Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Die Couponsschneider Es leben die Philister, Ihre Gevattern und ihre Geschwister! Denn -- Wenn Die Philister nicht mehr leben, So wird es auch keine Poeten mehr geben!" Nun aber seh' ich, wie die Philister hecken, Wie sie die Lande mit Schauder und Schrecken bedecken. Die Couponsſchneider Es leben die Philiſter, Ihre Gevattern und ihre Geſchwiſter! Denn — Wenn Die Philiſter nicht mehr leben, So wird es auch keine Poeten mehr geben!“ Nun aber ſeh' ich, wie die Philiſter hecken, Wie ſie die Lande mit Schauder und Schrecken bedecken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0220" n="202"/> <l>Die Couponsſchneider</l><lb/> <l>Und Hungerleider,</l><lb/> <l>Die, wo andre vor Freude weinen,</l><lb/> <l>Gleich mit dem Regenſchirm erſcheinen;</l><lb/> <l>Und wo die Freude droht einzuſchlagen,</l><lb/> <l>Den Blitzableiter in der Taſche tragen;</l><lb/> <l>Die den Teufel ſcheuen</l><lb/> <l>Und ſich wie Teufel freuen;</l><lb/> <l>Die nicht mehr mit dem Zopfe prangen</l><lb/> <l>Und doch an dem Zopfe hangen;</l><lb/> <l>Die Pantoffelgedrückten,</l><lb/> <l>Kartoffelentzückten,</l><lb/> <l>Waſſer-Verpraſſer,</l><lb/> <l>Die ſich mit der Schlinge der Mäßigkeit ſchnüren,</l><lb/> <l>Und doch die Klinge der Gefräßigkeit führen;</l><lb/> <l>Die in lauter Formen und Normen ſich bewegen,</l><lb/> <l>In lauter Schmiegen und Biegen ſich regen;</l><lb/> <l>Die auf dem Stuhle des Schlendrians ſitzen,</l><lb/> <l>Und in der Schule des Bocksbeutels ſchwitzen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Es leben die Philiſter,</l><lb/> <l>Ihre Gevattern und ihre Geſchwiſter!</l><lb/> <l>Denn —</l><lb/> <l>Wenn</l><lb/> <l>Die Philiſter nicht mehr leben,</l><lb/> <l>So wird es auch keine Poeten mehr geben!“</l><lb/> <l>Nun aber ſeh' ich, wie die Philiſter hecken,</l><lb/> <l>Wie ſie die Lande mit Schauder und Schrecken bedecken.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0220]
Die Couponsſchneider
Und Hungerleider,
Die, wo andre vor Freude weinen,
Gleich mit dem Regenſchirm erſcheinen;
Und wo die Freude droht einzuſchlagen,
Den Blitzableiter in der Taſche tragen;
Die den Teufel ſcheuen
Und ſich wie Teufel freuen;
Die nicht mehr mit dem Zopfe prangen
Und doch an dem Zopfe hangen;
Die Pantoffelgedrückten,
Kartoffelentzückten,
Waſſer-Verpraſſer,
Die ſich mit der Schlinge der Mäßigkeit ſchnüren,
Und doch die Klinge der Gefräßigkeit führen;
Die in lauter Formen und Normen ſich bewegen,
In lauter Schmiegen und Biegen ſich regen;
Die auf dem Stuhle des Schlendrians ſitzen,
Und in der Schule des Bocksbeutels ſchwitzen.
Es leben die Philiſter,
Ihre Gevattern und ihre Geſchwiſter!
Denn —
Wenn
Die Philiſter nicht mehr leben,
So wird es auch keine Poeten mehr geben!“
Nun aber ſeh' ich, wie die Philiſter hecken,
Wie ſie die Lande mit Schauder und Schrecken bedecken.
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