zuweilen so seltsam höhnisch, wie sonst. Während der Betstunde, die Andres jeden Abend mit ihm zu halten pflegte, schien er oft krampfhaft zu erzittern; zuweilen strich eine seltsam pfeifende Zugluft durch das Zimmer, welche die Blätter der Gebetbücher raschelnd umschlug, ja die Bücher selbst dem Andres aus den Händen warf. "Gottloser Trabacchio, verruchter Satan! Du bist es, der hier höllischen Spuk treibt! Was willst Du von mir? hebe Dich weg, denn Du hast keine Macht über mich! -- hebe Dich weg!" -- So rief Andres mit starker Stimme! Da lachte es höhnisch durch das Zimmer hin, und schlug wie mit schwarzen Fittigen an das Fenster. Und doch war es nur der Regen, der an das Fenster geschlagen, und der Herbstwind, der durch das Zimmer geheult, wie Trabacchio meinte, als das Unwesen wieder einmal recht arg war und Georg vor Angst weinte.
"Nein," rief Andres: "Euer gottloser Vater könnte hier nicht so herumspuken, wenn Ihr aller
zuweilen ſo ſeltſam hoͤhniſch, wie ſonſt. Waͤhrend der Betſtunde, die Andres jeden Abend mit ihm zu halten pflegte, ſchien er oft krampfhaft zu erzittern; zuweilen ſtrich eine ſeltſam pfeifende Zugluft durch das Zimmer, welche die Blaͤtter der Gebetbuͤcher raſchelnd umſchlug, ja die Buͤcher ſelbſt dem Andres aus den Haͤnden warf. „Gottloſer Trabacchio, verruchter Satan! Du biſt es, der hier hoͤlliſchen Spuk treibt! Was willſt Du von mir? hebe Dich weg, denn Du haſt keine Macht uͤber mich! — hebe Dich weg!“ — So rief Andres mit ſtarker Stimme! Da lachte es hoͤhniſch durch das Zimmer hin, und ſchlug wie mit ſchwarzen Fittigen an das Fenſter. Und doch war es nur der Regen, der an das Fenſter geſchlagen, und der Herbſtwind, der durch das Zimmer geheult, wie Trabacchio meinte, als das Unweſen wieder einmal recht arg war und Georg vor Angſt weinte.
„Nein,“ rief Andres: „Euer gottloſer Vater koͤnnte hier nicht ſo herumſpuken, wenn Ihr aller
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zuweilen ſo ſeltſam hoͤhniſch, wie ſonſt. Waͤhrend
der Betſtunde, die Andres jeden Abend mit
ihm zu halten pflegte, ſchien er oft krampfhaft
zu erzittern; zuweilen ſtrich eine ſeltſam pfeifende
Zugluft durch das Zimmer, welche die Blaͤtter
der Gebetbuͤcher raſchelnd umſchlug, ja die Buͤcher
ſelbſt dem Andres aus den Haͤnden warf.
„Gottloſer Trabacchio, verruchter Satan! Du
biſt es, der hier hoͤlliſchen Spuk treibt! Was
willſt Du von mir? hebe Dich weg, denn Du
haſt keine Macht uͤber mich! — hebe Dich weg!“
— So rief Andres mit ſtarker Stimme! Da
lachte es hoͤhniſch durch das Zimmer hin, und
ſchlug wie mit ſchwarzen Fittigen an das Fenſter.
Und doch war es nur der Regen, der an das
Fenſter geſchlagen, und der Herbſtwind, der durch
das Zimmer geheult, wie Trabacchio meinte,
als das Unweſen wieder einmal recht arg war
und Georg vor Angſt weinte.
„Nein,“ rief Andres: „Euer gottloſer Vater
koͤnnte hier nicht ſo herumſpuken, wenn Ihr aller
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/213>, abgerufen am 26.11.2024.
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