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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Verliebte Gedichte.
Man schertzte/ sie wäre eine dame
aus England.

C. E.
MAn sagt/ Celinde sey von Englischem geblüte;
Jch läugne warlich nicht/ was aller welt bekandt/
Es giebts uns sattsam kund ihr englischer verstand/
Jhr englisch wesen und ihr himmlisches gemüthe.
Noch mehr: die anmuth/ die in ihren mund gepräget/
Die schöne ähnligkeit/ die sie mit engeln führt/
Macht/ daß vor andern ihr ein solches wort gebührt/
Das nichts/ denn liebligkeit in seinen sylben träget.
Celinde/ weil du nun ein engel bist zu nennen/
Weil nichts/ als englisches aus deinen augen blitzt;
So laß dann deine brust in liebe seyn erhitzt:
Denn liebe lässet sich von engeln niemahls trennen.
Ja wilt du engel seyn/ so mustu dich bemühen/
Daß deine gegenwart mir öffters sey gemein.
Du weist/ daß engel doch gern um die menschen seyn;
Wie kanstu denn mit recht dein auge mir entziehen?


Der sterbende liebhaber. Jn eines
andern nahmen.

C. E.
MEin hertze bricht mir schon: es zittern meine glieder:
Die augen sind umwölckt mit trüber dunckelheit:
Bringt meinen sarg herbey: reicht her das sterbe-kleid:
Stimmt/ eulen/ euren thon: hebt an die trauer-lieder:
Erscheine blasser todt/ setz bey den sarg dich nieder/
Du solt der marschall seyn von meinem grab-geleit:
Folgt geister/ paar bey paar/ es ist schon hohe zeit:
Folg' angst als schwester mir/ folgt schreck und rach als brüder:
Vesuv und Aetna leucht statt fackeln mir zur seiten;
Dein
Verliebte Gedichte.
Man ſchertzte/ ſie waͤre eine dame
aus England.

C. E.
MAn ſagt/ Celinde ſey von Engliſchem gebluͤte;
Jch laͤugne warlich nicht/ was aller welt bekandt/
Es giebts uns ſattſam kund ihr engliſcher verſtand/
Jhr engliſch weſen und ihr himmliſches gemuͤthe.
Noch mehr: die anmuth/ die in ihren mund gepraͤget/
Die ſchoͤne aͤhnligkeit/ die ſie mit engeln fuͤhrt/
Macht/ daß vor andern ihr ein ſolches wort gebuͤhrt/
Das nichts/ denn liebligkeit in ſeinen ſylben traͤget.
Celinde/ weil du nun ein engel biſt zu nennen/
Weil nichts/ als engliſches aus deinen augen blitzt;
So laß dann deine bruſt in liebe ſeyn erhitzt:
Denn liebe laͤſſet ſich von engeln niemahls trennen.
Ja wilt du engel ſeyn/ ſo muſtu dich bemuͤhen/
Daß deine gegenwart mir oͤffters ſey gemein.
Du weiſt/ daß engel doch gern um die menſchen ſeyn;
Wie kanſtu denn mit recht dein auge mir entziehen?


Der ſterbende liebhaber. Jn eines
andern nahmen.

C. E.
MEin hertze bricht mir ſchon: es zittern meine glieder:
Die augen ſind umwoͤlckt mit truͤber dunckelheit:
Bringt meinen ſarg herbey: reicht her das ſterbe-kleid:
Stimmt/ eulen/ euren thon: hebt an die trauer-lieder:
Erſcheine blaſſer todt/ ſetz bey den ſarg dich nieder/
Du ſolt der marſchall ſeyn von meinem grab-geleit:
Folgt geiſter/ paar bey paar/ es iſt ſchon hohe zeit:
Folg’ angſt als ſchweſter mir/ folgt ſchreck und rach als bruͤder:
Veſuv und Aetna leucht ſtatt fackeln mir zur ſeiten;
Dein
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[88/0104] Verliebte Gedichte. Man ſchertzte/ ſie waͤre eine dame aus England. C. E. MAn ſagt/ Celinde ſey von Engliſchem gebluͤte; Jch laͤugne warlich nicht/ was aller welt bekandt/ Es giebts uns ſattſam kund ihr engliſcher verſtand/ Jhr engliſch weſen und ihr himmliſches gemuͤthe. Noch mehr: die anmuth/ die in ihren mund gepraͤget/ Die ſchoͤne aͤhnligkeit/ die ſie mit engeln fuͤhrt/ Macht/ daß vor andern ihr ein ſolches wort gebuͤhrt/ Das nichts/ denn liebligkeit in ſeinen ſylben traͤget. Celinde/ weil du nun ein engel biſt zu nennen/ Weil nichts/ als engliſches aus deinen augen blitzt; So laß dann deine bruſt in liebe ſeyn erhitzt: Denn liebe laͤſſet ſich von engeln niemahls trennen. Ja wilt du engel ſeyn/ ſo muſtu dich bemuͤhen/ Daß deine gegenwart mir oͤffters ſey gemein. Du weiſt/ daß engel doch gern um die menſchen ſeyn; Wie kanſtu denn mit recht dein auge mir entziehen? Der ſterbende liebhaber. Jn eines andern nahmen. C. E. MEin hertze bricht mir ſchon: es zittern meine glieder: Die augen ſind umwoͤlckt mit truͤber dunckelheit: Bringt meinen ſarg herbey: reicht her das ſterbe-kleid: Stimmt/ eulen/ euren thon: hebt an die trauer-lieder: Erſcheine blaſſer todt/ ſetz bey den ſarg dich nieder/ Du ſolt der marſchall ſeyn von meinem grab-geleit: Folgt geiſter/ paar bey paar/ es iſt ſchon hohe zeit: Folg’ angſt als ſchweſter mir/ folgt ſchreck und rach als bruͤder: Veſuv und Aetna leucht ſtatt fackeln mir zur ſeiten; Dein

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/104>, abgerufen am 27.04.2024.