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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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du schiltst mich eine Träumerin, auch du glaubst
nicht daran, daß die Kirche mich mit Stanislaus
verband, daß ich sein Weib bin? -- Aber sieh' doch
nur hier den Ring an meinem Finger -- was sage
ich! -- Du, du kennst ja meinen Zustand, ist
denn das nicht genug dich zu überzeugen, daß ich
nicht träumte?" Die Fürstin nahm mit dem tief¬
sten Erstaunen wahr, daß Hermenegilden der Gedan¬
ke eines Vergehens gar nicht einkam, daß sie die
Hindeutung darauf gar nicht aufgefaßt, gar nicht
verstanden. Der Fürstin ihre Hände heftig an
die Brust drückend, flehte Hermenegilda immer
fort, sie möge doch nur jetzt, da es ihr Zustand
außer Zweifel setze, an ihren Gatten glauben, und
die ganz bestürzte, ganz außer sich gesetzte Frau
wußte in der That selbst nicht mehr, was sie der
Armen sagen, welchen Weg sie überhaupt einschla¬
gen sollte, dem Geheimniß, das hier walten mu߬
te, auf die Spur zu kommen. Erst nach mehre¬
ren Tagen erklärte die Fürstin dem Gemahl und
dem Grafen Nepomuk, daß es unmöglich sey von

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du ſchiltſt mich eine Traͤumerin, auch du glaubſt
nicht daran, daß die Kirche mich mit Stanislaus
verband, daß ich ſein Weib bin? — Aber ſieh' doch
nur hier den Ring an meinem Finger — was ſage
ich! — Du, du kennſt ja meinen Zuſtand, iſt
denn das nicht genug dich zu uͤberzeugen, daß ich
nicht traͤumte?“ Die Fuͤrſtin nahm mit dem tief¬
ſten Erſtaunen wahr, daß Hermenegilden der Gedan¬
ke eines Vergehens gar nicht einkam, daß ſie die
Hindeutung darauf gar nicht aufgefaßt, gar nicht
verſtanden. Der Fuͤrſtin ihre Haͤnde heftig an
die Bruſt druͤckend, flehte Hermenegilda immer
fort, ſie moͤge doch nur jetzt, da es ihr Zuſtand
außer Zweifel ſetze, an ihren Gatten glauben, und
die ganz beſtuͤrzte, ganz außer ſich geſetzte Frau
wußte in der That ſelbſt nicht mehr, was ſie der
Armen ſagen, welchen Weg ſie uͤberhaupt einſchla¬
gen ſollte, dem Geheimniß, das hier walten mu߬
te, auf die Spur zu kommen. Erſt nach mehre¬
ren Tagen erklaͤrte die Fuͤrſtin dem Gemahl und
dem Grafen Nepomuk, daß es unmoͤglich ſey von

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[307/0315] du ſchiltſt mich eine Traͤumerin, auch du glaubſt nicht daran, daß die Kirche mich mit Stanislaus verband, daß ich ſein Weib bin? — Aber ſieh' doch nur hier den Ring an meinem Finger — was ſage ich! — Du, du kennſt ja meinen Zuſtand, iſt denn das nicht genug dich zu uͤberzeugen, daß ich nicht traͤumte?“ Die Fuͤrſtin nahm mit dem tief¬ ſten Erſtaunen wahr, daß Hermenegilden der Gedan¬ ke eines Vergehens gar nicht einkam, daß ſie die Hindeutung darauf gar nicht aufgefaßt, gar nicht verſtanden. Der Fuͤrſtin ihre Haͤnde heftig an die Bruſt druͤckend, flehte Hermenegilda immer fort, ſie moͤge doch nur jetzt, da es ihr Zuſtand außer Zweifel ſetze, an ihren Gatten glauben, und die ganz beſtuͤrzte, ganz außer ſich geſetzte Frau wußte in der That ſelbſt nicht mehr, was ſie der Armen ſagen, welchen Weg ſie uͤberhaupt einſchla¬ gen ſollte, dem Geheimniß, das hier walten mu߬ te, auf die Spur zu kommen. Erſt nach mehre¬ ren Tagen erklaͤrte die Fuͤrſtin dem Gemahl und dem Grafen Nepomuk, daß es unmoͤglich ſey von U 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/315>, abgerufen am 25.11.2024.