Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Geld und Brot, und Brot und Geld!
So schreit die Welt;
Das ist die einzige Mannigfaltigkeit
In dem langweiligen Liede unsrer Zeit.
Brot ist das einzige Universelle
Unserer Universitäten --
Das reimt sich nicht ist aber doch wahr,
Und wer's nicht glaubt, dem wird's mit der Zeit noch klar.
Auf Brot gerichtet ist der Knabe
Und verfolgt das Brot wie ein Rabe,
Brot ist des Jünglings Preisaufgabe,
Und der Mann studirt es bis zum Grabe;
Und alle jagen, haschen, streben, ringen,
Wollen es zum Brote, zum Leben bringen.
Und was ist Geld?
Ach, leider, ach es gilt --
Das ist ein treues Bild
Von der Philisterwelt.
Wir wollen unsre Schwerter und Schilde rühren
Und ein anderes Bild im Schilde führen.
Wir wollen Schiller als Reichspanier tragen
Und mit Schillern die Philister schlagen.
Man sollte eigentlich mit dem Esels-Kinnbacken
Wie Simson weiland auf sie hinhacken
Immer tapfer, lustig und munter.
Aber es sind vornehme Leute drunter,
Und die würden es gar übel nehmen,
Wenn wir mit so grobem Knübel kämen.

Geld und Brot, und Brot und Geld!
So ſchreit die Welt;
Das iſt die einzige Mannigfaltigkeit
In dem langweiligen Liede unſrer Zeit.
Brot iſt das einzige Univerſelle
Unſerer Univerſitäten —
Das reimt ſich nicht iſt aber doch wahr,
Und wer's nicht glaubt, dem wird's mit der Zeit noch klar.
Auf Brot gerichtet iſt der Knabe
Und verfolgt das Brot wie ein Rabe,
Brot iſt des Jünglings Preisaufgabe,
Und der Mann ſtudirt es bis zum Grabe;
Und alle jagen, haſchen, ſtreben, ringen,
Wollen es zum Brote, zum Leben bringen.
Und was iſt Geld?
Ach, leider, ach es gilt —
Das iſt ein treues Bild
Von der Philiſterwelt.
Wir wollen unſre Schwerter und Schilde rühren
Und ein anderes Bild im Schilde führen.
Wir wollen Schiller als Reichspanier tragen
Und mit Schillern die Philiſter ſchlagen.
Man ſollte eigentlich mit dem Eſels-Kinnbacken
Wie Simſon weiland auf ſie hinhacken
Immer tapfer, luſtig und munter.
Aber es ſind vornehme Leute drunter,
Und die würden es gar übel nehmen,
Wenn wir mit ſo grobem Knübel kämen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="2">
                <pb facs="#f0221" n="203"/>
                <l>Geld und Brot, und Brot und Geld!</l><lb/>
                <l>So &#x017F;chreit die Welt;</l><lb/>
                <l>Das i&#x017F;t die einzige Mannigfaltigkeit</l><lb/>
                <l>In dem langweiligen Liede un&#x017F;rer Zeit.</l><lb/>
                <l>Brot i&#x017F;t das einzige Univer&#x017F;elle</l><lb/>
                <l>Un&#x017F;erer Univer&#x017F;itäten &#x2014;</l><lb/>
                <l>Das reimt &#x017F;ich nicht i&#x017F;t aber doch wahr,</l><lb/>
                <l>Und wer's nicht glaubt, dem wird's mit der Zeit noch klar.</l><lb/>
                <l>Auf Brot gerichtet i&#x017F;t der Knabe</l><lb/>
                <l>Und verfolgt das Brot wie ein Rabe,</l><lb/>
                <l>Brot i&#x017F;t des Jünglings Preisaufgabe,</l><lb/>
                <l>Und der Mann &#x017F;tudirt es bis zum Grabe;</l><lb/>
                <l>Und alle jagen, ha&#x017F;chen, &#x017F;treben, ringen,</l><lb/>
                <l>Wollen es zum Brote, zum Leben bringen.</l><lb/>
                <l>Und was i&#x017F;t Geld?</l><lb/>
                <l>Ach, leider, ach es gilt &#x2014;</l><lb/>
                <l>Das i&#x017F;t ein treues Bild</l><lb/>
                <l>Von der Phili&#x017F;terwelt.</l><lb/>
                <l>Wir wollen un&#x017F;re Schwerter und Schilde rühren</l><lb/>
                <l>Und ein anderes Bild im Schilde führen.</l><lb/>
                <l>Wir wollen Schiller als Reichspanier tragen</l><lb/>
                <l>Und mit Schillern die Phili&#x017F;ter &#x017F;chlagen.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;ollte eigentlich mit dem E&#x017F;els-Kinnbacken</l><lb/>
                <l>Wie Sim&#x017F;on weiland auf &#x017F;ie hinhacken</l><lb/>
                <l>Immer tapfer, lu&#x017F;tig und munter.</l><lb/>
                <l>Aber es &#x017F;ind vornehme Leute drunter,</l><lb/>
                <l>Und die würden es gar übel nehmen,</l><lb/>
                <l>Wenn wir mit &#x017F;o grobem Knübel kämen.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0221] Geld und Brot, und Brot und Geld! So ſchreit die Welt; Das iſt die einzige Mannigfaltigkeit In dem langweiligen Liede unſrer Zeit. Brot iſt das einzige Univerſelle Unſerer Univerſitäten — Das reimt ſich nicht iſt aber doch wahr, Und wer's nicht glaubt, dem wird's mit der Zeit noch klar. Auf Brot gerichtet iſt der Knabe Und verfolgt das Brot wie ein Rabe, Brot iſt des Jünglings Preisaufgabe, Und der Mann ſtudirt es bis zum Grabe; Und alle jagen, haſchen, ſtreben, ringen, Wollen es zum Brote, zum Leben bringen. Und was iſt Geld? Ach, leider, ach es gilt — Das iſt ein treues Bild Von der Philiſterwelt. Wir wollen unſre Schwerter und Schilde rühren Und ein anderes Bild im Schilde führen. Wir wollen Schiller als Reichspanier tragen Und mit Schillern die Philiſter ſchlagen. Man ſollte eigentlich mit dem Eſels-Kinnbacken Wie Simſon weiland auf ſie hinhacken Immer tapfer, luſtig und munter. Aber es ſind vornehme Leute drunter, Und die würden es gar übel nehmen, Wenn wir mit ſo grobem Knübel kämen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/221
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/221>, abgerufen am 04.05.2024.