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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Bedeckt: denn auch die krufft ihr wird zum ehren-tempel/
Und sie auch sterbende der lebenden exempel.

Jch schweige; denn itzt tritt glaub/ lieb/ und hoffnung auf/
Sie schlagen an die brust/ sie rauffen ihre haare/
Mit thränen netzen sie der theuren schwester baare/
Sie küssen ihren stein; die gottesfurcht schreibt drauff:
Verwesung! zähme dich! du solt kein recht hier haben/
Mein hertz und auge liegt in dieser grufft begraben.


Sonnet
Auf die beerdigung Hn. D. D. Heimbürgers/
Archidiaconi zu Berlin; nach anleitung des
Evangelii vom ungerechten
haußhalter.
C. E.
WJe redlich hastu doch dem Herren haußgehalten/
Der die geheimniß dir des himmels anvertraut:
O theurer seelen-artzt! wer hat dich nicht geschaut
Mit unermüdtem fleiß dein schweres amt verwalten?
Wann so viel donner-wort' aus deinem mund erschallten/
Welch hartes felsen-hertz ward nicht dadurch erbaut?
Jtzt aber da du schweigst/ erschüttert uns die haut/
Und unser hertz will schier samt deinem leid erkalten:
Du legst die rechnung ab vor GOttes lichtem thron/
Und überkommst daselbst den theuren gnaden-lohn/
Die engel nehmen dich in ihren frommen orden:
Und da dein leib hier nicht mehr häuß auff erden hält/
Verläst als pilgrim du die hütten dieser welt/
Und bist nunmehr daheim ein himmels-bürger worden.


Son-
II. Theil. N

Begraͤbniß-Gedichte.

Bedeckt: denn auch die krufft ihr wird zum ehren-tempel/
Und ſie auch ſterbende der lebenden exempel.

Jch ſchweige; denn itzt tritt glaub/ lieb/ und hoffnung auf/
Sie ſchlagen an die bruſt/ ſie rauffen ihre haare/
Mit thraͤnen netzen ſie der theuren ſchweſter baare/
Sie kuͤſſen ihren ſtein; die gottesfurcht ſchreibt drauff:
Verweſung! zaͤhme dich! du ſolt kein recht hier haben/
Mein hertz und auge liegt in dieſer grufft begraben.


Sonnet
Auf die beerdigung Hn. D. D. Heimbuͤrgers/
Archidiaconi zu Berlin; nach anleitung des
Evangelii vom ungerechten
haußhalter.
C. E.
WJe redlich haſtu doch dem Herren haußgehalten/
Der die geheimniß dir des himmels anvertraut:
O theurer ſeelen-artzt! wer hat dich nicht geſchaut
Mit unermuͤdtem fleiß dein ſchweres amt verwalten?
Wann ſo viel donner-wort’ aus deinem mund erſchallten/
Welch hartes felſen-hertz ward nicht dadurch erbaut?
Jtzt aber da du ſchweigſt/ erſchuͤttert uns die haut/
Und unſer hertz will ſchier ſamt deinem leid erkalten:
Du legſt die rechnung ab vor GOttes lichtem thron/
Und uͤberkommſt daſelbſt den theuren gnaden-lohn/
Die engel nehmen dich in ihren frommen orden:
Und da dein leib hier nicht mehr haͤuß auff erden haͤlt/
Verlaͤſt als pilgrim du die huͤtten dieſer welt/
Und biſt nunmehr daheim ein himmels-buͤrger worden.


Son-
II. Theil. N
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[193/0209] Begraͤbniß-Gedichte. Bedeckt: denn auch die krufft ihr wird zum ehren-tempel/ Und ſie auch ſterbende der lebenden exempel. Jch ſchweige; denn itzt tritt glaub/ lieb/ und hoffnung auf/ Sie ſchlagen an die bruſt/ ſie rauffen ihre haare/ Mit thraͤnen netzen ſie der theuren ſchweſter baare/ Sie kuͤſſen ihren ſtein; die gottesfurcht ſchreibt drauff: Verweſung! zaͤhme dich! du ſolt kein recht hier haben/ Mein hertz und auge liegt in dieſer grufft begraben. Sonnet Auf die beerdigung Hn. D. D. Heimbuͤrgers/ Archidiaconi zu Berlin; nach anleitung des Evangelii vom ungerechten haußhalter. C. E. WJe redlich haſtu doch dem Herren haußgehalten/ Der die geheimniß dir des himmels anvertraut: O theurer ſeelen-artzt! wer hat dich nicht geſchaut Mit unermuͤdtem fleiß dein ſchweres amt verwalten? Wann ſo viel donner-wort’ aus deinem mund erſchallten/ Welch hartes felſen-hertz ward nicht dadurch erbaut? Jtzt aber da du ſchweigſt/ erſchuͤttert uns die haut/ Und unſer hertz will ſchier ſamt deinem leid erkalten: Du legſt die rechnung ab vor GOttes lichtem thron/ Und uͤberkommſt daſelbſt den theuren gnaden-lohn/ Die engel nehmen dich in ihren frommen orden: Und da dein leib hier nicht mehr haͤuß auff erden haͤlt/ Verlaͤſt als pilgrim du die huͤtten dieſer welt/ Und biſt nunmehr daheim ein himmels-buͤrger worden. Son- II. Theil. N

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/209>, abgerufen am 02.05.2024.