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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Begräbniß-Gedichte.

Versuchten wir dennoch durch waffen zu gewinnen;
Und da an Ofens fall des Türcken unfall hing/
Wie starb ich/ als ein Printz/ im edlerem beginnen?

Die Christen musten ja des barbers frevel rächen.
Und wie hier iederman erhitzt zum kampffe war;
Erstritt' ich mir vorher den vorzug der gefahr; *
Als Hertzog wolt' ich auch zu erst die mauren brechen.
Hie stand der ehren-thron der tugend ausgesetzt;
Glückselig/ wem der tod den aufftritt wollen gönnen!
Denn die gelegenheit wird billig werth geschätzt/
Dieweil sie uns so gut nicht wiederkommen können.
Was schad't es/ daß ein Printz im felde sterben müssen;
Bläst nicht der rauhe wind auch fürsten zimmer an?
Den harnisch/ den ich nicht im anlauf' angethan/
Braucht' ich mit grosser pracht zu meinem sterbe-küssen.
Hier überwand ich erst den menschlichen verdruß;
Es kont in freyer lufft mein ruhm auch mehr erschallen;
Der denn auch in der welt gewiß erschallen muß/
Da mich/ auf dieser bahn/ drey läger sehen fallen.
Mein Curland/ das mich liebt/ beklagt zwar mein verblassen;
Doch bleibet diß sein trost/ daß ich verewigt bin;
Und ihm und Brandenburg zum mercklichen gewinn
Die helden Casimir und Ferdinand verlassen.
Wobey auch selbst das haupt des reiches mich bedaurt;
Und Brandenburg für mich gar thränen lassen fliessen;
Voraus sein Friederich/ der mich noch stets betraurt/
Und mein gedächtnis sucht in stein und ertz zu schliessen.
Es ehren meinen tod auch Brandenburgs carthaunen/
Die durch sein gantzes land man von mir sausen hört/
Wo nur mein leich-gepräng mit meinem cörper fährt.
Wie
* Es ist bekant/ daß Se. Durchl. mit andern Obersten/ gleiches
alters/ um den vorzug dieser attaque gestritten/ und den vor-
zug behauptet/ wiewohl die andern eben wohl zum sturm
gegangen und mit erschossen worden.

Begraͤbniß-Gedichte.

Verſuchten wir dennoch durch waffen zu gewinnen;
Und da an Ofens fall des Tuͤrcken unfall hing/
Wie ſtarb ich/ als ein Printz/ im edlerem beginnen?

Die Chriſten muſten ja des barbers frevel raͤchen.
Und wie hier iederman erhitzt zum kampffe war;
Erſtritt’ ich mir vorher den vorzug der gefahr; *
Als Hertzog wolt’ ich auch zu erſt die mauren brechen.
Hie ſtand der ehren-thron der tugend ausgeſetzt;
Gluͤckſelig/ wem der tod den aufftritt wollen goͤnnen!
Denn die gelegenheit wird billig werth geſchaͤtzt/
Dieweil ſie uns ſo gut nicht wiederkommen koͤnnen.
Was ſchad’t es/ daß ein Printz im felde ſterben muͤſſen;
Blaͤſt nicht der rauhe wind auch fuͤrſten zimmer an?
Den harniſch/ den ich nicht im anlauf’ angethan/
Braucht’ ich mit groſſer pracht zu meinem ſterbe-kuͤſſen.
Hier uͤberwand ich erſt den menſchlichen verdruß;
Es kont in freyer lufft mein ruhm auch mehr erſchallen;
Der denn auch in der welt gewiß erſchallen muß/
Da mich/ auf dieſer bahn/ drey laͤger ſehen fallen.
Mein Curland/ das mich liebt/ beklagt zwar mein verblaſſen;
Doch bleibet diß ſein troſt/ daß ich verewigt bin;
Und ihm und Brandenburg zum mercklichen gewinn
Die helden Caſimir und Ferdinand verlaſſen.
Wobey auch ſelbſt das haupt des reiches mich bedaurt;
Und Brandenburg fuͤr mich gar thraͤnen laſſen flieſſen;
Voraus ſein Friederich/ der mich noch ſtets betraurt/
Und mein gedaͤchtnis ſucht in ſtein und ertz zu ſchlieſſen.
Es ehren meinen tod auch Brandenburgs carthaunen/
Die durch ſein gantzes land man von mir ſauſen hoͤrt/
Wo nur mein leich-gepraͤng mit meinem coͤrper faͤhrt.
Wie
* Es iſt bekant/ daß Se. Durchl. mit andern Oberſten/ gleiches
alters/ um den vorzug dieſer attaque geſtritten/ und den vor-
zug behauptet/ wiewohl die andern eben wohl zum ſturm
gegangen und mit erſchoſſen worden.
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[171/0187] Begraͤbniß-Gedichte. Verſuchten wir dennoch durch waffen zu gewinnen; Und da an Ofens fall des Tuͤrcken unfall hing/ Wie ſtarb ich/ als ein Printz/ im edlerem beginnen? Die Chriſten muſten ja des barbers frevel raͤchen. Und wie hier iederman erhitzt zum kampffe war; Erſtritt’ ich mir vorher den vorzug der gefahr; * Als Hertzog wolt’ ich auch zu erſt die mauren brechen. Hie ſtand der ehren-thron der tugend ausgeſetzt; Gluͤckſelig/ wem der tod den aufftritt wollen goͤnnen! Denn die gelegenheit wird billig werth geſchaͤtzt/ Dieweil ſie uns ſo gut nicht wiederkommen koͤnnen. Was ſchad’t es/ daß ein Printz im felde ſterben muͤſſen; Blaͤſt nicht der rauhe wind auch fuͤrſten zimmer an? Den harniſch/ den ich nicht im anlauf’ angethan/ Braucht’ ich mit groſſer pracht zu meinem ſterbe-kuͤſſen. Hier uͤberwand ich erſt den menſchlichen verdruß; Es kont in freyer lufft mein ruhm auch mehr erſchallen; Der denn auch in der welt gewiß erſchallen muß/ Da mich/ auf dieſer bahn/ drey laͤger ſehen fallen. Mein Curland/ das mich liebt/ beklagt zwar mein verblaſſen; Doch bleibet diß ſein troſt/ daß ich verewigt bin; Und ihm und Brandenburg zum mercklichen gewinn Die helden Caſimir und Ferdinand verlaſſen. Wobey auch ſelbſt das haupt des reiches mich bedaurt; Und Brandenburg fuͤr mich gar thraͤnen laſſen flieſſen; Voraus ſein Friederich/ der mich noch ſtets betraurt/ Und mein gedaͤchtnis ſucht in ſtein und ertz zu ſchlieſſen. Es ehren meinen tod auch Brandenburgs carthaunen/ Die durch ſein gantzes land man von mir ſauſen hoͤrt/ Wo nur mein leich-gepraͤng mit meinem coͤrper faͤhrt. Wie * Es iſt bekant/ daß Se. Durchl. mit andern Oberſten/ gleiches alters/ um den vorzug dieſer attaque geſtritten/ und den vor- zug behauptet/ wiewohl die andern eben wohl zum ſturm gegangen und mit erſchoſſen worden.

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/187>, abgerufen am 25.11.2024.