Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

mit fantastischem Liebesglück neckte. Adelheid er¬
schien mir beinahe als gemeine Kupplerin, ich wollte
sie deshalb verachten -- und doch, mich wieder be¬
sinnend, mußte ich mich meiner Albernheit schämen.
Was geschah in jenen seligen Abendstunden, das nur
im mindesten ein näheres Verhältniß mit Seraphi¬
nen, als Sitte und Anstand es erlaubten, herbei¬
führen konnte? Wie durfte es mir einfallen, daß
die Baronin irgend etwas für mich fühlen sollte,
und doch war ich von der Gefahr meiner Lage über¬
zeugt! -- Die Tafel wurde zeitiger aufgehoben,
weil es noch auf Wölfe gehen sollte, die sich in dem
Föhrenwalde, ganz nahe dem Schlosse, hatten blicken
lassen. Die Jagd war mir recht in meiner aufge¬
regten Stimmung, ich erklärte dem Alten, mitziehn
zu wollen, er lächelte mich zufrieden an, sprechend:
"das ist brav, daß du auch einmal dich herausmachst,
ich bleibe heim, du kannst meine Büchse nehmen,
und schnalle auch meinen Hirschfänger um, im Fall
der Noth ist das eine gute sichre Waffe, wenn man
nur gleichmüthig bleibt." Der Theil des Waldes,

mit fantaſtiſchem Liebesgluͤck neckte. Adelheid er¬
ſchien mir beinahe als gemeine Kupplerin, ich wollte
ſie deshalb verachten — und doch, mich wieder be¬
ſinnend, mußte ich mich meiner Albernheit ſchaͤmen.
Was geſchah in jenen ſeligen Abendſtunden, das nur
im mindeſten ein naͤheres Verhaͤltniß mit Seraphi¬
nen, als Sitte und Anſtand es erlaubten, herbei¬
fuͤhren konnte? Wie durfte es mir einfallen, daß
die Baronin irgend etwas fuͤr mich fuͤhlen ſollte,
und doch war ich von der Gefahr meiner Lage uͤber¬
zeugt! — Die Tafel wurde zeitiger aufgehoben,
weil es noch auf Woͤlfe gehen ſollte, die ſich in dem
Foͤhrenwalde, ganz nahe dem Schloſſe, hatten blicken
laſſen. Die Jagd war mir recht in meiner aufge¬
regten Stimmung, ich erklaͤrte dem Alten, mitziehn
zu wollen, er laͤchelte mich zufrieden an, ſprechend:
„das iſt brav, daß du auch einmal dich herausmachſt,
ich bleibe heim, du kannſt meine Buͤchſe nehmen,
und ſchnalle auch meinen Hirſchfaͤnger um, im Fall
der Noth iſt das eine gute ſichre Waffe, wenn man
nur gleichmuͤthig bleibt.“ Der Theil des Waldes,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="132"/>
mit fanta&#x017F;ti&#x017F;chem Liebesglu&#x0364;ck neckte. Adelheid er¬<lb/>
&#x017F;chien mir beinahe als gemeine Kupplerin, ich wollte<lb/>
&#x017F;ie deshalb verachten &#x2014; und doch, mich wieder be¬<lb/>
&#x017F;innend, mußte ich mich meiner Albernheit &#x017F;cha&#x0364;men.<lb/>
Was ge&#x017F;chah in jenen &#x017F;eligen Abend&#x017F;tunden, das nur<lb/>
im minde&#x017F;ten ein na&#x0364;heres Verha&#x0364;ltniß mit Seraphi¬<lb/>
nen, als Sitte und An&#x017F;tand es erlaubten, herbei¬<lb/>
fu&#x0364;hren konnte? Wie durfte es mir einfallen, daß<lb/>
die Baronin irgend etwas fu&#x0364;r mich fu&#x0364;hlen &#x017F;ollte,<lb/>
und doch war ich von der Gefahr meiner Lage u&#x0364;ber¬<lb/>
zeugt! &#x2014; Die Tafel wurde zeitiger aufgehoben,<lb/>
weil es noch auf Wo&#x0364;lfe gehen &#x017F;ollte, die &#x017F;ich in dem<lb/>
Fo&#x0364;hrenwalde, ganz nahe dem Schlo&#x017F;&#x017F;e, hatten blicken<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Die Jagd war mir recht in meiner aufge¬<lb/>
regten Stimmung, ich erkla&#x0364;rte dem Alten, mitziehn<lb/>
zu wollen, er la&#x0364;chelte mich zufrieden an, &#x017F;prechend:<lb/>
&#x201E;das i&#x017F;t brav, daß du auch einmal dich herausmach&#x017F;t,<lb/>
ich bleibe heim, du kann&#x017F;t meine Bu&#x0364;ch&#x017F;e nehmen,<lb/>
und &#x017F;chnalle auch meinen Hir&#x017F;chfa&#x0364;nger um, im Fall<lb/>
der Noth i&#x017F;t das eine gute &#x017F;ichre Waffe, wenn man<lb/>
nur gleichmu&#x0364;thig bleibt.&#x201C; Der Theil des Waldes,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] mit fantaſtiſchem Liebesgluͤck neckte. Adelheid er¬ ſchien mir beinahe als gemeine Kupplerin, ich wollte ſie deshalb verachten — und doch, mich wieder be¬ ſinnend, mußte ich mich meiner Albernheit ſchaͤmen. Was geſchah in jenen ſeligen Abendſtunden, das nur im mindeſten ein naͤheres Verhaͤltniß mit Seraphi¬ nen, als Sitte und Anſtand es erlaubten, herbei¬ fuͤhren konnte? Wie durfte es mir einfallen, daß die Baronin irgend etwas fuͤr mich fuͤhlen ſollte, und doch war ich von der Gefahr meiner Lage uͤber¬ zeugt! — Die Tafel wurde zeitiger aufgehoben, weil es noch auf Woͤlfe gehen ſollte, die ſich in dem Foͤhrenwalde, ganz nahe dem Schloſſe, hatten blicken laſſen. Die Jagd war mir recht in meiner aufge¬ regten Stimmung, ich erklaͤrte dem Alten, mitziehn zu wollen, er laͤchelte mich zufrieden an, ſprechend: „das iſt brav, daß du auch einmal dich herausmachſt, ich bleibe heim, du kannſt meine Buͤchſe nehmen, und ſchnalle auch meinen Hirſchfaͤnger um, im Fall der Noth iſt das eine gute ſichre Waffe, wenn man nur gleichmuͤthig bleibt.“ Der Theil des Waldes,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/140
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/140>, abgerufen am 09.10.2024.