von Cadix, Heinrich von Gusman, die Feldherren Mendoza, Villena, waren die Zeu¬ gen des heiligen Akts. Man hätte glauben sol¬ len, daß Julia's Gesang nun noch inniger und wahrer die Herrlichkeit des Glaubens hätte ver¬ künden müssen und so geschah es auch wirklich eine kurze Zeit hindurch, indessen bemerkte Ema¬ nuela bald, daß Julia oft auf seltsame Weise von dem Choral abwich, fremdartige Töne ein¬ mischend. Oft hallte urplötzlich der dumpfe Klang einer tiefgestimmten Zither durch den Chor. Der Ton glich dem Nachklingen vom Sturm durchrauschter Saiten. Dann wurde Julia un¬ ruhig und es geschah sogar, daß sie wie willkühr¬ los in den lateinischen Hymnus ein mohrisches Wort einwarf. Emanuela warnte die Neube¬ kehrte, standhaft zu widerstehen dem Feinde, aber leichtsinnig achtete Julia dessen nicht und zum Aer¬ gerniß der Schwestern sang sie oft, wenn eben die ernsten heiligen Choräle des alten Ferreras er¬ klungen, tändelnde mohrische Liebeslieder zur Zither,
die
von Cadix, Heinrich von Gusman, die Feldherren Mendoza, Villena, waren die Zeu¬ gen des heiligen Akts. Man haͤtte glauben ſol¬ len, daß Julia's Geſang nun noch inniger und wahrer die Herrlichkeit des Glaubens haͤtte ver¬ kuͤnden muͤſſen und ſo geſchah es auch wirklich eine kurze Zeit hindurch, indeſſen bemerkte Ema¬ nuela bald, daß Julia oft auf ſeltſame Weiſe von dem Choral abwich, fremdartige Toͤne ein¬ miſchend. Oft hallte urploͤtzlich der dumpfe Klang einer tiefgeſtimmten Zither durch den Chor. Der Ton glich dem Nachklingen vom Sturm durchrauſchter Saiten. Dann wurde Julia un¬ ruhig und es geſchah ſogar, daß ſie wie willkuͤhr¬ los in den lateiniſchen Hymnus ein mohriſches Wort einwarf. Emanuela warnte die Neube¬ kehrte, ſtandhaft zu widerſtehen dem Feinde, aber leichtſinnig achtete Julia deſſen nicht und zum Aer¬ gerniß der Schweſtern ſang ſie oft, wenn eben die ernſten heiligen Choraͤle des alten Ferreras er¬ klungen, taͤndelnde mohriſche Liebeslieder zur Zither,
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von Cadix, Heinrich von Gusman, die
Feldherren Mendoza, Villena, waren die Zeu¬
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len, daß Julia's Geſang nun noch inniger und
wahrer die Herrlichkeit des Glaubens haͤtte ver¬
kuͤnden muͤſſen und ſo geſchah es auch wirklich
eine kurze Zeit hindurch, indeſſen bemerkte Ema¬
nuela bald, daß Julia oft auf ſeltſame Weiſe
von dem Choral abwich, fremdartige Toͤne ein¬
miſchend. Oft hallte urploͤtzlich der dumpfe Klang
einer tiefgeſtimmten Zither durch den Chor.
Der Ton glich dem Nachklingen vom Sturm
durchrauſchter Saiten. Dann wurde Julia un¬
ruhig und es geſchah ſogar, daß ſie wie willkuͤhr¬
los in den lateiniſchen Hymnus ein mohriſches
Wort einwarf. Emanuela warnte die Neube¬
kehrte, ſtandhaft zu widerſtehen dem Feinde, aber
leichtſinnig achtete Julia deſſen nicht und zum Aer¬
gerniß der Schweſtern ſang ſie oft, wenn eben die
ernſten heiligen Choraͤle des alten Ferreras er¬
klungen, taͤndelnde mohriſche Liebeslieder zur Zither,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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