Ameisenräuber faßten, zerquetschten mit ihren zackig¬ ten Zangen die Schnacken, die sich wehrten und um sich schlugen mit den langen Flügeln, und dazwischen wanden sich Essigschlangen, Kleisteraale, hundertar¬ migte Polypen durch einander und aus allen Zwischen¬ räumen kuckten Infusions-Thiere mit verzerrten menschlichen Gesichtern. Abscheulicheres hatte Pepusch nie geschaut. Er wollte eben ein tiefes Grauen ver¬ spüren, als ihm etwas Rauhes ins Gesicht flog und er sich eingehüllt sah in eine Wolke dicken Mehlstaubs. Darüber verging ihm aber das Grauen, denn er wußte sogleich, daß das rauhe Ding nichts anders seyn konnte als die runde gepuderte Perücke des Flohbändi¬ gers, und das war es auch in der That.
Als Pepusch sich den Puder aus den Augen ge¬ wischt, war das tolle widrige Insektenvolk verschwun¬ den. Der Flohbändiger saß ganz erschöpft im Lehn¬ stuhl. "Leuwenhöck," so rief ihm Pepusch entgegen, "Leuwenhöck, seht Ihr nun wohl, was bei Euerm Treiben herauskommt? -- Da habt Ihr wieder zu Euern Vasallen Zuflucht nehmen müssen, um Euch die Leute vom Leibe zu halten! -- Ist's nicht so?"
"Seyd Ihr's," sprach der Flohbändiger mit matter Stimme, "seyd Ihr's guter Pepusch? -- Ach! mit mir ist es aus, rein aus, ich bin ein verlorner
Ameiſenräuber faßten, zerquetſchten mit ihren zackig¬ ten Zangen die Schnacken, die ſich wehrten und um ſich ſchlugen mit den langen Flügeln, und dazwiſchen wanden ſich Eſſigſchlangen, Kleiſteraale, hundertar¬ migte Polypen durch einander und aus allen Zwiſchen¬ räumen kuckten Infuſions-Thiere mit verzerrten menſchlichen Geſichtern. Abſcheulicheres hatte Pepuſch nie geſchaut. Er wollte eben ein tiefes Grauen ver¬ ſpüren, als ihm etwas Rauhes ins Geſicht flog und er ſich eingehüllt ſah in eine Wolke dicken Mehlſtaubs. Darüber verging ihm aber das Grauen, denn er wußte ſogleich, daß das rauhe Ding nichts anders ſeyn konnte als die runde gepuderte Perücke des Flohbändi¬ gers, und das war es auch in der That.
Als Pepuſch ſich den Puder aus den Augen ge¬ wiſcht, war das tolle widrige Inſektenvolk verſchwun¬ den. Der Flohbändiger ſaß ganz erſchöpft im Lehn¬ ſtuhl. »Leuwenhöck,» ſo rief ihm Pepuſch entgegen, »Leuwenhöck, ſeht Ihr nun wohl, was bei Euerm Treiben herauskommt? — Da habt Ihr wieder zu Euern Vaſallen Zuflucht nehmen müſſen, um Euch die Leute vom Leibe zu halten! — Iſt's nicht ſo?»
»Seyd Ihr's,» ſprach der Flohbändiger mit matter Stimme, »ſeyd Ihr's guter Pepuſch? — Ach! mit mir iſt es aus, rein aus, ich bin ein verlorner
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Ameiſenräuber faßten, zerquetſchten mit ihren zackig¬
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ſich ſchlugen mit den langen Flügeln, und dazwiſchen
wanden ſich Eſſigſchlangen, Kleiſteraale, hundertar¬
migte Polypen durch einander und aus allen Zwiſchen¬
räumen kuckten Infuſions-Thiere mit verzerrten
menſchlichen Geſichtern. Abſcheulicheres hatte Pepuſch
nie geſchaut. Er wollte eben ein tiefes Grauen ver¬
ſpüren, als ihm etwas Rauhes ins Geſicht flog und
er ſich eingehüllt ſah in eine Wolke dicken Mehlſtaubs.
Darüber verging ihm aber das Grauen, denn er
wußte ſogleich, daß das rauhe Ding nichts anders ſeyn
konnte als die runde gepuderte Perücke des Flohbändi¬
gers, und das war es auch in der That.
Als Pepuſch ſich den Puder aus den Augen ge¬
wiſcht, war das tolle widrige Inſektenvolk verſchwun¬
den. Der Flohbändiger ſaß ganz erſchöpft im Lehn¬
ſtuhl. »Leuwenhöck,» ſo rief ihm Pepuſch entgegen,
»Leuwenhöck, ſeht Ihr nun wohl, was bei Euerm
Treiben herauskommt? — Da habt Ihr wieder zu
Euern Vaſallen Zuflucht nehmen müſſen, um Euch
die Leute vom Leibe zu halten! — Iſt's nicht ſo?»
»Seyd Ihr's,» ſprach der Flohbändiger mit
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/55>, abgerufen am 16.07.2024.
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