Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Gedichte.

Wo nicht/ so saget mir dabey/
Bey welchem theil das meiste sey.

12.
Doch halt ich/ wißt ihrs selbst noch nicht/
Drum wird es auff erfahrung stehen/
Jhr solt noch heut vors liebs-gericht/
Da solt ihr eure part versehen/
Jch wette/ wenn ich gleich verliehr/
Die liebste hat mehr hertz als ihr.


Auf das Waltsgott- und Hilmannische
hochzeit-fest.
NJm werther bruder diß/ so gut als meine liebe
Dir in der einsamkeit von ferne dienen kan.
Es steht mein Helicon ietzunder etwas trübe:
Dir bricht ein helles licht/ mir nacht und schatten an
Dein himmel schmücket sich mit einer göldnen sonne/
Es dünckt mich deine lust ein blosser traum zu seyn/
Du lebst wie du verlangst in süsser Oster-wonne;
Allein bey mir allhier fällt erst die fasten ein.
Doch schau/ der ferne weg zeucht mich von deinen freuden
Nicht gar so gäntzlich ab: es will mein bestes ich
An deiner fröligkeit sich gegenwärtig weiden;
Mich dünckt/ ich seh bereits dich/ theurer bruder/ dich.
Jch komme gantz zu dir/ und lasse nur die schaale/
Und das befleischte hauß bey seinen musen stehn:
Jch komm und sehe dich in einem hochzeit-saale/
Und ein recht himmlisch kind an deiner seite gehn.
Entbrich dich doch so viel von deiner hochzeit-freude/
Und schau noch einst zurück/ wohin das glücke zielt:
Wie selbtes dich nunmehr in lauter rosen weide/
Nachdem es manchen dorn in deine brust gespielt.
Dich riß ein fester schluß in abgelegne gräntzen/
Wo einst der erden-kreiß ein knecht und sclave hieß;
Wo

Hochzeit-Gedichte.

Wo nicht/ ſo ſaget mir dabey/
Bey welchem theil das meiſte ſey.

12.
Doch halt ich/ wißt ihrs ſelbſt noch nicht/
Drum wird es auff erfahrung ſtehen/
Jhr ſolt noch heut vors liebs-gericht/
Da ſolt ihr eure part verſehen/
Jch wette/ wenn ich gleich verliehr/
Die liebſte hat mehr hertz als ihr.


