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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.

Und wär ich auch nur gantz allein/
Nicht mit mir selber einig seyn.

2.
Man lese vor und hinter sich/
Die ehe ist und bleibet ehe;
Und ist es so gar wunderlich/
Daß ich es selber nicht verstehe/
Wie zwey und eins/ und eins und zwey
Nur eins und doch gedoppelt sey.
3.
Das ist ein seltzam einmahl ein/
Wann zwey auff eins gerechnet werden.
Soll diß in aller einnahm seyn/
So ist kein besser ding auff erden:
Doch das behält die eh vor sich/
Drum ists so wunder-wunderlich.
4.
Das capital ist bey dem mann/
Hab ich wohl ehmahls hören sagen;
Und was an renten fallen kan/
Das müsse dann das weibgen tragen.
Jch weiß es nicht/ es steht dahin/
Jch bleibe noch auff meinem sinn.
5.
Zwey hertzen sollen eines seyn/
So/ spricht man/ sey die eh vollkommen.
Diß will mir gantz und gar nicht ein/
Daß eine muß ja seyn genommen:
So eins des diebstals sich beschwert/
So ist das andre henckens werth.
6.
Und treten dann gleich zwey in eins/
So ist die sache nicht gehoben:
Denn wie man saget/ eins ist keins;
Und sind dann zwey in eins geschoben/
So

Hochzeit-Gedichte.

Und waͤr ich auch nur gantz allein/
Nicht mit mir ſelber einig ſeyn.

2.
Man leſe vor und hinter ſich/
Die ehe iſt und bleibet ehe;
Und iſt es ſo gar wunderlich/
Daß ich es ſelber nicht verſtehe/
Wie zwey und eins/ und eins und zwey
Nur eins und doch gedoppelt ſey.
3.
Das iſt ein ſeltzam einmahl ein/
Wann zwey auff eins gerechnet werden.
Soll diß in aller einnahm ſeyn/
So iſt kein beſſer ding auff erden:
Doch das behaͤlt die eh vor ſich/
Drum iſts ſo wunder-wunderlich.
4.
Das capital iſt bey dem mann/
Hab ich wohl ehmahls hoͤren ſagen;
Und was an renten fallen kan/
Das muͤſſe dann das weibgen tragen.
Jch weiß es nicht/ es ſteht dahin/
Jch bleibe noch auff meinem ſinn.
5.
Zwey hertzen ſollen eines ſeyn/
So/ ſpricht man/ ſey die eh vollkommen.
Diß will mir gantz und gar nicht ein/
Daß eine muß ja ſeyn genommen:
So eins des diebſtals ſich beſchwert/
So iſt das andre henckens werth.
6.
Und treten dann gleich zwey in eins/
So iſt die ſache nicht gehoben:
Denn wie man ſaget/ eins iſt keins;
Und ſind dann zwey in eins geſchoben/
So
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[146/0162] Hochzeit-Gedichte. Und waͤr ich auch nur gantz allein/ Nicht mit mir ſelber einig ſeyn. 2. Man leſe vor und hinter ſich/ Die ehe iſt und bleibet ehe; Und iſt es ſo gar wunderlich/ Daß ich es ſelber nicht verſtehe/ Wie zwey und eins/ und eins und zwey Nur eins und doch gedoppelt ſey. 3. Das iſt ein ſeltzam einmahl ein/ Wann zwey auff eins gerechnet werden. Soll diß in aller einnahm ſeyn/ So iſt kein beſſer ding auff erden: Doch das behaͤlt die eh vor ſich/ Drum iſts ſo wunder-wunderlich. 4. Das capital iſt bey dem mann/ Hab ich wohl ehmahls hoͤren ſagen; Und was an renten fallen kan/ Das muͤſſe dann das weibgen tragen. Jch weiß es nicht/ es ſteht dahin/ Jch bleibe noch auff meinem ſinn. 5. Zwey hertzen ſollen eines ſeyn/ So/ ſpricht man/ ſey die eh vollkommen. Diß will mir gantz und gar nicht ein/ Daß eine muß ja ſeyn genommen: So eins des diebſtals ſich beſchwert/ So iſt das andre henckens werth. 6. Und treten dann gleich zwey in eins/ So iſt die ſache nicht gehoben: Denn wie man ſaget/ eins iſt keins; Und ſind dann zwey in eins geſchoben/ So

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/162>, abgerufen am 03.05.2024.