Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Was GOtt und fürst beliebt/ befördert deine treu;
Wenn sie die lüffte bald/ wie Orpheus erfüllen/
Bald/ wie Pythagoras/ der tyger raserey/
Bald plitz und donner kan/ wie Ganymedes/ stillen.
Ich meyne/ wenn dein mund der Preussen hertz bewegt/
Der feinde wuth und grimm wie träume widerlegt/
Und fremde bündnisse/ die wider Deutschland kämpffen/
Wie saltz das wasser kan in vollem kochen dämpffen.
Und so weiß deine kunst das gantze Brennus-land
Mit nutzen/ wie der Nil Egypten/ zu befeuchten;
Wie aber/ ist dein ruhm in Hamburg nicht bekandt?
Wie wird dein ehren-stern nicht in dem norden leuchten?
Denn zeugt schon der geruch von reben und von wein/
Ob sie aus libanon und nicht von karbon seyn;
So wird man ewiglich auch wohl in Holstein lesen:
Was deine thaten sind/ wer der von Fuchs gewesen.
Doch meine feder schweigt. Denn dein geübter geist
Ist nur verwunderns werth/ nicht aber zu beschreiben.
Der himmel/ der dir noch mit reinem zucker fleust/
Der lasse deinen ruhm in vollem strohme bleiben!
Er lege deiner zeit mehr rosen-lust und ruh/
Als dem Timoleon vor diesem glücke zu/
Und lasse deinen fuß bey hofe nicht erleben/
Daß auff- und niedergang in einem zirckel schweben.
Die sonne Brandenburgs/ der grosse Friederich/
Bekröne deine treu/ und mehre deinen segen!
Mir aber gönne nur/ daß mein gemüthe sich
Durch diese blätter darff zu deinen süssen legen.
Denn wie ein maulbeerbaum am allerletzten blüht/
Am ersten aber auch zu reiffen sich bemüht;
So kan ich/ wilst du mich mit strahlen nur ergetzen/
Auch meine blumen leicht durch treue frucht ersetzen.


Auff
M 3
Vermiſchte Gedichte.
Was GOtt und fuͤrſt beliebt/ befoͤrdert deine treu;
Wenn ſie die luͤffte bald/ wie Orpheus erfuͤllen/
Bald/ wie Pythagoras/ der tyger raſerey/
Bald plitz und donner kan/ wie Ganymedes/ ſtillen.
Ich meyne/ wenn dein mund der Preuſſen hertz bewegt/
Der feinde wuth und grimm wie traͤume widerlegt/
Und fremde buͤndniſſe/ die wider Deutſchland kaͤmpffen/
Wie ſaltz das waſſer kan in vollem kochen daͤmpffen.
Und ſo weiß deine kunſt das gantze Brennus-land
Mit nutzen/ wie der Nil Egypten/ zu befeuchten;
Wie aber/ iſt dein ruhm in Hamburg nicht bekandt?
Wie wird dein ehren-ſtern nicht in dem norden leuchten?
Denn zeugt ſchon der geruch von reben und von wein/
Ob ſie aus libanon und nicht von karbon ſeyn;
So wird man ewiglich auch wohl in Holſtein leſen:
Was deine thaten ſind/ wer der von Fuchs geweſen.
Doch meine feder ſchweigt. Denn dein geuͤbter geiſt
Iſt nur verwunderns werth/ nicht aber zu beſchreiben.
Der himmel/ der dir noch mit reinem zucker fleuſt/
Der laſſe deinen ruhm in vollem ſtrohme bleiben!
Er lege deiner zeit mehr roſen-luſt und ruh/
Als dem Timoleon vor dieſem gluͤcke zu/
Und laſſe deinen fuß bey hofe nicht erleben/
Daß auff- und niedergang in einem zirckel ſchweben.
Die ſonne Brandenburgs/ der groſſe Friederich/
Bekroͤne deine treu/ und mehre deinen ſegen!
Mir aber goͤnne nur/ daß mein gemuͤthe ſich
Durch dieſe blaͤtter darff zu deinen ſuͤſſen legen.
Denn wie ein maulbeerbaum am allerletzten bluͤht/
Am erſten aber auch zu reiffen ſich bemuͤht;
So kan ich/ wilſt du mich mit ſtrahlen nur ergetzen/
Auch meine blumen leicht durch treue frucht erſetzen.


