Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Von der schönen Laura.
E. N.
DJe Laura denckt/ sie sey vortreflich schöne.
Und wenn ich sie nur höhne/
So bildet sie sich doch die wahrheit ein.
Sag ich zum spaß/ die wangen wären rosen/
Die dennoch quitten seyn/
So weiß sie sich abscheulich lieb-zu kosen.
Nenn ich die augen sonnen/
Die um und um mit butter voll geronnen/
So giebt sie mir ein solch entzückt gesichte/
Als wie ein kater niest.
Nenn ich den halß und busen alabastern/
Der gelber marmel ist/
So schicket sie sich gar zu einem kuße/
Da denck ich mit verdruße:
Du blinde welt/ wie lange schenckstu rastern?


An Lisetten.
E. N.
SO wilstu nun durchaus ins nonnen-closter gehn/
Und in der heiligkeit als eine schwester stehn?
Nun gut/ ich habe mir den münchs-stand vorgenommen/
So darf ein bruder wol zu einer schwester kommen.
Lisette laß mich nur in deine zelle nein/
Jm beten solstu selbst mein paternoster seyn.


Aman-
Sinn-Gedichte.
Von der ſchoͤnen Laura.
E. N.
DJe Laura denckt/ ſie ſey vortreflich ſchoͤne.
Und wenn ich ſie nur hoͤhne/
So bildet ſie ſich doch die wahrheit ein.
Sag ich zum ſpaß/ die wangen waͤren roſen/
Die dennoch quitten ſeyn/
So weiß ſie ſich abſcheulich lieb-zu koſen.
Nenn ich die augen ſonnen/
Die um und um mit butter voll geronnen/
So giebt ſie mir ein ſolch entzuͤckt geſichte/
Als wie ein kater nieſt.
Nenn ich den halß und buſen alabaſtern/
Der gelber marmel iſt/
So ſchicket ſie ſich gar zu einem kuße/
Da denck ich mit verdruße:
Du blinde welt/ wie lange ſchenckſtu raſtern?


An Liſetten.
E. N.
SO wilſtu nun durchaus ins nonnen-cloſter gehn/
Und in der heiligkeit als eine ſchweſter ſtehn?
Nun gut/ ich habe mir den muͤnchs-ſtand vorgenommen/
So darf ein bruder wol zu einer ſchweſter kommen.
Liſette laß mich nur in deine zelle nein/
Jm beten ſolſtu ſelbſt mein paternoſter ſeyn.


Aman-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0136" n="120"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">Von der &#x017F;cho&#x0364;nen Laura.</hi><lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Laura denckt/ &#x017F;ie &#x017F;ey vortreflich &#x017F;cho&#x0364;ne.</l><lb/>
          <l>Und wenn ich &#x017F;ie nur ho&#x0364;hne/</l><lb/>
          <l>So bildet &#x017F;ie &#x017F;ich doch die wahrheit ein.</l><lb/>
          <l>Sag ich zum &#x017F;paß/ die wangen wa&#x0364;ren ro&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Die dennoch quitten &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>So weiß &#x017F;ie &#x017F;ich ab&#x017F;cheulich lieb-zu ko&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Nenn ich die augen &#x017F;onnen/</l><lb/>
          <l>Die um und um mit butter voll geronnen/</l><lb/>
          <l>So giebt &#x017F;ie mir ein &#x017F;olch entzu&#x0364;ckt ge&#x017F;ichte/</l><lb/>
          <l>Als wie ein kater nie&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Nenn ich den halß und bu&#x017F;en alaba&#x017F;tern/</l><lb/>
          <l>Der gelber marmel i&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chicket &#x017F;ie &#x017F;ich gar zu einem kuße/</l><lb/>
          <l>Da denck ich mit verdruße:</l><lb/>
          <l>Du blinde welt/ wie lange &#x017F;chenck&#x017F;tu ra&#x017F;tern?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#fr">An Li&#x017F;etten.</hi><lb/>
E. N.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>O wil&#x017F;tu nun durchaus ins nonnen-clo&#x017F;ter gehn/</l><lb/>
          <l>Und in der heiligkeit als eine &#x017F;chwe&#x017F;ter &#x017F;tehn?</l><lb/>
          <l>Nun gut/ ich habe mir den mu&#x0364;nchs-&#x017F;tand vorgenommen/</l><lb/>
          <l>So darf ein bruder wol zu einer &#x017F;chwe&#x017F;ter kommen.</l><lb/>
          <l>Li&#x017F;ette laß mich nur in deine zelle nein/</l><lb/>
          <l>Jm beten &#x017F;ol&#x017F;tu &#x017F;elb&#x017F;t mein paterno&#x017F;ter &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Aman-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0136] Sinn-Gedichte. Von der ſchoͤnen Laura. E. N. DJe Laura denckt/ ſie ſey vortreflich ſchoͤne. Und wenn ich ſie nur hoͤhne/ So bildet ſie ſich doch die wahrheit ein. Sag ich zum ſpaß/ die wangen waͤren roſen/ Die dennoch quitten ſeyn/ So weiß ſie ſich abſcheulich lieb-zu koſen. Nenn ich die augen ſonnen/ Die um und um mit butter voll geronnen/ So giebt ſie mir ein ſolch entzuͤckt geſichte/ Als wie ein kater nieſt. Nenn ich den halß und buſen alabaſtern/ Der gelber marmel iſt/ So ſchicket ſie ſich gar zu einem kuße/ Da denck ich mit verdruße: Du blinde welt/ wie lange ſchenckſtu raſtern? An Liſetten. E. N. SO wilſtu nun durchaus ins nonnen-cloſter gehn/ Und in der heiligkeit als eine ſchweſter ſtehn? Nun gut/ ich habe mir den muͤnchs-ſtand vorgenommen/ So darf ein bruder wol zu einer ſchweſter kommen. Liſette laß mich nur in deine zelle nein/ Jm beten ſolſtu ſelbſt mein paternoſter ſeyn. Aman-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/136
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/136>, abgerufen am 27.04.2024.