Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Mann! Pepusch, ich fange an zu glauben, daß ihr "Ich weiß," begann nun der Flohbändiger ganz 4 *
Mann! Pepuſch, ich fange an zu glauben, daß ihr »Ich weiß,» begann nun der Flohbändiger ganz 4 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0056" n="51"/> Mann! Pepuſch, ich fange an zu glauben, daß ihr<lb/> es wirklich gut mit mir gemeint habt und daß ich<lb/> nicht gut gethan auf Eure Warnungen nichts zu geben.»<lb/> Als nun Pepuſch ruhig fragte, was ſich denn bege¬<lb/> ben, drehte ſich der Flohbändiger mit ſeinem Lehn¬<lb/> ſtuhl nach der Wand, hielt beide Hände vors Geſicht<lb/> und rief weinerlich dem Pepuſch zu, er möge nur eine<lb/> Lupe zur Hand nehmen und die Marmortafel des Ti¬<lb/> ſches anſchauen. Schon mit unbewaffnetem Auge ge¬<lb/> wahrte Pepuſch, daß die kleinen Kutſchen, die Sol¬<lb/> daten u. ſ. w. todt da ſtanden und lagen, daß ſich<lb/> nichts mehr regte und bewegte. Die kunſtfertigen Flöhe<lb/> ſchienen auch eine ganz andre Geſtalt angenommen zu<lb/> haben. Mittelſt der Lupe entdeckte nun aber Pepuſch ſehr<lb/> bald, daß kein einziger Floh mehr vorhanden, ſon¬<lb/> dern daß das, was er dafür gehalten, ſchwarze Pfef¬<lb/> ferkörner und Obſtkerne waren, die in den Geſchirren,<lb/> in den Uniformen ſteckten.</p><lb/> <p>»Ich weiß,» begann nun der Flohbändiger ganz<lb/> wehmüthig und zerknirſcht, »ich weiß gar nicht, wel¬<lb/> »cher böſe Geiſt mich mit Blindheit ſchlug, daß ich<lb/> »die Deſertion meiner Mannſchaft nicht eher bemerk¬<lb/> »te, als bis alle Leute an den Tiſch getreten waren<lb/> »und ſich gerüſtet hatten zum Schauen. — Ihr kön¬<lb/> »net denken Pepuſch! wie die Leute, als ſie ſich ge¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">4 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0056]
Mann! Pepuſch, ich fange an zu glauben, daß ihr
es wirklich gut mit mir gemeint habt und daß ich
nicht gut gethan auf Eure Warnungen nichts zu geben.»
Als nun Pepuſch ruhig fragte, was ſich denn bege¬
ben, drehte ſich der Flohbändiger mit ſeinem Lehn¬
ſtuhl nach der Wand, hielt beide Hände vors Geſicht
und rief weinerlich dem Pepuſch zu, er möge nur eine
Lupe zur Hand nehmen und die Marmortafel des Ti¬
ſches anſchauen. Schon mit unbewaffnetem Auge ge¬
wahrte Pepuſch, daß die kleinen Kutſchen, die Sol¬
daten u. ſ. w. todt da ſtanden und lagen, daß ſich
nichts mehr regte und bewegte. Die kunſtfertigen Flöhe
ſchienen auch eine ganz andre Geſtalt angenommen zu
haben. Mittelſt der Lupe entdeckte nun aber Pepuſch ſehr
bald, daß kein einziger Floh mehr vorhanden, ſon¬
dern daß das, was er dafür gehalten, ſchwarze Pfef¬
ferkörner und Obſtkerne waren, die in den Geſchirren,
in den Uniformen ſteckten.
»Ich weiß,» begann nun der Flohbändiger ganz
wehmüthig und zerknirſcht, »ich weiß gar nicht, wel¬
»cher böſe Geiſt mich mit Blindheit ſchlug, daß ich
»die Deſertion meiner Mannſchaft nicht eher bemerk¬
»te, als bis alle Leute an den Tiſch getreten waren
»und ſich gerüſtet hatten zum Schauen. — Ihr kön¬
»net denken Pepuſch! wie die Leute, als ſie ſich ge¬
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