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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.
Wo dich der himmel ließ in neuer würde gläntzen/
Jndem man dir den lohn der Hygiene wies.
Zwar erstlich strömte dir das glücke nicht zu wider/
Es schien als wär es dir mehr als zu viel geneigt/
Es satzte dich die fluth durch sanffte westen nieder/
Da wo die zier der welt aus Thetis busen steigt.
Und weil dir jederzeit die seele grosser städte
Mehr als der bau gefiel: so rieth Hygea dir
Zu schaun/ was die natur vor künstliches geräthe
Stellt der verwunderung an Arnus ufern für.
Drauff sahestu das aaß der fürstin aller reiche/
Wo/ was die Donau ist/ vorhin die Tyber war:
Und mercktest: daß die zeit/ die allgemeine seuche/
Der menschen ewigkeit selbst leget auff die bahr.
Hier schien dein schutz-gestirn sich nach und nach zu neigen/
Jndem manch wilder sturm auff deine seegel drang/
Es schiene dir die fluth ein nasses grab zu zeigen/
Die fluth/ die Cajus einst in eine brücke zwang.
Doch hat das glücke dir auch wiederum geblühet;
Allein es stürtzte dich dort wieder in gefahr:
Da wo Jtalien beflammten athem ziehet/
Jndem schon Plinius dein nechster nachbar war.
Und jetzo schüttete das glücke seine blitzen
Auff dich viel härter aus; ein scharffer donnerschlag
Schien einen schweren keil auf deine brust zu spitzen/
Als Griechenland bereits vor deinen füssen lag:
Du hattest kaum das land/ das werthe land beschritten/
Was vor geraumer zeit der musen mutter hieß/
Als gleich ein feindlich schall und angeranntes wütten
Dich mit genauer noth so fort zu schiffe wieß.
Hier gab der himmel auch ein feindliches gesichte/
Ein wetter schloß den tag in nacht und wolcken ein:
Der mittag wurd' allein durch rauhe blitzen lichte/
Und trennte wolck und nacht nur durch geborgten schein.
Die seegel winselten mit kläglichem gethöne/
Die lüffte pfiffen selbst ein furchtsam todten-lied/
Die
K 3
Hochzeit-Gedichte.
Wo dich der himmel ließ in neuer wuͤrde glaͤntzen/
Jndem man dir den lohn der Hygiene wies.
Zwar erſtlich ſtroͤmte dir das gluͤcke nicht zu wider/
Es ſchien als waͤr es dir mehr als zu viel geneigt/
Es ſatzte dich die fluth durch ſanffte weſten nieder/
Da wo die zier der welt aus Thetis buſen ſteigt.
Und weil dir jederzeit die ſeele groſſer ſtaͤdte
Mehr als der bau gefiel: ſo rieth Hygea dir
Zu ſchaun/ was die natur vor kuͤnſtliches geraͤthe
Stellt der verwunderung an Arnus ufern fuͤr.
Drauff ſaheſtu das aaß der fuͤrſtin aller reiche/
Wo/ was die Donau iſt/ vorhin die Tyber war:
Und merckteſt: daß die zeit/ die allgemeine ſeuche/
Der menſchen ewigkeit ſelbſt leget auff die bahr.
Hier ſchien dein ſchutz-geſtirn ſich nach und nach zu neigen/
Jndem manch wilder ſturm auff deine ſeegel drang/
Es ſchiene dir die fluth ein naſſes grab zu zeigen/
Die fluth/ die Cajus einſt in eine bruͤcke zwang.
Doch hat das gluͤcke dir auch wiederum gebluͤhet;
Allein es ſtuͤrtzte dich dort wieder in gefahr:
Da wo Jtalien beflammten athem ziehet/
Jndem ſchon Plinius dein nechſter nachbar war.
Und jetzo ſchuͤttete das gluͤcke ſeine blitzen
Auff dich viel haͤrter aus; ein ſcharffer donnerſchlag
Schien einen ſchweren keil auf deine bruſt zu ſpitzen/
Als Griechenland bereits vor deinen fuͤſſen lag:
Du hatteſt kaum das land/ das werthe land beſchritten/
Was vor geraumer zeit der muſen mutter hieß/
Als gleich ein feindlich ſchall und angeranntes wuͤtten
Dich mit genauer noth ſo fort zu ſchiffe wieß.
Hier gab der himmel auch ein feindliches geſichte/
Ein wetter ſchloß den tag in nacht und wolcken ein:
Der mittag wurd’ allein durch rauhe blitzen lichte/
Und trennte wolck und nacht nur durch geborgten ſchein.
Die ſeegel winſelten mit klaͤglichem gethoͤne/
Die luͤffte pfiffen ſelbſt ein furchtſam todten-lied/
Die
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[149/0165] Hochzeit-Gedichte. Wo dich der himmel ließ in neuer wuͤrde glaͤntzen/ Jndem man dir den lohn der Hygiene wies. Zwar erſtlich ſtroͤmte dir das gluͤcke nicht zu wider/ Es ſchien als waͤr es dir mehr als zu viel geneigt/ Es ſatzte dich die fluth durch ſanffte weſten nieder/ Da wo die zier der welt aus Thetis buſen ſteigt. Und weil dir jederzeit die ſeele groſſer ſtaͤdte Mehr als der bau gefiel: ſo rieth Hygea dir Zu ſchaun/ was die natur vor kuͤnſtliches geraͤthe Stellt der verwunderung an Arnus ufern fuͤr. Drauff ſaheſtu das aaß der fuͤrſtin aller reiche/ Wo/ was die Donau iſt/ vorhin die Tyber war: Und merckteſt: daß die zeit/ die allgemeine ſeuche/ Der menſchen ewigkeit ſelbſt leget auff die bahr. Hier ſchien dein ſchutz-geſtirn ſich nach und nach zu neigen/ Jndem manch wilder ſturm auff deine ſeegel drang/ Es ſchiene dir die fluth ein naſſes grab zu zeigen/ Die fluth/ die Cajus einſt in eine bruͤcke zwang. Doch hat das gluͤcke dir auch wiederum gebluͤhet; Allein es ſtuͤrtzte dich dort wieder in gefahr: Da wo Jtalien beflammten athem ziehet/ Jndem ſchon Plinius dein nechſter nachbar war. Und jetzo ſchuͤttete das gluͤcke ſeine blitzen Auff dich viel haͤrter aus; ein ſcharffer donnerſchlag Schien einen ſchweren keil auf deine bruſt zu ſpitzen/ Als Griechenland bereits vor deinen fuͤſſen lag: Du hatteſt kaum das land/ das werthe land beſchritten/ Was vor geraumer zeit der muſen mutter hieß/ Als gleich ein feindlich ſchall und angeranntes wuͤtten Dich mit genauer noth ſo fort zu ſchiffe wieß. Hier gab der himmel auch ein feindliches geſichte/ Ein wetter ſchloß den tag in nacht und wolcken ein: Der mittag wurd’ allein durch rauhe blitzen lichte/ Und trennte wolck und nacht nur durch geborgten ſchein. Die ſeegel winſelten mit klaͤglichem gethoͤne/ Die luͤffte pfiffen ſelbſt ein furchtſam todten-lied/ Die K 3

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/165>, abgerufen am 25.11.2024.