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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Durch die bedachtsamkeit muß mancher sturm sich legen/
Die treue macht/ daß dich der dritte Friedrich liebt;
Der brunn der gottesfurcht geußt lauter milch und segen/
Da die gerechtigkeit dem lande wachsthum giebt;
Die freundligkeit kan dir die halbe welt verbinden/
Vergnügung aber gar dein glück auff marmol gründen.

So steh' und wachse denn/ du grosser Danckelmann!
Der himmel öffne dir die schaalen seiner güte/
Und trenne/ wie der plitz/ was dein gesetzt gemüthe/
So/ wie der erden dunst die lufft/ benebeln kan.
Er lasse dieses haus dem myrrhen-baume gleichen/
Dem wunde/ schnitt und sturm bloß neuen safft erweckt;
Und wo der ahnen ziehl/ gleich wie in königreichen/
Auff sieben hundert jahr nur seinen lauff erstreckt;
So wünsch ich dennoch/ daß nach sieben hundert jahren
Erst möge frische krafft in deinen stamm-baum fahren.

An Sr. Excellentz/
Den Herrn geheimden Rath

von Fuchs.
WEnn eine wolcke glantz aus sonnen-strahlen zieht/
Die spreu den diamant/ die ulme reben liebet/
Geringer majoran bey käyserkronen blüht/
Ein hoher cederbaum auch pappeln schatten giebet;
So wundere dich nicht/ du wunder kluger welt/
Daß sich mein finsterniß zu deinem lichte stellt/
Und seinen schimmer will aus deinen holden augen/
Wie muscheln ihre krafft aus kühlen morgen saugen.
Denn was auch die natur vor riesen-wercke zeigt/
So kleben wir doch nur/ wie schnecken/ an der erden;
Wo unsre jugend nicht durch fiemde flügel steigt/
Und uns ein Dädalus kan lehren klüger werden.
Drum muß ein junger mensch/ der in den frühlings-schein
Des glückes treten will/ wie balsam-bäume seyn/
Und gleich wie diese bald ihm einen platz erwählen/
Da es ihm nimmer kan an licht und sonne fehlen.
Wie
M 2

Vermiſchte Gedichte.
Durch die bedachtſamkeit muß mancher ſturm ſich legen/
Die treue macht/ daß dich der dritte Friedrich liebt;
Der brunn der gottesfurcht geußt lauter milch und ſegen/
Da die gerechtigkeit dem lande wachsthum giebt;
Die freundligkeit kan dir die halbe welt verbinden/
Vergnuͤgung aber gar dein gluͤck auff marmol gruͤnden.

So ſteh’ und wachſe denn/ du groſſer Danckelmann!
Der himmel oͤffne dir die ſchaalen ſeiner guͤte/
Und trenne/ wie der plitz/ was dein geſetzt gemuͤthe/
So/ wie der erden dunſt die lufft/ benebeln kan.
Er laſſe dieſes haus dem myrrhen-baume gleichen/
Dem wunde/ ſchnitt und ſturm bloß neuen ſafft erweckt;
Und wo der ahnen ziehl/ gleich wie in koͤnigreichen/
Auff ſieben hundert jahr nur ſeinen lauff erſtreckt;
So wuͤnſch ich dennoch/ daß nach ſieben hundert jahren
Erſt moͤge friſche krafft in deinen ſtamm-baum fahren.

An Sr. Excellentz/
Den Herrn geheimden Rath

von Fuchs.
WEnn eine wolcke glantz aus ſonnen-ſtrahlen zieht/
Die ſpreu den diamant/ die ulme reben liebet/
Geringer majoran bey kaͤyſerkronen bluͤht/
Ein hoher cederbaum auch pappeln ſchatten giebet;
So wundere dich nicht/ du wunder kluger welt/
Daß ſich mein finſterniß zu deinem lichte ſtellt/
Und ſeinen ſchimmer will aus deinen holden augen/
Wie muſcheln ihre krafft aus kuͤhlen morgen ſaugen.
Denn was auch die natur vor rieſen-wercke zeigt/
So kleben wir doch nur/ wie ſchnecken/ an der erden;
Wo unſre jugend nicht durch fiemde fluͤgel ſteigt/
Und uns ein Daͤdalus kan lehren kluͤger werden.
Drum muß ein junger menſch/ der in den fruͤhlings-ſchein
Des gluͤckes treten will/ wie balſam-baͤume ſeyn/
Und gleich wie dieſe bald ihm einen platz erwaͤhlen/
Da es ihm nimmer kan an licht und ſonne fehlen.
Wie
M 2
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[179/0223] Vermiſchte Gedichte. Durch die bedachtſamkeit muß mancher ſturm ſich legen/ Die treue macht/ daß dich der dritte Friedrich liebt; Der brunn der gottesfurcht geußt lauter milch und ſegen/ Da die gerechtigkeit dem lande wachsthum giebt; Die freundligkeit kan dir die halbe welt verbinden/ Vergnuͤgung aber gar dein gluͤck auff marmol gruͤnden. So ſteh’ und wachſe denn/ du groſſer Danckelmann! Der himmel oͤffne dir die ſchaalen ſeiner guͤte/ Und trenne/ wie der plitz/ was dein geſetzt gemuͤthe/ So/ wie der erden dunſt die lufft/ benebeln kan. Er laſſe dieſes haus dem myrrhen-baume gleichen/ Dem wunde/ ſchnitt und ſturm bloß neuen ſafft erweckt; Und wo der ahnen ziehl/ gleich wie in koͤnigreichen/ Auff ſieben hundert jahr nur ſeinen lauff erſtreckt; So wuͤnſch ich dennoch/ daß nach ſieben hundert jahren Erſt moͤge friſche krafft in deinen ſtamm-baum fahren. An Sr. Excellentz/ Den Herrn geheimden Rath von Fuchs. B. N. WEnn eine wolcke glantz aus ſonnen-ſtrahlen zieht/ Die ſpreu den diamant/ die ulme reben liebet/ Geringer majoran bey kaͤyſerkronen bluͤht/ Ein hoher cederbaum auch pappeln ſchatten giebet; So wundere dich nicht/ du wunder kluger welt/ Daß ſich mein finſterniß zu deinem lichte ſtellt/ Und ſeinen ſchimmer will aus deinen holden augen/ Wie muſcheln ihre krafft aus kuͤhlen morgen ſaugen. Denn was auch die natur vor rieſen-wercke zeigt/ So kleben wir doch nur/ wie ſchnecken/ an der erden; Wo unſre jugend nicht durch fiemde fluͤgel ſteigt/ Und uns ein Daͤdalus kan lehren kluͤger werden. Drum muß ein junger menſch/ der in den fruͤhlings-ſchein Des gluͤckes treten will/ wie balſam-baͤume ſeyn/ Und gleich wie dieſe bald ihm einen platz erwaͤhlen/ Da es ihm nimmer kan an licht und ſonne fehlen. Wie M 2

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/223>, abgerufen am 03.05.2024.