Fäusten brennen." Dem Mönch, der sich ihm zuletzt noch nahen wollte, rief er mit fürchterli¬ cher Stimme zu: "Fort! -- zurück von mir! Glaubst Du denn, daß ich so dumm seyn werde, Euch zu Gefallen einen schmerzlichen Tod zu lei¬ den? -- noch ist meine Stunde nicht gekom¬ men." -- Nun fing das angezündete Holz an zu prasseln; kaum erreichte aber die Flamme den Trabacchio, als es hell aufloderte, wie Stroh¬ feuer und von einer fernen Anhöhe ein gellendes Hohngelächter sich hören ließ. Alles schaute hin und Grausen ergriff das Volk, als den Doktor Trabacchio leibhaftig in dem schwarzen Kleide, dem goldverbrämten Mantel, den Stoßdegen an der Seite, den niedergekrempten spanischen Hut mit der rothen Feder auf dem Kopfe, das Kist¬ chen unter dem Arm, ganz wie er sonst durch die Straßen von Neapel zu laufen pflegte, er¬ blickte. Reiter, Sbirren, hundert andere aus dem Volk stürzten hin nach dem Hügel, aber Trabacchio war und blieb verschwunden. Die
Faͤuſten brennen.“ Dem Moͤnch, der ſich ihm zuletzt noch nahen wollte, rief er mit fuͤrchterli¬ cher Stimme zu: „Fort! — zuruͤck von mir! Glaubſt Du denn, daß ich ſo dumm ſeyn werde, Euch zu Gefallen einen ſchmerzlichen Tod zu lei¬ den? — noch iſt meine Stunde nicht gekom¬ men.“ — Nun fing das angezuͤndete Holz an zu praſſeln; kaum erreichte aber die Flamme den Trabacchio, als es hell aufloderte, wie Stroh¬ feuer und von einer fernen Anhoͤhe ein gellendes Hohngelaͤchter ſich hoͤren ließ. Alles ſchaute hin und Grauſen ergriff das Volk, als den Doktor Trabacchio leibhaftig in dem ſchwarzen Kleide, dem goldverbraͤmten Mantel, den Stoßdegen an der Seite, den niedergekrempten ſpaniſchen Hut mit der rothen Feder auf dem Kopfe, das Kiſt¬ chen unter dem Arm, ganz wie er ſonſt durch die Straßen von Neapel zu laufen pflegte, er¬ blickte. Reiter, Sbirren, hundert andere aus dem Volk ſtuͤrzten hin nach dem Huͤgel, aber Trabacchio war und blieb verſchwunden. Die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0197"n="189"/>
Faͤuſten brennen.“ Dem Moͤnch, der ſich ihm<lb/>
zuletzt noch nahen wollte, rief er mit fuͤrchterli¬<lb/>
cher Stimme zu: „Fort! — zuruͤck von mir!<lb/>
Glaubſt Du denn, daß ich ſo dumm ſeyn werde,<lb/>
Euch zu Gefallen einen ſchmerzlichen Tod zu lei¬<lb/>
den? — noch iſt meine Stunde nicht gekom¬<lb/>
men.“— Nun fing das angezuͤndete Holz an zu<lb/>
praſſeln; kaum erreichte aber die Flamme den<lb/><hirendition="#g">Trabacchio</hi>, als es hell aufloderte, wie Stroh¬<lb/>
feuer und von einer fernen Anhoͤhe ein gellendes<lb/>
Hohngelaͤchter ſich hoͤren ließ. Alles ſchaute hin<lb/>
und Grauſen ergriff das Volk, als den Doktor<lb/><hirendition="#g">Trabacchio</hi> leibhaftig in dem ſchwarzen Kleide,<lb/>
dem goldverbraͤmten Mantel, den Stoßdegen an<lb/>
der Seite, den niedergekrempten ſpaniſchen Hut<lb/>
mit der rothen Feder auf dem Kopfe, das Kiſt¬<lb/>
chen unter dem Arm, ganz wie er ſonſt durch<lb/>
die Straßen von Neapel zu laufen pflegte, er¬<lb/>
blickte. Reiter, Sbirren, hundert andere aus<lb/>
dem Volk ſtuͤrzten hin nach dem Huͤgel, aber<lb/><hirendition="#g">Trabacchio</hi> war und blieb verſchwunden. Die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[189/0197]
Faͤuſten brennen.“ Dem Moͤnch, der ſich ihm
zuletzt noch nahen wollte, rief er mit fuͤrchterli¬
cher Stimme zu: „Fort! — zuruͤck von mir!
Glaubſt Du denn, daß ich ſo dumm ſeyn werde,
Euch zu Gefallen einen ſchmerzlichen Tod zu lei¬
den? — noch iſt meine Stunde nicht gekom¬
men.“ — Nun fing das angezuͤndete Holz an zu
praſſeln; kaum erreichte aber die Flamme den
Trabacchio, als es hell aufloderte, wie Stroh¬
feuer und von einer fernen Anhoͤhe ein gellendes
Hohngelaͤchter ſich hoͤren ließ. Alles ſchaute hin
und Grauſen ergriff das Volk, als den Doktor
Trabacchio leibhaftig in dem ſchwarzen Kleide,
dem goldverbraͤmten Mantel, den Stoßdegen an
der Seite, den niedergekrempten ſpaniſchen Hut
mit der rothen Feder auf dem Kopfe, das Kiſt¬
chen unter dem Arm, ganz wie er ſonſt durch
die Straßen von Neapel zu laufen pflegte, er¬
blickte. Reiter, Sbirren, hundert andere aus
dem Volk ſtuͤrzten hin nach dem Huͤgel, aber
Trabacchio war und blieb verſchwunden. Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/197>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.