Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Begräbniß-Gedichte. Die Vollkommenheit einer fürst- lichen seelen/ Dem Durchlauchtigsten Printzen/ Herrn Ernst Leopold/ in der person seiner Durchl. seligst-verblichenen Herrn Vaters/ Herrn Rudolph Friedrichs/ Erbens zu Norwegen/ Hertzogens zu Schleßwig-Hollstein etc. fürgestellet. DAß himmel und gestirn der seelen ursprung sey/ Daß durch vier sterne sie zur erden abwärts fliessen/ Und so viel staffeln auch muß wieder auffwärts schiessen/ Schrieb ihr/ doch ohne grund/ schon längst Egypten bey. Heut aber hat der bruch der kurtzen lebens-stunden/ Der deines vaters leib in grauß und asche legt/ Zwar dir/ durchlauchster Printz/ mit thränen-saltz und wunden/ Mit purpur aber uns warhafftig eingeprägt: Daß sein entwichner geist vom himmel sey entsprungen/ Und durch vier sterne sich hat ab- und auffgeschwungen. Denn wo wir anders nicht mit heyden-augen sehn/ Wo wir den wasser-geist am Hippon noch verdammen/ Nicht wie Parmenides die seel aus erd und flammen/ Und wie Lencippus nicht aus sonnen-staube drehn/ Wo man das grosse licht des himmels und der erden/ Den unumschränckten GOtt vor ihren brunn erkennt; Wo endlich die vernunfft nicht soll zur eule werden/ Und uns durch ihren strahl von wilden thieren trennt/ Muß auch die blindheit selbst aus ihrem zunder lesen/ Daß GOtt sein erster stern/ der andre witz gewesen. Nechst perlen wird durch blut der muschel werth bezeugt; Dem sterne der vernunfft folgt die geburt in fürsten; Denn ob gleich sclaven auch nach kronen-golde dürsten; Justinus auff den thron aus hirten-lenden steigt; So J
Begraͤbniß-Gedichte. Die Vollkommenheit einer fuͤrſt- lichen ſeelen/ Dem Durchlauchtigſten Printzen/ Herrn Ernſt Leopold/ in der perſon ſeiner Durchl. ſeligſt-verblichenen Herrn Vaters/ Herrn Rudolph Friedrichs/ Erbens zu Norwegen/ Hertzogens zu Schleßwig-Hollſtein ꝛc. fuͤrgeſtellet. DAß himmel und geſtirn der ſeelen urſprung ſey/ Daß durch vier ſterne ſie zur erden abwaͤrts flieſſen/ Und ſo viel ſtaffeln auch muß wieder auffwaͤrts ſchieſſen/ Schrieb ihr/ doch ohne grund/ ſchon laͤngſt Egypten bey. Heut aber hat der bruch der kurtzen lebens-ſtunden/ Der deines vaters leib in grauß und aſche legt/ Zwar dir/ durchlauchſter Printz/ mit thraͤnen-ſaltz und wunden/ Mit purpur aber uns warhafftig eingepraͤgt: Daß ſein entwichner geiſt vom himmel ſey entſprungen/ Und durch vier ſterne ſich hat ab- und auffgeſchwungen. Denn wo wir anders nicht mit heyden-augen ſehn/ Wo wir den waſſer-geiſt am Hippon noch verdammen/ Nicht wie Parmenides die ſeel aus erd und flammen/ Und wie Lencippus nicht aus ſonnen-ſtaube drehn/ Wo man das groſſe licht des himmels und der erden/ Den unumſchraͤnckten GOtt vor ihren brunn erkennt; Wo endlich die vernunfft nicht ſoll zur eule werden/ Und uns durch ihren ſtrahl von wilden thieren trennt/ Muß auch die blindheit ſelbſt aus ihrem zunder leſen/ Daß GOtt ſein erſter ſtern/ der andre witz geweſen. Nechſt perlen wird durch blut der muſchel werth bezeugt; Dem ſterne der vernunfft folgt die geburt in fuͤrſten; Denn ob gleich ſclaven auch nach kronen-golde duͤrſten; Juſtinus auff den thron aus hirten-lenden ſteigt; So J
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Begraͤbniß-Gedichte.
Die Vollkommenheit einer fuͤrſt-
lichen ſeelen/
Dem Durchlauchtigſten Printzen/
Herrn Ernſt Leopold/ in der perſon ſeiner Durchl.
ſeligſt-verblichenen Herrn Vaters/ Herrn Rudolph
Friedrichs/ Erbens zu Norwegen/ Hertzogens
zu Schleßwig-Hollſtein ꝛc.
fuͤrgeſtellet.
B. N.
DAß himmel und geſtirn der ſeelen urſprung ſey/
Daß durch vier ſterne ſie zur erden abwaͤrts flieſſen/
Und ſo viel ſtaffeln auch muß wieder auffwaͤrts ſchieſſen/
Schrieb ihr/ doch ohne grund/ ſchon laͤngſt Egypten bey.
Heut aber hat der bruch der kurtzen lebens-ſtunden/
Der deines vaters leib in grauß und aſche legt/
Zwar dir/ durchlauchſter Printz/ mit thraͤnen-ſaltz und wunden/
Mit purpur aber uns warhafftig eingepraͤgt:
Daß ſein entwichner geiſt vom himmel ſey entſprungen/
Und durch vier ſterne ſich hat ab- und auffgeſchwungen.
Denn wo wir anders nicht mit heyden-augen ſehn/
Wo wir den waſſer-geiſt am Hippon noch verdammen/
Nicht wie Parmenides die ſeel aus erd und flammen/
Und wie Lencippus nicht aus ſonnen-ſtaube drehn/
Wo man das groſſe licht des himmels und der erden/
Den unumſchraͤnckten GOtt vor ihren brunn erkennt;
Wo endlich die vernunfft nicht ſoll zur eule werden/
Und uns durch ihren ſtrahl von wilden thieren trennt/
Muß auch die blindheit ſelbſt aus ihrem zunder leſen/
Daß GOtt ſein erſter ſtern/ der andre witz geweſen.
Nechſt perlen wird durch blut der muſchel werth bezeugt;
Dem ſterne der vernunfft folgt die geburt in fuͤrſten;
Denn ob gleich ſclaven auch nach kronen-golde duͤrſten;
Juſtinus auff den thron aus hirten-lenden ſteigt;
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