Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Verliebte Arien. WAs wiltu Doris machen/ Brich deinen stoltzen geist; Diß was du schönheit heist/ Sind blumen gleiche sachen/ Die unbeständig sind/ Und fliehen wie der wind. Es wird auff deinen wangen Nicht steter frühling seyn. Es weicht der sternen schein/ Als wie der blumen prangen. Die zeit so alles bricht/ Schont auch des leibes nicht. Was ist der schönheit gläntzen/ Als ein geschwinder plitz? Sein zubereiter sitz Besteht in engen gräntzen. Kein fluß verrauscht so bald/ Als schönheit und gestalt. Was heute purpur träget/ Und alabaster führt: Was sich mit rosen ziert/ Wird morgen hingeleget/ Und ruhet ungeacht In seiner todes nacht. Nun Doris lerne kennen/ Was falscher hochmuth sey: Bleib nicht alleine frey/ Laß deine jugend brennen/ Und laß der liebe glut Durchwandern hertz und blut. Gebrauche deine schätze/ Weil blut und blüte siegt. Wann dich die zeit betriegt/ So trennet auch das netze/ So vormahls um dich hieng/ Und manche seele fieng. So
Verliebte Arien. WAs wiltu Doris machen/ Brich deinen ſtoltzen geiſt; Diß was du ſchoͤnheit heiſt/ Sind blumen gleiche ſachen/ Die unbeſtaͤndig ſind/ Und fliehen wie der wind. Es wird auff deinen wangen Nicht ſteter fruͤhling ſeyn. Es weicht der ſternen ſchein/ Als wie der blumen prangen. Die zeit ſo alles bricht/ Schont auch des leibes nicht. Was iſt der ſchoͤnheit glaͤntzen/ Als ein geſchwinder plitz? Sein zubereiter ſitz Beſteht in engen graͤntzen. Kein fluß verrauſcht ſo bald/ Als ſchoͤnheit und geſtalt. Was heute purpur traͤget/ Und alabaſter fuͤhrt: Was ſich mit roſen ziert/ Wird morgen hingeleget/ Und ruhet ungeacht In ſeiner todes nacht. Nun Doris lerne kennen/ Was falſcher hochmuth ſey: Bleib nicht alleine frey/ Laß deine jugend brennen/ Und laß der liebe glut Durchwandern hertz und blut. Gebrauche deine ſchaͤtze/ Weil blut und bluͤte ſiegt. Wann dich die zeit betriegt/ So trennet auch das netze/ So vormahls um dich hieng/ Und manche ſeele fieng. So
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Verliebte Arien.
C. H. V. H.
WAs wiltu Doris machen/
Brich deinen ſtoltzen geiſt;
Diß was du ſchoͤnheit heiſt/
Sind blumen gleiche ſachen/
Die unbeſtaͤndig ſind/
Und fliehen wie der wind.
Es wird auff deinen wangen
Nicht ſteter fruͤhling ſeyn.
Es weicht der ſternen ſchein/
Als wie der blumen prangen.
Die zeit ſo alles bricht/
Schont auch des leibes nicht.
Was iſt der ſchoͤnheit glaͤntzen/
Als ein geſchwinder plitz?
Sein zubereiter ſitz
Beſteht in engen graͤntzen.
Kein fluß verrauſcht ſo bald/
Als ſchoͤnheit und geſtalt.
Was heute purpur traͤget/
Und alabaſter fuͤhrt:
Was ſich mit roſen ziert/
Wird morgen hingeleget/
Und ruhet ungeacht
In ſeiner todes nacht.
Nun Doris lerne kennen/
Was falſcher hochmuth ſey:
Bleib nicht alleine frey/
Laß deine jugend brennen/
Und laß der liebe glut
Durchwandern hertz und blut.
Gebrauche deine ſchaͤtze/
Weil blut und bluͤte ſiegt.
Wann dich die zeit betriegt/
So trennet auch das netze/
So vormahls um dich hieng/
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Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/352>, abgerufen am 16.02.2025. |