            <l>Die heßliche ge&#x017F;talt des todes nicht erlangen/</l><lb/>
            <l>Man i&#x017F;t vor wurm und wu&#x017F;t mit &#x017F;afft und kraut bemu&#x0364;ht:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0216] Begraͤbniß-Gedichte. Wer einmahl ſich dem thun des himmels hat ergeben/ Kan nirgends beſſer als bey deſſen ſternen leben. Zwar das verwehnte fleiſch/ und mehr als zarte wallen/ Das nach dem erſten fall in unſern adern gluͤht/ Sucht lieber auff der welt ſein hoͤchſtes wolgefallen; Jndem es irrdſche koſt in ſeine nahrung zieht: Man will mit groſſem ſchein von vielem unrecht ſagen/ Wenn uns Gott zeitig laͤſt zu unſerm grabe tragen. Bald ſoll der lichte ſchmuck gekroͤnter diamanten/ Der hoch-erhabne thron/ des purpers fuͤrſtlich ſchein/ Des zepters maͤchtig gold/ die ſchaaren der trabanten Uns von der finſtern nacht der engen grufft befreyn: Und keiner faſt bedenckt/ wie der verklaͤrte ſchimmer Der hellen ewigkeit trotz’ alle kaͤyſer-zimmer. Bald ſoll der vorfahrn thun/ die laͤngſt die grufft geſchauet/ Und vieler ſchilde werth/ und vieler fahnen pracht/ Das ſchloß das dazumahl der anherr noch gebauet/ Verhindern und verwehrn des todes ſtrenge macht: Und niemand kennt den glantz der edlen ſeraphinen/ Die um den ſieges-ſtuhl des ſtreitbarn lammes dienen. Und die/ die durch verſtand der erden ſich entriſſen/ Und an der ſterne pol den klugen geiſt gebracht/ Begehren gleichfals nichts von irrdſcher grufft zu wiſſen/ Sie kleben an der welt/ die doch ihr ſinn verlacht: Verwegen; denn es iſt nur ſtuͤckwerck ihr ſtudieren: Dort kan der weißheit brunn das gantze werck vollfuͤhren. Bald aber ſoll die zier der roſen-vollen wangen/ Der fruͤhling/ der verjuͤngt auf allen gliedern bluͤht/ Die heßliche geſtalt des todes nicht erlangen/ Man iſt vor wurm und wuſt mit ſafft und kraut bemuͤht: Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/216
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/216>, abgerufen am 02.05.2024.