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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.
Jetzt wirfft er angeln aus. Hier legt er netz und strick;
Dort aber sucht er euch verschmitzt ins garn zu bringen.
Es ist um euch gethan/ wofern ihm dieser tück/
Und solch ein meister-streich nach wunsche wird gelingen.
Was aber sorgt ihr viel? ach! schönste/ gebt euch doch!
Jhr seyd die ersten nicht/ die diese regung kennen;
Die braut zieht selber mit am süssen liebes-joch/
Der zur ergetzung heut die hochzeit-fackeln brennen;
Die flamme keuscher brunst/ die ihre seele rührt/
Wird sie/ ihr werdt es sehn/ noch diesen abend büssen;
Jhr/ und nicht sie allein/ werd itzt mit auffgeführt/
Sie tantzet nur voran/ ihr werdet folgen müssen.
Mich deucht/ ich spür auch schon/ daß Venus endlich siegt/
Und daß ihr kleiner sohn nicht alle macht verlohren.
Seht! seht! wie eiffrig man sich zur Melinden fügt;
Wie hier wird lieb und gunst/ dort treu und huld geschworen.
Wie man die Dorilis um ihre neigung bitt/
Und bey Auroren sich läst keine müh verdriessen;
Wie man dort Sylvien verfolgt auff ieden schritt/
Und ietzt die hände drückt/ ietzt sucht den mund zu küssen.
Die glut bemeistert schon der augen süsses licht/
Die funcken äussern sich/ die in der seelen stecken.
Orante thut verliebt/ sie lacht und scheut sich nicht
Den gantz geheimen brand durch blicke zu entdecken.
Mirtille steht beschämt/ sieht bald auff mich und dich/
Und läst manch schlipffrig wort sich in die ohren sagen:
Climene giebt sich gar; nur Phillis weigert sich/
Die will ihr hertze gantz mit sich nach hause tragen.


Auff eine hochzeit.
MAn fragt mich was die ehe sey?
Das kan ich warlich keinem sagen;
Denn dächt ich gleich den kopff entzwey/
So könt ich doch in vierzehn tagen/
Und
II. Theil. K
Hochzeit-Gedichte.
Jetzt wirfft er angeln aus. Hier legt er netz und ſtrick;
Dort aber ſucht er euch verſchmitzt ins garn zu bringen.
Es iſt um euch gethan/ wofern ihm dieſer tuͤck/
Und ſolch ein meiſter-ſtreich nach wunſche wird gelingen.
Was aber ſorgt ihr viel? ach! ſchoͤnſte/ gebt euch doch!
Jhr ſeyd die erſten nicht/ die dieſe regung kennen;
Die braut zieht ſelber mit am ſuͤſſen liebes-joch/
Der zur ergetzung heut die hochzeit-fackeln brennen;
Die flamme keuſcher brunſt/ die ihre ſeele ruͤhrt/
Wird ſie/ ihr werdt es ſehn/ noch dieſen abend buͤſſen;
Jhr/ und nicht ſie allein/ werd itzt mit auffgefuͤhrt/
Sie tantzet nur voran/ ihr werdet folgen muͤſſen.
Mich deucht/ ich ſpuͤr auch ſchon/ daß Venus endlich ſiegt/
Und daß ihr kleiner ſohn nicht alle macht verlohren.
Seht! ſeht! wie eiffrig man ſich zur Melinden fuͤgt;
Wie hier wird lieb und gunſt/ dort treu und huld geſchworen.
Wie man die Dorilis um ihre neigung bitt/
Und bey Auroren ſich laͤſt keine muͤh verdrieſſen;
Wie man dort Sylvien verfolgt auff ieden ſchritt/
Und ietzt die haͤnde druͤckt/ ietzt ſucht den mund zu kuͤſſen.
Die glut bemeiſtert ſchon der augen ſuͤſſes licht/
Die funcken aͤuſſern ſich/ die in der ſeelen ſtecken.
Orante thut verliebt/ ſie lacht und ſcheut ſich nicht
Den gantz geheimen brand durch blicke zu entdecken.
Mirtille ſteht beſchaͤmt/ ſieht bald auff mich und dich/
Und laͤſt manch ſchlipffrig wort ſich in die ohren ſagen:
Climene giebt ſich gar; nur Phillis weigert ſich/
Die will ihr hertze gantz mit ſich nach hauſe tragen.


Auff eine hochzeit.
MAn fragt mich was die ehe ſey?
Das kan ich warlich keinem ſagen;
Denn daͤcht ich gleich den kopff entzwey/
So koͤnt ich doch in vierzehn tagen/
Und
II. Theil. K
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[145/0161] Hochzeit-Gedichte. Jetzt wirfft er angeln aus. Hier legt er netz und ſtrick; Dort aber ſucht er euch verſchmitzt ins garn zu bringen. Es iſt um euch gethan/ wofern ihm dieſer tuͤck/ Und ſolch ein meiſter-ſtreich nach wunſche wird gelingen. Was aber ſorgt ihr viel? ach! ſchoͤnſte/ gebt euch doch! Jhr ſeyd die erſten nicht/ die dieſe regung kennen; Die braut zieht ſelber mit am ſuͤſſen liebes-joch/ Der zur ergetzung heut die hochzeit-fackeln brennen; Die flamme keuſcher brunſt/ die ihre ſeele ruͤhrt/ Wird ſie/ ihr werdt es ſehn/ noch dieſen abend buͤſſen; Jhr/ und nicht ſie allein/ werd itzt mit auffgefuͤhrt/ Sie tantzet nur voran/ ihr werdet folgen muͤſſen. Mich deucht/ ich ſpuͤr auch ſchon/ daß Venus endlich ſiegt/ Und daß ihr kleiner ſohn nicht alle macht verlohren. Seht! ſeht! wie eiffrig man ſich zur Melinden fuͤgt; Wie hier wird lieb und gunſt/ dort treu und huld geſchworen. Wie man die Dorilis um ihre neigung bitt/ Und bey Auroren ſich laͤſt keine muͤh verdrieſſen; Wie man dort Sylvien verfolgt auff ieden ſchritt/ Und ietzt die haͤnde druͤckt/ ietzt ſucht den mund zu kuͤſſen. Die glut bemeiſtert ſchon der augen ſuͤſſes licht/ Die funcken aͤuſſern ſich/ die in der ſeelen ſtecken. Orante thut verliebt/ ſie lacht und ſcheut ſich nicht Den gantz geheimen brand durch blicke zu entdecken. Mirtille ſteht beſchaͤmt/ ſieht bald auff mich und dich/ Und laͤſt manch ſchlipffrig wort ſich in die ohren ſagen: Climene giebt ſich gar; nur Phillis weigert ſich/ Die will ihr hertze gantz mit ſich nach hauſe tragen. Auff eine hochzeit. MAn fragt mich was die ehe ſey? Das kan ich warlich keinem ſagen; Denn daͤcht ich gleich den kopff entzwey/ So koͤnt ich doch in vierzehn tagen/ Und II. Theil. K

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/161>, abgerufen am 22.11.2024.