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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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mit dem Gelde des Fremden unrechtes Gut in
mein Haus gekommen sei und deshalb kann mich
nichts recht freuen; was dafür angeschafft wurde.
Ich kann mich jetzt wol öfter mit einer kräftigen
Speise, mit einem Glase Wein erlaben; glaube
mir aber, liebe Giorgina! war einmahl ein
guter Holzverkauf vorgefallen und hatte mir der
liebe Gott ein paar ehrlich verdiente Groschen
mehr bescheert, als gewöhnlich, dann schmeckte mir
ein Glas geringen Weins viel besser, als jetzt
der gute Wein, den der Fremde uns mitbringt.
Ich kann mich mit diesem sonderbaren Kaufmann
durchaus nicht befreunden, ja es ist mir in seiner
Gegenwart oft ganz unheimlich zu Muthe. Hast
Du wohl bemerkt, liebe Giorgina! daß er nie¬
manden fest anzuschauen vermag? Und dabei blitzt
es zuweilen aus seinen tiefliegenden kleinen Augen so
sonderbar heraus, und dann kann er bei unsern
schlichten Reden oft so -- bübisch möcht' ich sagen,
lachen, daß es mich eiskalt überläuft. -- Ach,
möchten nur nicht meine innern Gedanken wahr

mit dem Gelde des Fremden unrechtes Gut in
mein Haus gekommen ſei und deshalb kann mich
nichts recht freuen; was dafuͤr angeſchafft wurde.
Ich kann mich jetzt wol oͤfter mit einer kraͤftigen
Speiſe, mit einem Glaſe Wein erlaben; glaube
mir aber, liebe Giorgina! war einmahl ein
guter Holzverkauf vorgefallen und hatte mir der
liebe Gott ein paar ehrlich verdiente Groſchen
mehr beſcheert, als gewoͤhnlich, dann ſchmeckte mir
ein Glas geringen Weins viel beſſer, als jetzt
der gute Wein, den der Fremde uns mitbringt.
Ich kann mich mit dieſem ſonderbaren Kaufmann
durchaus nicht befreunden, ja es iſt mir in ſeiner
Gegenwart oft ganz unheimlich zu Muthe. Haſt
Du wohl bemerkt, liebe Giorgina! daß er nie¬
manden feſt anzuſchauen vermag? Und dabei blitzt
es zuweilen aus ſeinen tiefliegenden kleinen Augen ſo
ſonderbar heraus, und dann kann er bei unſern
ſchlichten Reden oft ſo — buͤbiſch moͤcht' ich ſagen,
lachen, daß es mich eiskalt uͤberlaͤuft. — Ach,
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[110/0118] mit dem Gelde des Fremden unrechtes Gut in mein Haus gekommen ſei und deshalb kann mich nichts recht freuen; was dafuͤr angeſchafft wurde. Ich kann mich jetzt wol oͤfter mit einer kraͤftigen Speiſe, mit einem Glaſe Wein erlaben; glaube mir aber, liebe Giorgina! war einmahl ein guter Holzverkauf vorgefallen und hatte mir der liebe Gott ein paar ehrlich verdiente Groſchen mehr beſcheert, als gewoͤhnlich, dann ſchmeckte mir ein Glas geringen Weins viel beſſer, als jetzt der gute Wein, den der Fremde uns mitbringt. Ich kann mich mit dieſem ſonderbaren Kaufmann durchaus nicht befreunden, ja es iſt mir in ſeiner Gegenwart oft ganz unheimlich zu Muthe. Haſt Du wohl bemerkt, liebe Giorgina! daß er nie¬ manden feſt anzuſchauen vermag? Und dabei blitzt es zuweilen aus ſeinen tiefliegenden kleinen Augen ſo ſonderbar heraus, und dann kann er bei unſern ſchlichten Reden oft ſo — buͤbiſch moͤcht' ich ſagen, lachen, daß es mich eiskalt uͤberlaͤuft. — Ach, moͤchten nur nicht meine innern Gedanken wahr

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/118>, abgerufen am 24.11.2024.