wo du nicht hin gehörst, und wo man dich auch gar nicht mag? -- Willst du den liebelnden Schäfer machen in ernster Todesstunde?" -- Ich sank ver¬ nichtet in den Lehnstuhl -- Nach einer Weile fuhr der Alte mit milderer Stimme fort: "Und damit du es nur weißt, mit der angeblichen Todesgefahr der Baronin ist es wahrscheinlich ganz und gar nichts -- Fräulein Adelheid ist denn nun gleich au¬ ßer sich über alles; wenn ihr ein Regentropfen auf die Nase fällt, so schreit sie: Welch ein schreckli¬ ches Unwetter! -- Zum Unglück ist der Feuerlärm bis zu den alten Tanten gedrungen, die sind unter unziemlichem Weinen mit einem ganzen Arsenal von stärkenden Tropfen -- Lebenselixiren, und was weiß ich sonst, angerückt -- Eine starke Anwandlung von Ohnmacht" -- Der Alte hielt inne, er mochte be¬ merken, wie ich im Innern kämpfte. Er ging ei¬ nige Mal die Stube auf und ab, stellte sich wieder vor mir hin, lachte recht herzlich, und sprach: "Vet¬ ter, Vetter! was treibst du für närrisches Zeug? -- Nun! -- es ist einmal nicht anders, der Satan
wo du nicht hin gehoͤrſt, und wo man dich auch gar nicht mag? — Willſt du den liebelnden Schaͤfer machen in ernſter Todesſtunde?“ — Ich ſank ver¬ nichtet in den Lehnſtuhl — Nach einer Weile fuhr der Alte mit milderer Stimme fort: „Und damit du es nur weißt, mit der angeblichen Todesgefahr der Baronin iſt es wahrſcheinlich ganz und gar nichts — Fraͤulein Adelheid iſt denn nun gleich au¬ ßer ſich uͤber alles; wenn ihr ein Regentropfen auf die Naſe faͤllt, ſo ſchreit ſie: Welch ein ſchreckli¬ ches Unwetter! — Zum Ungluͤck iſt der Feuerlaͤrm bis zu den alten Tanten gedrungen, die ſind unter unziemlichem Weinen mit einem ganzen Arſenal von ſtaͤrkenden Tropfen — Lebenselixiren, und was weiß ich ſonſt, angeruͤckt — Eine ſtarke Anwandlung von Ohnmacht“ — Der Alte hielt inne, er mochte be¬ merken, wie ich im Innern kaͤmpfte. Er ging ei¬ nige Mal die Stube auf und ab, ſtellte ſich wieder vor mir hin, lachte recht herzlich, und ſprach: „Vet¬ ter, Vetter! was treibſt du fuͤr naͤrriſches Zeug? — Nun! — es iſt einmal nicht anders, der Satan
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wo du nicht hin gehoͤrſt, und wo man dich auch gar
nicht mag? — Willſt du den liebelnden Schaͤfer
machen in ernſter Todesſtunde?“ — Ich ſank ver¬
nichtet in den Lehnſtuhl — Nach einer Weile fuhr
der Alte mit milderer Stimme fort: „Und damit
du es nur weißt, mit der angeblichen Todesgefahr
der Baronin iſt es wahrſcheinlich ganz und gar
nichts — Fraͤulein Adelheid iſt denn nun gleich au¬
ßer ſich uͤber alles; wenn ihr ein Regentropfen auf
die Naſe faͤllt, ſo ſchreit ſie: Welch ein ſchreckli¬
ches Unwetter! — Zum Ungluͤck iſt der Feuerlaͤrm
bis zu den alten Tanten gedrungen, die ſind unter
unziemlichem Weinen mit einem ganzen Arſenal von
ſtaͤrkenden Tropfen — Lebenselixiren, und was weiß
ich ſonſt, angeruͤckt — Eine ſtarke Anwandlung von
Ohnmacht“ — Der Alte hielt inne, er mochte be¬
merken, wie ich im Innern kaͤmpfte. Er ging ei¬
nige Mal die Stube auf und ab, ſtellte ſich wieder
vor mir hin, lachte recht herzlich, und ſprach: „Vet¬
ter, Vetter! was treibſt du fuͤr naͤrriſches Zeug?
— Nun! — es iſt einmal nicht anders, der Satan
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/157>, abgerufen am 25.11.2024.
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