[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.Haus des Doktor Trabacchio in Flammen Haus des Doktor Trabacchio in Flammen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="188"/> Haus des Doktor <hi rendition="#g">Trabacchio</hi> in Flammen<lb/> ſtand. Das Volk lief zuſammen und jauchzte<lb/> und jubelte, als es des verruchten Hexenmeiſters<lb/> Wohnung brennen ſah, ohne auch nur das min¬<lb/> deſte zur Rettung zu thun. Schon war das<lb/> Dach eingeſtuͤrzt, das inwendige Holzwerk flammte<lb/> zu den Waͤnden heraus und nur die ſtarken Bal¬<lb/> ken des obern Stocks widerſtanden noch der Ge¬<lb/> walt des Feuers. Aber vor Entſetzen ſchrie das<lb/> Volk auf, als es <hi rendition="#g">Trabacchio's</hi> zwoͤlfjaͤhrigen<lb/> Sohn mit einem Kiſtchen unter dem Arm einen<lb/> dieſer glimmenden Balken entlang ſchreiten ſah.<lb/> Nur einen Moment dauerte dieſe Erſcheinung,<lb/> ſie verſchwand ploͤtzlich in den hochaufſchlagenden<lb/> Flammen. — Der Doktor <hi rendition="#g">Trabacchio</hi> ſchien<lb/> ſich herzinniglich zu freuen, als er dieſe Begeben¬<lb/> heit erfuhr und ging mit verwegener Frechheit<lb/> zum Tode. Als man ihn an den Pfahl band,<lb/> lachte er hell auf und ſagte zu dem Henker, der<lb/> ihn mordluſtig recht feſt anſchnuͤrte: „Sieh Dich<lb/> vor, Geſelle, daß dieſe Stricke nicht an Deinen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0196]
Haus des Doktor Trabacchio in Flammen
ſtand. Das Volk lief zuſammen und jauchzte
und jubelte, als es des verruchten Hexenmeiſters
Wohnung brennen ſah, ohne auch nur das min¬
deſte zur Rettung zu thun. Schon war das
Dach eingeſtuͤrzt, das inwendige Holzwerk flammte
zu den Waͤnden heraus und nur die ſtarken Bal¬
ken des obern Stocks widerſtanden noch der Ge¬
walt des Feuers. Aber vor Entſetzen ſchrie das
Volk auf, als es Trabacchio's zwoͤlfjaͤhrigen
Sohn mit einem Kiſtchen unter dem Arm einen
dieſer glimmenden Balken entlang ſchreiten ſah.
Nur einen Moment dauerte dieſe Erſcheinung,
ſie verſchwand ploͤtzlich in den hochaufſchlagenden
Flammen. — Der Doktor Trabacchio ſchien
ſich herzinniglich zu freuen, als er dieſe Begeben¬
heit erfuhr und ging mit verwegener Frechheit
zum Tode. Als man ihn an den Pfahl band,
lachte er hell auf und ſagte zu dem Henker, der
ihn mordluſtig recht feſt anſchnuͤrte: „Sieh Dich
vor, Geſelle, daß dieſe Stricke nicht an Deinen
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