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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Und welche durch des raubes hand
Die gantze gegend umgewandt.

Wenn du diß wirst vor Namur finden/
Alsdann wird deine kümmerniß/
Zum wenigsten so lang gewiß/
Als du vor Namur bist/ verschwinden:
Wie sich ein kleiner fluß verliert/
Wenn er sich in das meer geführt.
Alsdann wirst du/ nach allen fällen/
Die du vor Namur siehst und hörst/
Wenn du nun wieder zu uns kehrst/
Dir auch Berlin vor augen stellen:
Und da auch finden/ was dein leid
Durch fremde traurigkeit zerstreut.
Da wird sich (derer zu geschweigen/
So Namurs sturm dahin gerafft)
Selbst deines Fürstens leidenschafft
Und seines nechsten dieners zeigen:
Der/ wie sein Fürst/ durch gleichen schluß
Um einen bruder trauren muß.
Da wird dir (wilst du wittwers haben/)
Dein Below zum exempel stehn.
Da wirst du einen Kniphauß sehn/
Der gar drey leichen muß begraben:
Und Lottum/ dem der tod entreist/
Was selbst der neid unschätzbar heist.
Da wirst du endlich auch erfahren/
Wie alles trauren ohne frucht:
Wie ich/ der dich zu trösten sucht/
Mich

Begraͤbniß-Gedichte.

Und welche durch des raubes hand
Die gantze gegend umgewandt.

Wenn du diß wirſt vor Namur finden/
Alsdann wird deine kuͤmmerniß/
Zum wenigſten ſo lang gewiß/
Als du vor Namur biſt/ verſchwinden:
Wie ſich ein kleiner fluß verliert/
Wenn er ſich in das meer gefuͤhrt.
Alsdann wirſt du/ nach allen faͤllen/
Die du vor Namur ſiehſt und hoͤrſt/
Wenn du nun wieder zu uns kehrſt/
Dir auch Berlin vor augen ſtellen:
Und da auch finden/ was dein leid
Durch fremde traurigkeit zerſtreut.
Da wird ſich (derer zu geſchweigen/
So Namurs ſturm dahin gerafft)
Selbſt deines Fuͤrſtens leidenſchafft
Und ſeines nechſten dieners zeigen:
Der/ wie ſein Fuͤrſt/ durch gleichen ſchluß
Um einen bruder trauren muß.
Da wird dir (wilſt du wittwers haben/)
Dein Below zum exempel ſtehn.
Da wirſt du einen Kniphauß ſehn/
Der gar drey leichen muß begraben:
Und Lottum/ dem der tod entreiſt/
Was ſelbſt der neid unſchaͤtzbar heiſt.
Da wirſt du endlich auch erfahren/
Wie alles trauren ohne frucht:
Wie ich/ der dich zu troͤſten ſucht/
Mich
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[180/0196] Begraͤbniß-Gedichte. Und welche durch des raubes hand Die gantze gegend umgewandt. Wenn du diß wirſt vor Namur finden/ Alsdann wird deine kuͤmmerniß/ Zum wenigſten ſo lang gewiß/ Als du vor Namur biſt/ verſchwinden: Wie ſich ein kleiner fluß verliert/ Wenn er ſich in das meer gefuͤhrt. Alsdann wirſt du/ nach allen faͤllen/ Die du vor Namur ſiehſt und hoͤrſt/ Wenn du nun wieder zu uns kehrſt/ Dir auch Berlin vor augen ſtellen: Und da auch finden/ was dein leid Durch fremde traurigkeit zerſtreut. Da wird ſich (derer zu geſchweigen/ So Namurs ſturm dahin gerafft) Selbſt deines Fuͤrſtens leidenſchafft Und ſeines nechſten dieners zeigen: Der/ wie ſein Fuͤrſt/ durch gleichen ſchluß Um einen bruder trauren muß. Da wird dir (wilſt du wittwers haben/) Dein Below zum exempel ſtehn. Da wirſt du einen Kniphauß ſehn/ Der gar drey leichen muß begraben: Und Lottum/ dem der tod entreiſt/ Was ſelbſt der neid unſchaͤtzbar heiſt. Da wirſt du endlich auch erfahren/ Wie alles trauren ohne frucht: Wie ich/ der dich zu troͤſten ſucht/ Mich

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/196>, abgerufen am 03.05.2024.