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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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namenlosen Marter des Feuertodes retten würde.
Da faßte und rüttelte er in wahnsinniger Ver¬
zweiflung die Eisenstäbe des Gitterfensters und
zerbröckelt blieben sie in seinen Händen. Ein
Strahl der Hoffnung fiel in seine Seele. Man
hatte ihn in einen Thurm dicht neben dem trock¬
nen Stadtgraben gesperrt; er schaute in die Tiefe
und der Entschluß sich hinabzustürzen, und so sich
zu retten, oder zu sterben, war auf der Stelle
gefaßt. Der Ketten hatte er sich bald mit gerin¬
ger Anstrengung entledigt. Als er sich hinauswarf,
vergingen ihm die Sinne, er erwachte, als die
Sonne hell strahlte. Da sah er, wie er zwischen
Strauchwerk in hohes Gras gefallen, aber an
allen Gliedern verstaucht und verrenkt, vermochte
er sich nicht zu regen und zu rühren. Schmei߬
fliegen und anderes Ungeziefer setzten sich auf sei¬
nen halbnackten Körper und stachen und leckten
sein Blut, ohne daß er sie abwehren konnte. So
brachte er einen martervollen Tag hin. Erst des
Nachts gelang es ihm weiter zu kriechen und er

namenloſen Marter des Feuertodes retten wuͤrde.
Da faßte und ruͤttelte er in wahnſinniger Ver¬
zweiflung die Eiſenſtaͤbe des Gitterfenſters und
zerbroͤckelt blieben ſie in ſeinen Haͤnden. Ein
Strahl der Hoffnung fiel in ſeine Seele. Man
hatte ihn in einen Thurm dicht neben dem trock¬
nen Stadtgraben geſperrt; er ſchaute in die Tiefe
und der Entſchluß ſich hinabzuſtuͤrzen, und ſo ſich
zu retten, oder zu ſterben, war auf der Stelle
gefaßt. Der Ketten hatte er ſich bald mit gerin¬
ger Anſtrengung entledigt. Als er ſich hinauswarf,
vergingen ihm die Sinne, er erwachte, als die
Sonne hell ſtrahlte. Da ſah er, wie er zwiſchen
Strauchwerk in hohes Gras gefallen, aber an
allen Gliedern verſtaucht und verrenkt, vermochte
er ſich nicht zu regen und zu ruͤhren. Schmei߬
fliegen und anderes Ungeziefer ſetzten ſich auf ſei¬
nen halbnackten Koͤrper und ſtachen und leckten
ſein Blut, ohne daß er ſie abwehren konnte. So
brachte er einen martervollen Tag hin. Erſt des
Nachts gelang es ihm weiter zu kriechen und er

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[198/0206] namenloſen Marter des Feuertodes retten wuͤrde. Da faßte und ruͤttelte er in wahnſinniger Ver¬ zweiflung die Eiſenſtaͤbe des Gitterfenſters und zerbroͤckelt blieben ſie in ſeinen Haͤnden. Ein Strahl der Hoffnung fiel in ſeine Seele. Man hatte ihn in einen Thurm dicht neben dem trock¬ nen Stadtgraben geſperrt; er ſchaute in die Tiefe und der Entſchluß ſich hinabzuſtuͤrzen, und ſo ſich zu retten, oder zu ſterben, war auf der Stelle gefaßt. Der Ketten hatte er ſich bald mit gerin¬ ger Anſtrengung entledigt. Als er ſich hinauswarf, vergingen ihm die Sinne, er erwachte, als die Sonne hell ſtrahlte. Da ſah er, wie er zwiſchen Strauchwerk in hohes Gras gefallen, aber an allen Gliedern verſtaucht und verrenkt, vermochte er ſich nicht zu regen und zu ruͤhren. Schmei߬ fliegen und anderes Ungeziefer ſetzten ſich auf ſei¬ nen halbnackten Koͤrper und ſtachen und leckten ſein Blut, ohne daß er ſie abwehren konnte. So brachte er einen martervollen Tag hin. Erſt des Nachts gelang es ihm weiter zu kriechen und er

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/206>, abgerufen am 26.11.2024.