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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Sinn-Gedichte.
Jch warte wol ein halbes viertel-jahr/
Und auch vielleicht noch länger/
Wofern sie mir auf ieglichen termin
Zweymahl so viel zum interesse zahlet.
Bey solcher schuld geht solcher wucher hin.
Doch nein/ ich mag nicht borgen/
Vergnüge mich/ sonst stirbstu noch vor morgen.


An Selimenen.
E. N.
DEin angesicht ist eine reiche see/
Wo purpur-muscheln wachsen.
Die brüste sind der Aetna selbst zu nennen:
Denn außen liegt ein wollen-weicher schnee/
Da innerlich viel tausend flammen brennen.
Vor diesem stürtzte sich Empedocles hinein.
Solt auch mein schicksal seyn/
Das lebens-garn im feuer abzukürtzen/
So möcht ich mich in diese flammen stürtzen.


Auf einen kuß.
E. N.
EJn kuß! ein kuß! ein kuß!
Ach ich bin gantz entzückt/
Da mich doch nur ein eintziger erquickt/
Ein kuß/ das ist ein kuß.
Ach soll ich noch mehr sagen/
So muß ich noch einmahl die süssen lippen fragen/
Wovor man wol solch labsal halten muß?
Doch/ Jris/ stimme nur mit hundert küßen bey/
Jch sage so/ daß küßen in der liebe
Die quinteßence sey.
Von
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Sinn-Gedichte.
Jch warte wol ein halbes viertel-jahr/
Und auch vielleicht noch laͤnger/
Wofern ſie mir auf ieglichen termin
Zweymahl ſo viel zum intereſſe zahlet.
Bey ſolcher ſchuld geht ſolcher wucher hin.
Doch nein/ ich mag nicht borgen/
Vergnuͤge mich/ ſonſt ſtirbſtu noch vor morgen.


An Selimenen.
E. N.
DEin angeſicht iſt eine reiche ſee/
Wo purpur-muſcheln wachſen.
Die bruͤſte ſind der Aetna ſelbſt zu nennen:
Denn außen liegt ein wollen-weicher ſchnee/
Da innerlich viel tauſend flammen brennen.
Vor dieſem ſtuͤrtzte ſich Empedocles hinein.
Solt auch mein ſchickſal ſeyn/
Das lebens-garn im feuer abzukuͤrtzen/
So moͤcht ich mich in dieſe flammen ſtuͤrtzen.


Auf einen kuß.
E. N.
EJn kuß! ein kuß! ein kuß!
Ach ich bin gantz entzuͤckt/
Da mich doch nur ein eintziger erquickt/
Ein kuß/ das iſt ein kuß.
Ach ſoll ich noch mehr ſagen/
So muß ich noch einmahl die ſuͤſſen lippen fragen/
Wovor man wol ſolch labſal halten muß?
Doch/ Jris/ ſtimme nur mit hundert kuͤßen bey/
Jch ſage ſo/ daß kuͤßen in der liebe
Die quinteßence ſey.
Von
H 4
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[119/0135] Sinn-Gedichte. Jch warte wol ein halbes viertel-jahr/ Und auch vielleicht noch laͤnger/ Wofern ſie mir auf ieglichen termin Zweymahl ſo viel zum intereſſe zahlet. Bey ſolcher ſchuld geht ſolcher wucher hin. Doch nein/ ich mag nicht borgen/ Vergnuͤge mich/ ſonſt ſtirbſtu noch vor morgen. An Selimenen. E. N. DEin angeſicht iſt eine reiche ſee/ Wo purpur-muſcheln wachſen. Die bruͤſte ſind der Aetna ſelbſt zu nennen: Denn außen liegt ein wollen-weicher ſchnee/ Da innerlich viel tauſend flammen brennen. Vor dieſem ſtuͤrtzte ſich Empedocles hinein. Solt auch mein ſchickſal ſeyn/ Das lebens-garn im feuer abzukuͤrtzen/ So moͤcht ich mich in dieſe flammen ſtuͤrtzen. Auf einen kuß. E. N. EJn kuß! ein kuß! ein kuß! Ach ich bin gantz entzuͤckt/ Da mich doch nur ein eintziger erquickt/ Ein kuß/ das iſt ein kuß. Ach ſoll ich noch mehr ſagen/ So muß ich noch einmahl die ſuͤſſen lippen fragen/ Wovor man wol ſolch labſal halten muß? Doch/ Jris/ ſtimme nur mit hundert kuͤßen bey/ Jch ſage ſo/ daß kuͤßen in der liebe Die quinteßence ſey. Von H 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/135>, abgerufen am 24.11.2024.