Auff
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0225" n="181"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Was GOtt und fu&#x0364;r&#x017F;t beliebt/ befo&#x0364;rdert deine treu;</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie die lu&#x0364;ffte bald/ wie Orpheus erfu&#x0364;llen/</l><lb/>
            <l>Bald/ wie Pythagoras/ der tyger ra&#x017F;erey/</l><lb/>
            <l>Bald plitz und donner kan/ wie Ganymedes/ &#x017F;tillen.</l><lb/>
            <l>Ich meyne/ wenn dein mund der Preu&#x017F;&#x017F;en hertz bewegt/</l><lb/>
            <l>Der feinde wuth und grimm wie tra&#x0364;ume widerlegt/</l><lb/>
            <l>Und fremde bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e/ die wider Deut&#x017F;chland ka&#x0364;mpffen/</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;altz das wa&#x017F;&#x017F;er kan in vollem kochen da&#x0364;mpffen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Und &#x017F;o weiß deine kun&#x017F;t das gantze Brennus-land</l><lb/>
            <l>Mit nutzen/ wie der Nil Egypten/ zu befeuchten;</l><lb/>
            <l>Wie aber/ i&#x017F;t dein ruhm in Hamburg nicht bekandt?</l><lb/>
            <l>Wie wird dein ehren-&#x017F;tern nicht in dem norden leuchten?</l><lb/>
            <l>Denn zeugt &#x017F;chon der geruch von reben und von wein/</l><lb/>
            <l>Ob &#x017F;ie aus libanon und nicht von karbon &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>So wird man ewiglich auch wohl in Hol&#x017F;tein le&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Was deine thaten &#x017F;ind/ wer der von Fuchs gewe&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Doch meine feder &#x017F;chweigt. Denn dein geu&#x0364;bter gei&#x017F;t</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t nur verwunderns werth/ nicht aber zu be&#x017F;chreiben.</l><lb/>
            <l>Der himmel/ der dir noch mit reinem zucker fleu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der la&#x017F;&#x017F;e deinen ruhm in vollem &#x017F;trohme bleiben!</l><lb/>
            <l>Er lege deiner zeit mehr ro&#x017F;en-lu&#x017F;t und ruh/</l><lb/>
            <l>Als dem Timoleon vor die&#x017F;em glu&#x0364;cke zu/</l><lb/>
            <l>Und la&#x017F;&#x017F;e deinen fuß bey hofe nicht erleben/</l><lb/>
            <l>Daß auff- und niedergang in einem zirckel &#x017F;chweben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Die &#x017F;onne Brandenburgs/ der gro&#x017F;&#x017F;e Friederich/</l><lb/>
            <l>Bekro&#x0364;ne deine treu/ und mehre deinen &#x017F;egen!</l><lb/>
            <l>Mir aber go&#x0364;nne nur/ daß mein gemu&#x0364;the &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;e bla&#x0364;tter darff zu deinen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legen.</l><lb/>
            <l>Denn wie ein maulbeerbaum am allerletzten blu&#x0364;ht/</l><lb/>
            <l>Am er&#x017F;ten aber auch zu reiffen &#x017F;ich bemu&#x0364;ht;</l><lb/>
            <l>So kan ich/ wil&#x017F;t du mich mit &#x017F;trahlen nur ergetzen/</l><lb/>
            <l>Auch meine blumen leicht durch treue frucht er&#x017F;etzen.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">M 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Auff</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0225] Vermiſchte Gedichte. Was GOtt und fuͤrſt beliebt/ befoͤrdert deine treu; Wenn ſie die luͤffte bald/ wie Orpheus erfuͤllen/ Bald/ wie Pythagoras/ der tyger raſerey/ Bald plitz und donner kan/ wie Ganymedes/ ſtillen. Ich meyne/ wenn dein mund der Preuſſen hertz bewegt/ Der feinde wuth und grimm wie traͤume widerlegt/ Und fremde buͤndniſſe/ die wider Deutſchland kaͤmpffen/ Wie ſaltz das waſſer kan in vollem kochen daͤmpffen. Und ſo weiß deine kunſt das gantze Brennus-land Mit nutzen/ wie der Nil Egypten/ zu befeuchten; Wie aber/ iſt dein ruhm in Hamburg nicht bekandt? Wie wird dein ehren-ſtern nicht in dem norden leuchten? Denn zeugt ſchon der geruch von reben und von wein/ Ob ſie aus libanon und nicht von karbon ſeyn; So wird man ewiglich auch wohl in Holſtein leſen: Was deine thaten ſind/ wer der von Fuchs geweſen. Doch meine feder ſchweigt. Denn dein geuͤbter geiſt Iſt nur verwunderns werth/ nicht aber zu beſchreiben. Der himmel/ der dir noch mit reinem zucker fleuſt/ Der laſſe deinen ruhm in vollem ſtrohme bleiben! Er lege deiner zeit mehr roſen-luſt und ruh/ Als dem Timoleon vor dieſem gluͤcke zu/ Und laſſe deinen fuß bey hofe nicht erleben/ Daß auff- und niedergang in einem zirckel ſchweben. Die ſonne Brandenburgs/ der groſſe Friederich/ Bekroͤne deine treu/ und mehre deinen ſegen! Mir aber goͤnne nur/ daß mein gemuͤthe ſich Durch dieſe blaͤtter darff zu deinen ſuͤſſen legen. Denn wie ein maulbeerbaum am allerletzten bluͤht/ Am erſten aber auch zu reiffen ſich bemuͤht; So kan ich/ wilſt du mich mit ſtrahlen nur ergetzen/ Auch meine blumen leicht durch treue frucht erſetzen. Auff M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/225
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/225>, abgerufen am 03.05.2024.