Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigen, mir weiter zu antworten. Wir gingen in
das Collegium zurück, und gern nahm ich des
Professors Einladung an, der mit mir Nachmit¬
tags einen nahgelegenen Lustort besuchen wollte.
Spät kehrten wir heim, ein Gewitter war auf¬
gestiegen, und kaum langte ich in meiner Woh¬
nung an, als der Regen herabströmte. Es
mochte wol schon Mitternacht seyn, da klärte
sich der Himmel auf, und nur noch entfernt mur¬
melte der Donner. Durch die geöffneten Fenster
wehte die laue, mit Wohlgerüchen geschwängerte,
Luft in das dumpfe Zimmer, ich konnte der Ver¬
suchung nicht widerstehen, unerachtet ich müde
genug war, noch einen Gang zu machen; es
glückte mir, den mürrischen Hausknecht, der schon
seit zwei Stunden schnarchen mochte, zu erwecken,
und ihn zu bedeuten, daß es kein Wahnsinn sei, noch
um Mitternacht spatzieren zu gehen, bald befand
ich mich auf der Straße. Als ich bei der Je¬
suiterkirche vorüberging, fiel mir das blendende
Licht auf, das durch ein Fenster strahlte. Die

zeigen, mir weiter zu antworten. Wir gingen in
das Collegium zuruͤck, und gern nahm ich des
Profeſſors Einladung an, der mit mir Nachmit¬
tags einen nahgelegenen Luſtort beſuchen wollte.
Spaͤt kehrten wir heim, ein Gewitter war auf¬
geſtiegen, und kaum langte ich in meiner Woh¬
nung an, als der Regen herabſtroͤmte. Es
mochte wol ſchon Mitternacht ſeyn, da klaͤrte
ſich der Himmel auf, und nur noch entfernt mur¬
melte der Donner. Durch die geoͤffneten Fenſter
wehte die laue, mit Wohlgeruͤchen geſchwaͤngerte,
Luft in das dumpfe Zimmer, ich konnte der Ver¬
ſuchung nicht widerſtehen, unerachtet ich muͤde
genug war, noch einen Gang zu machen; es
gluͤckte mir, den muͤrriſchen Hausknecht, der ſchon
ſeit zwei Stunden ſchnarchen mochte, zu erwecken,
und ihn zu bedeuten, daß es kein Wahnſinn ſei, noch
um Mitternacht ſpatzieren zu gehen, bald befand
ich mich auf der Straße. Als ich bei der Je¬
ſuiterkirche voruͤberging, fiel mir das blendende
Licht auf, das durch ein Fenſter ſtrahlte. Die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="221"/>
zeigen, mir weiter zu antworten. Wir gingen in<lb/>
das Collegium zuru&#x0364;ck, und gern nahm ich des<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;ors Einladung an, der mit mir Nachmit¬<lb/>
tags einen nahgelegenen Lu&#x017F;tort be&#x017F;uchen wollte.<lb/>
Spa&#x0364;t kehrten wir heim, ein Gewitter war auf¬<lb/>
ge&#x017F;tiegen, und kaum langte ich in meiner Woh¬<lb/>
nung an, als der Regen herab&#x017F;tro&#x0364;mte. Es<lb/>
mochte wol &#x017F;chon Mitternacht &#x017F;eyn, da kla&#x0364;rte<lb/>
&#x017F;ich der Himmel auf, und nur noch entfernt mur¬<lb/>
melte der Donner. Durch die geo&#x0364;ffneten Fen&#x017F;ter<lb/>
wehte die laue, mit Wohlgeru&#x0364;chen ge&#x017F;chwa&#x0364;ngerte,<lb/>
Luft in das dumpfe Zimmer, ich konnte der Ver¬<lb/>
&#x017F;uchung nicht wider&#x017F;tehen, unerachtet ich mu&#x0364;de<lb/>
genug war, noch einen Gang zu machen; es<lb/>
glu&#x0364;ckte mir, den mu&#x0364;rri&#x017F;chen Hausknecht, der &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;eit zwei Stunden &#x017F;chnarchen mochte, zu erwecken,<lb/>
und ihn zu bedeuten, daß es kein Wahn&#x017F;inn &#x017F;ei, noch<lb/>
um Mitternacht &#x017F;patzieren zu gehen, bald befand<lb/>
ich mich auf der Straße. Als ich bei der Je¬<lb/>
&#x017F;uiterkirche voru&#x0364;berging, fiel mir das blendende<lb/>
Licht auf, das durch ein Fen&#x017F;ter &#x017F;trahlte. Die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0229] zeigen, mir weiter zu antworten. Wir gingen in das Collegium zuruͤck, und gern nahm ich des Profeſſors Einladung an, der mit mir Nachmit¬ tags einen nahgelegenen Luſtort beſuchen wollte. Spaͤt kehrten wir heim, ein Gewitter war auf¬ geſtiegen, und kaum langte ich in meiner Woh¬ nung an, als der Regen herabſtroͤmte. Es mochte wol ſchon Mitternacht ſeyn, da klaͤrte ſich der Himmel auf, und nur noch entfernt mur¬ melte der Donner. Durch die geoͤffneten Fenſter wehte die laue, mit Wohlgeruͤchen geſchwaͤngerte, Luft in das dumpfe Zimmer, ich konnte der Ver¬ ſuchung nicht widerſtehen, unerachtet ich muͤde genug war, noch einen Gang zu machen; es gluͤckte mir, den muͤrriſchen Hausknecht, der ſchon ſeit zwei Stunden ſchnarchen mochte, zu erwecken, und ihn zu bedeuten, daß es kein Wahnſinn ſei, noch um Mitternacht ſpatzieren zu gehen, bald befand ich mich auf der Straße. Als ich bei der Je¬ ſuiterkirche voruͤberging, fiel mir das blendende Licht auf, das durch ein Fenſter ſtrahlte. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/229
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/229>, abgerufen am 25.11.2024.