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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Zuletzt bringt Lälien noch diese lehren heim:
Daß auch die klügsten wohl in ihren augen fehlen/
Und kinder offtermahls vor butter honigseim/
Die jungfern aber offt vor rosen dornen wählen.


Uber die von Sr. Churfürstl. Durchl.
zu Brandenburg etc. geschützte
nachtigallen. *
ALs unlängst Seladon/ der arme Seladon/
Voll kummer/ angst und schmertz/ die abgekränckten
glieder

Im grünen niederwarff/ und durch verwirrte lieder/
Und seinen ehermahls beliebten flöten-thon/
Da wo die hirsche sich an weiche linden strecken/
Den halb-erstorbnen geist bemüht war auffzuwecken;
Als/ sag ich/ Seladon hier zwischen laub und graß/
Gleichwie ein matter wurm auff frischen rosen saß/
Und bald vom frieden sang/ bald von bekriegten staaten/
Verfiel er endlich auch auff Friedrichs helden-thaten.
Das eingeworffne Bonn/ das wüste Käyserswerth/
Die Ungarische schlacht/ den schutz der Nieder-lande/
Belieff er alles zwar mit eyfrigem verstande;
Doch mauren/ sprach er/ hat schon Cäsar umgekehrt:
Nachdem er aber sich zur neuen brücke + machte/
Und an dem purpur-glantz des neundten Chur-huts dachte/
So rieff er: was man itzt beym kriege grosses schaut/
Ist/ daß uns Friederich fried/ ehr und reich erbaut.
Drauff
* Zu diesem gedichte hat das ediet gelegenheit gegeben/ in welchem
Sr. Churfürstl. Durchl. verboten/ keine nachtigallen auffzufan-
gen/ oder in gebauern zu halten.
+ Zielet auff die neu-erbaute brücke in Berlin.

Vermiſchte Gedichte.
Zuletzt bringt Laͤlien noch dieſe lehren heim:
Daß auch die kluͤgſten wohl in ihren augen fehlen/
Und kinder offtermahls vor butter honigſeim/
Die jungfern aber offt vor roſen dornen waͤhlen.


Uber die von Sr. Churfuͤrſtl. Durchl.
zu Brandenburg ꝛc. geſchuͤtzte
nachtigallen. *
ALs unlaͤngſt Seladon/ der arme Seladon/
Voll kummer/ angſt und ſchmertz/ die abgekraͤnckten
glieder

Im gruͤnen niederwarff/ und durch verwirrte lieder/
Und ſeinen ehermahls beliebten floͤten-thon/
Da wo die hirſche ſich an weiche linden ſtrecken/
Den halb-erſtorbnen geiſt bemuͤht war auffzuwecken;
Als/ ſag ich/ Seladon hier zwiſchen laub und graß/
Gleichwie ein matter wurm auff friſchen roſen ſaß/
Und bald vom frieden ſang/ bald von bekriegten ſtaaten/
Verfiel er endlich auch auff Friedrichs helden-thaten.
Das eingeworffne Bonn/ das wuͤſte Kaͤyſerswerth/
Die Ungariſche ſchlacht/ den ſchutz der Nieder-lande/
Belieff er alles zwar mit eyfrigem verſtande;
Doch mauren/ ſprach er/ hat ſchon Caͤſar umgekehrt:
Nachdem er aber ſich zur neuen bruͤcke machte/
Und an dem purpur-glantz des neundten Chur-huts dachte/
So rieff er: was man itzt beym kriege groſſes ſchaut/
Iſt/ daß uns Friederich fried/ ehr und reich erbaut.
Drauff
* Zu dieſem gedichte hat das ediet gelegenheit gegeben/ in welchem
Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. verboten/ keine nachtigallen auffzufan-
gen/ oder in gebauern zu halten.
Zielet auff die neu-erbaute bruͤcke in Berlin.
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[203/0247] Vermiſchte Gedichte. Zuletzt bringt Laͤlien noch dieſe lehren heim: Daß auch die kluͤgſten wohl in ihren augen fehlen/ Und kinder offtermahls vor butter honigſeim/ Die jungfern aber offt vor roſen dornen waͤhlen. Uber die von Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg ꝛc. geſchuͤtzte nachtigallen. * B. N. ALs unlaͤngſt Seladon/ der arme Seladon/ Voll kummer/ angſt und ſchmertz/ die abgekraͤnckten glieder Im gruͤnen niederwarff/ und durch verwirrte lieder/ Und ſeinen ehermahls beliebten floͤten-thon/ Da wo die hirſche ſich an weiche linden ſtrecken/ Den halb-erſtorbnen geiſt bemuͤht war auffzuwecken; Als/ ſag ich/ Seladon hier zwiſchen laub und graß/ Gleichwie ein matter wurm auff friſchen roſen ſaß/ Und bald vom frieden ſang/ bald von bekriegten ſtaaten/ Verfiel er endlich auch auff Friedrichs helden-thaten. Das eingeworffne Bonn/ das wuͤſte Kaͤyſerswerth/ Die Ungariſche ſchlacht/ den ſchutz der Nieder-lande/ Belieff er alles zwar mit eyfrigem verſtande; Doch mauren/ ſprach er/ hat ſchon Caͤſar umgekehrt: Nachdem er aber ſich zur neuen bruͤcke † machte/ Und an dem purpur-glantz des neundten Chur-huts dachte/ So rieff er: was man itzt beym kriege groſſes ſchaut/ Iſt/ daß uns Friederich fried/ ehr und reich erbaut. Drauff * Zu dieſem gedichte hat das ediet gelegenheit gegeben/ in welchem Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. verboten/ keine nachtigallen auffzufan- gen/ oder in gebauern zu halten. † Zielet auff die neu-erbaute bruͤcke in Berlin.

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/247>, abgerufen am 03.05.2024.