Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822."Manche behaupten und nicht ohne Grund, daß die "Genug! -- in Famagusta begab es sich, daß »Manche behaupten und nicht ohne Grund, daß die »Genug! — in Famaguſta begab es ſich, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0061" n="56"/> <p>»Manche behaupten und nicht ohne Grund, daß die<lb/> »Prinzeſſin in Famaguſta ſich verbergen ſollte, vor<lb/> »dem widerlichen Egelprinzen, dem geſchwornen Feinde<lb/> »der Blumenkönigin.»</p><lb/> <p>»Genug! — in Famaguſta begab es ſich, daß<lb/> »die Prinzeſſin einſt in der erfriſchenden Kühle des<lb/> »Abends luſtwandelte und in ein dunkles anmuthiges<lb/> »Cypreſſen-Wäldchen gerieth. Verlockt von dem<lb/> »lieblichen Säuſeln des Abendwindes, dem Mur¬<lb/> »meln des Bachs, dem melodiſchen Gezwitſcher der<lb/> »Vögel, ſtreckte die Prinzeſſin ſich hin in das weiche<lb/> »duftige Moos und fiel bald in tiefen Schlaf. Gerade<lb/> »<hi rendition="#g">der</hi> Feind, dem ſie hatte entgehen wollen, der<lb/> »häßliche Egelprinz ſtreckte aber ſein Haupt empor<lb/> »aus dem Schlammwaſſer, erblickte die Prinzeſſin,<lb/> »und verliebte ſich in die ſchöne Schläferin dermaßen,<lb/> »daß er dem Verlangen ſie zu küſſen, nicht widerſte¬<lb/> »hen konnte. Leiſe kroch er heran, und küßte ſie hin¬<lb/> »ter das linke Ohr. Nun wißt Ihr aber wohl Freund<lb/> »Pepuſch, daß die Dame, die der Egelprinz zu küſ¬<lb/> »ſen ſich unterfängt, verloren, denn er iſt der ärgſte<lb/> »Blutſauger von der Welt. So geſchah es denn auch,<lb/> »daß der Egelprinz die arme Prinzeſſin ſo lange küßte,<lb/> »bis alles Leben aus ihr geflohen war. Da fiel er<lb/> »ganz überſättigt und trunken ins Moos und mußte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0061]
»Manche behaupten und nicht ohne Grund, daß die
»Prinzeſſin in Famaguſta ſich verbergen ſollte, vor
»dem widerlichen Egelprinzen, dem geſchwornen Feinde
»der Blumenkönigin.»
»Genug! — in Famaguſta begab es ſich, daß
»die Prinzeſſin einſt in der erfriſchenden Kühle des
»Abends luſtwandelte und in ein dunkles anmuthiges
»Cypreſſen-Wäldchen gerieth. Verlockt von dem
»lieblichen Säuſeln des Abendwindes, dem Mur¬
»meln des Bachs, dem melodiſchen Gezwitſcher der
»Vögel, ſtreckte die Prinzeſſin ſich hin in das weiche
»duftige Moos und fiel bald in tiefen Schlaf. Gerade
»der Feind, dem ſie hatte entgehen wollen, der
»häßliche Egelprinz ſtreckte aber ſein Haupt empor
»aus dem Schlammwaſſer, erblickte die Prinzeſſin,
»und verliebte ſich in die ſchöne Schläferin dermaßen,
»daß er dem Verlangen ſie zu küſſen, nicht widerſte¬
»hen konnte. Leiſe kroch er heran, und küßte ſie hin¬
»ter das linke Ohr. Nun wißt Ihr aber wohl Freund
»Pepuſch, daß die Dame, die der Egelprinz zu küſ¬
»ſen ſich unterfängt, verloren, denn er iſt der ärgſte
»Blutſauger von der Welt. So geſchah es denn auch,
»daß der Egelprinz die arme Prinzeſſin ſo lange küßte,
»bis alles Leben aus ihr geflohen war. Da fiel er
»ganz überſättigt und trunken ins Moos und mußte
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