Auf das Waltsgott- und Hilmanniſche
hochzeit-feſt.
NJm werther bruder diß/ ſo gut als meine liebe
Dir in der einſamkeit von ferne dienen kan.
Es ſteht mein Helicon ietzunder etwas truͤbe:
Dir bricht ein helles licht/ mir nacht und ſchatten an
Dein himmel ſchmuͤcket ſich mit einer goͤldnen ſonne/
Es duͤnckt mich deine luſt ein bloſſer traum zu ſeyn/
Du lebſt wie du verlangſt in ſuͤſſer Oſter-wonne;
Allein bey mir allhier faͤllt erſt die faſten ein.
Doch ſchau/ der ferne weg zeucht mich von deinen freuden
Nicht gar ſo gaͤntzlich ab: es will mein beſtes ich
An deiner froͤligkeit ſich gegenwaͤrtig weiden;
Mich duͤnckt/ ich ſeh bereits dich/ theurer bruder/ dich.
Jch komme gantz zu dir/ und laſſe nur die ſchaale/
Und das befleiſchte hauß bey ſeinen muſen ſtehn:
Jch komm und ſehe dich in einem hochzeit-ſaale/
Und ein recht himmliſch kind an deiner ſeite gehn.
Entbrich dich doch ſo viel von deiner hochzeit-freude/
Und ſchau noch einſt zuruͤck/ wohin das gluͤcke zielt:
Wie ſelbtes dich nunmehr in lauter roſen weide/
Nachdem es manchen dorn in deine bruſt geſpielt.
Dich riß ein feſter ſchluß in abgelegne graͤntzen/
Wo einſt der erden-kreiß ein knecht und ſclave hieß;
Wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="11">
            <l>
              <pb facs="#f0164" n="148"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Wo nicht/ &#x017F;o &#x017F;aget mir dabey/</l><lb/>
            <l>Bey welchem theil das mei&#x017F;te &#x017F;ey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <head>12.</head><lb/>
            <l>Doch halt ich/ wißt ihrs &#x017F;elb&#x017F;t noch nicht/</l><lb/>
            <l>Drum wird es auff erfahrung &#x017F;tehen/</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;olt noch heut vors liebs-gericht/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;olt ihr eure part ver&#x017F;ehen/</l><lb/>
            <l>Jch wette/ wenn ich gleich verliehr/</l><lb/>
            <l>Die lieb&#x017F;te hat mehr hertz als ihr.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#fr">Auf das Waltsgott- und Hilmanni&#x017F;che<lb/>
hochzeit-fe&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">N</hi>Jm werther bruder diß/ &#x017F;o gut als meine liebe</l><lb/>
          <l>Dir in der ein&#x017F;amkeit von ferne dienen kan.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;teht mein Helicon ietzunder etwas tru&#x0364;be:</l><lb/>
          <l>Dir bricht ein helles licht/ mir nacht und &#x017F;chatten an</l><lb/>
          <l>Dein himmel &#x017F;chmu&#x0364;cket &#x017F;ich mit einer go&#x0364;ldnen &#x017F;onne/</l><lb/>
          <l>Es du&#x0364;nckt mich deine lu&#x017F;t ein blo&#x017F;&#x017F;er traum zu &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Du leb&#x017F;t wie du verlang&#x017F;t in &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er O&#x017F;ter-wonne;</l><lb/>
          <l>Allein bey mir allhier fa&#x0364;llt er&#x017F;t die fa&#x017F;ten ein.</l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;chau/ der ferne weg zeucht mich von deinen freuden</l><lb/>
          <l>Nicht gar &#x017F;o ga&#x0364;ntzlich ab: es will mein be&#x017F;tes ich</l><lb/>
          <l>An deiner fro&#x0364;ligkeit &#x017F;ich gegenwa&#x0364;rtig weiden;</l><lb/>
          <l>Mich du&#x0364;nckt/ ich &#x017F;eh bereits dich/ theurer bruder/ dich.</l><lb/>
          <l>Jch komme gantz zu dir/ und la&#x017F;&#x017F;e nur die &#x017F;chaale/</l><lb/>
          <l>Und das beflei&#x017F;chte hauß bey &#x017F;einen mu&#x017F;en &#x017F;tehn:</l><lb/>
          <l>Jch komm und &#x017F;ehe dich in einem hochzeit-&#x017F;aale/</l><lb/>
          <l>Und ein recht himmli&#x017F;ch kind an deiner &#x017F;eite gehn.</l><lb/>
          <l>Entbrich dich doch &#x017F;o viel von deiner hochzeit-freude/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chau noch ein&#x017F;t zuru&#x0364;ck/ wohin das glu&#x0364;cke zielt:</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;elbtes dich nunmehr in lauter ro&#x017F;en weide/</l><lb/>
          <l>Nachdem es manchen dorn in deine bru&#x017F;t ge&#x017F;pielt.</l><lb/>
          <l>Dich riß ein fe&#x017F;ter &#x017F;chluß in abgelegne gra&#x0364;ntzen/</l><lb/>
          <l>Wo ein&#x017F;t der erden-kreiß ein knecht und &#x017F;clave hieß;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0164] Hochzeit-Gedichte. Wo nicht/ ſo ſaget mir dabey/ Bey welchem theil das meiſte ſey. 12. Doch halt ich/ wißt ihrs ſelbſt noch nicht/ Drum wird es auff erfahrung ſtehen/ Jhr ſolt noch heut vors liebs-gericht/ Da ſolt ihr eure part verſehen/ Jch wette/ wenn ich gleich verliehr/ Die liebſte hat mehr hertz als ihr. Auf das Waltsgott- und Hilmanniſche hochzeit-feſt. NJm werther bruder diß/ ſo gut als meine liebe Dir in der einſamkeit von ferne dienen kan. Es ſteht mein Helicon ietzunder etwas truͤbe: Dir bricht ein helles licht/ mir nacht und ſchatten an Dein himmel ſchmuͤcket ſich mit einer goͤldnen ſonne/ Es duͤnckt mich deine luſt ein bloſſer traum zu ſeyn/ Du lebſt wie du verlangſt in ſuͤſſer Oſter-wonne; Allein bey mir allhier faͤllt erſt die faſten ein. Doch ſchau/ der ferne weg zeucht mich von deinen freuden Nicht gar ſo gaͤntzlich ab: es will mein beſtes ich An deiner froͤligkeit ſich gegenwaͤrtig weiden; Mich duͤnckt/ ich ſeh bereits dich/ theurer bruder/ dich. Jch komme gantz zu dir/ und laſſe nur die ſchaale/ Und das befleiſchte hauß bey ſeinen muſen ſtehn: Jch komm und ſehe dich in einem hochzeit-ſaale/ Und ein recht himmliſch kind an deiner ſeite gehn. Entbrich dich doch ſo viel von deiner hochzeit-freude/ Und ſchau noch einſt zuruͤck/ wohin das gluͤcke zielt: Wie ſelbtes dich nunmehr in lauter roſen weide/ Nachdem es manchen dorn in deine bruſt geſpielt. Dich riß ein feſter ſchluß in abgelegne graͤntzen/ Wo einſt der erden-kreiß ein knecht und ſclave hieß; Wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/164
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/164>, abgerufen am 03.05.2024.