Tages Wolfgang Freiherr von R., ältester Sohn des Verstorbenen, mithin Majoratsherr, eintraf. Auf die Ahnung des alten Vaters wohl bauend, hatte er, so wie er den verhängnißvollen Brief erhalten, sogleich Wien, wo er auf der Reise sich gerade befand, verlassen, und war, so schnell es nur gehen wollte, nach R -- sitten geeilt. Der Hausverwalter hatte den großen Saal schwarz ausschlagen, und den alten Freiherrn in den Klei¬ dern, wie man ihn gefunden, auf ein prächtiges Paradebette, das hohe silberne Leuchter mit bren¬ nenden Kerzen umgaben, legen lassen. Schwei¬ gend schritt Wolfgang die Treppe herauf, in den Saal hinein, und dicht hinan an die Leiche des Vaters. Da blieb er mit über die Brust ver¬ schränkten Armen stehen, und schaute starr und düster, mit zusammengezogenen Augenbrauen, dem Vater ins bleiche Antlitz. Er glich einer Bild¬ säule, keine Thräne kam in seine Augen. End¬ lich, mit einer beinahe krampfhaften Bewegung, den rechten Arm hin nach der Leiche zuckend,
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Tages Wolfgang Freiherr von R., aͤlteſter Sohn des Verſtorbenen, mithin Majoratsherr, eintraf. Auf die Ahnung des alten Vaters wohl bauend, hatte er, ſo wie er den verhaͤngnißvollen Brief erhalten, ſogleich Wien, wo er auf der Reiſe ſich gerade befand, verlaſſen, und war, ſo ſchnell es nur gehen wollte, nach R — ſitten geeilt. Der Hausverwalter hatte den großen Saal ſchwarz ausſchlagen, und den alten Freiherrn in den Klei¬ dern, wie man ihn gefunden, auf ein praͤchtiges Paradebette, das hohe ſilberne Leuchter mit bren¬ nenden Kerzen umgaben, legen laſſen. Schwei¬ gend ſchritt Wolfgang die Treppe herauf, in den Saal hinein, und dicht hinan an die Leiche des Vaters. Da blieb er mit uͤber die Bruſt ver¬ ſchraͤnkten Armen ſtehen, und ſchaute ſtarr und duͤſter, mit zuſammengezogenen Augenbrauen, dem Vater ins bleiche Antlitz. Er glich einer Bild¬ ſaͤule, keine Thraͤne kam in ſeine Augen. End¬ lich, mit einer beinahe krampfhaften Bewegung, den rechten Arm hin nach der Leiche zuckend,
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Tages Wolfgang Freiherr von R., aͤlteſter Sohn
des Verſtorbenen, mithin Majoratsherr, eintraf.
Auf die Ahnung des alten Vaters wohl bauend,
hatte er, ſo wie er den verhaͤngnißvollen Brief
erhalten, ſogleich Wien, wo er auf der Reiſe ſich
gerade befand, verlaſſen, und war, ſo ſchnell es
nur gehen wollte, nach R — ſitten geeilt. Der
Hausverwalter hatte den großen Saal ſchwarz
ausſchlagen, und den alten Freiherrn in den Klei¬
dern, wie man ihn gefunden, auf ein praͤchtiges
Paradebette, das hohe ſilberne Leuchter mit bren¬
nenden Kerzen umgaben, legen laſſen. Schwei¬
gend ſchritt Wolfgang die Treppe herauf, in den
Saal hinein, und dicht hinan an die Leiche des
Vaters. Da blieb er mit uͤber die Bruſt ver¬
ſchraͤnkten Armen ſtehen, und ſchaute ſtarr und
duͤſter, mit zuſammengezogenen Augenbrauen, dem
Vater ins bleiche Antlitz. Er glich einer Bild¬
ſaͤule, keine Thraͤne kam in ſeine Augen. End¬
lich, mit einer beinahe krampfhaften Bewegung,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/185>, abgerufen am 25.11.2024.
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