ich es Ihnen sagen, warum ich Sie verfolgte bis in die Wohnung des Buchbinders Lämmerhirt, warum ich Sie nicht lassen konnte in der heutigen Nacht. -- Peregrinus! geben Sie mir den Gefangenen heraus, den Sie verschlossen haben bei Sich im Zimmer. Ich weiß, daß Sie dazu keinesweges verpflichtet sind, daß das nur von ihrer Gutmüthigkeit abhängt, aber eben so kenne ich auch Ihr gutes treues Herz, darum o mein guter liebster Peregrin! geben Sie ihn heraus, den Gefangenen!" --
"Was," fragte Peregrinus im tiefsten Stau¬ nen, "was für einen Gefangenen? -- wer sollte bei mir gefangen seyn?"
"Ja," sprach die Dame weiter, indem sie Pe¬ regrins Hand ergriff und zärtlich an ihre Brust drück¬ te, "ja, ich muß es bekennen, nur ein großes edles Gemüth gibt Vortheile auf, die ein günstiges Geschick ihm zuführte, und wahr ist es, daß Sie auf man¬ ches verzichten, was zu erlangen Ihnen leicht gewor¬ den seyn würde, wenn Sie den Gefangenen nicht her¬ ausgegeben hätten -- aber! -- bedenken Sie, Pere¬ grin, daß Alinens ganzes Schicksal, ganzes Leben ab¬ hängt von dem Besitz dieses Gefangenen, daß" --
"Wollen Sie," unterbrach Peregrinus die Da¬ me, "wollen Sie nicht, englisches Fräulein! daß ich
ich es Ihnen ſagen, warum ich Sie verfolgte bis in die Wohnung des Buchbinders Lämmerhirt, warum ich Sie nicht laſſen konnte in der heutigen Nacht. — Peregrinus! geben Sie mir den Gefangenen heraus, den Sie verſchloſſen haben bei Sich im Zimmer. Ich weiß, daß Sie dazu keinesweges verpflichtet ſind, daß das nur von ihrer Gutmüthigkeit abhängt, aber eben ſo kenne ich auch Ihr gutes treues Herz, darum o mein guter liebſter Peregrin! geben Sie ihn heraus, den Gefangenen!» —
»Was,» fragte Peregrinus im tiefſten Stau¬ nen, »was für einen Gefangenen? — wer ſollte bei mir gefangen ſeyn?»
»Ja,» ſprach die Dame weiter, indem ſie Pe¬ regrins Hand ergriff und zärtlich an ihre Bruſt drück¬ te, »ja, ich muß es bekennen, nur ein großes edles Gemüth gibt Vortheile auf, die ein günſtiges Geſchick ihm zuführte, und wahr iſt es, daß Sie auf man¬ ches verzichten, was zu erlangen Ihnen leicht gewor¬ den ſeyn würde, wenn Sie den Gefangenen nicht her¬ ausgegeben hätten — aber! — bedenken Sie, Pere¬ grin, daß Alinens ganzes Schickſal, ganzes Leben ab¬ hängt von dem Beſitz dieſes Gefangenen, daß» —
»Wollen Sie,» unterbrach Peregrinus die Da¬ me, »wollen Sie nicht, engliſches Fräulein! daß ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0048"n="43"/>
ich es Ihnen ſagen, warum ich Sie verfolgte bis in<lb/>
die Wohnung des Buchbinders Lämmerhirt, warum<lb/>
ich Sie nicht laſſen konnte in der heutigen Nacht. —<lb/>
Peregrinus! geben Sie mir den Gefangenen heraus,<lb/>
den Sie verſchloſſen haben bei Sich im Zimmer. Ich<lb/>
weiß, daß Sie dazu keinesweges verpflichtet ſind, daß<lb/>
das nur von ihrer Gutmüthigkeit abhängt, aber eben<lb/>ſo kenne ich auch Ihr gutes treues Herz, darum o<lb/>
mein guter liebſter Peregrin! geben Sie ihn heraus,<lb/>
den Gefangenen!» —</p><lb/><p>»Was,» fragte Peregrinus im tiefſten Stau¬<lb/>
nen, »was für einen Gefangenen? — wer ſollte bei<lb/>
mir gefangen ſeyn?»</p><lb/><p>»Ja,» ſprach die Dame weiter, indem ſie Pe¬<lb/>
regrins Hand ergriff und zärtlich an ihre Bruſt drück¬<lb/>
te, »ja, ich muß es bekennen, nur ein großes edles<lb/>
Gemüth gibt Vortheile auf, die ein günſtiges Geſchick<lb/>
ihm zuführte, und wahr iſt es, daß Sie auf man¬<lb/>
ches verzichten, was zu erlangen Ihnen leicht gewor¬<lb/>
den ſeyn würde, wenn Sie den Gefangenen nicht her¬<lb/>
ausgegeben hätten — aber! — bedenken Sie, Pere¬<lb/>
grin, daß Alinens ganzes Schickſal, ganzes Leben ab¬<lb/>
hängt von dem Beſitz dieſes Gefangenen, daß» —</p><lb/><p>»Wollen Sie,» unterbrach Peregrinus die Da¬<lb/>
me, »wollen Sie nicht, engliſches Fräulein! daß ich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[43/0048]
ich es Ihnen ſagen, warum ich Sie verfolgte bis in
die Wohnung des Buchbinders Lämmerhirt, warum
ich Sie nicht laſſen konnte in der heutigen Nacht. —
Peregrinus! geben Sie mir den Gefangenen heraus,
den Sie verſchloſſen haben bei Sich im Zimmer. Ich
weiß, daß Sie dazu keinesweges verpflichtet ſind, daß
das nur von ihrer Gutmüthigkeit abhängt, aber eben
ſo kenne ich auch Ihr gutes treues Herz, darum o
mein guter liebſter Peregrin! geben Sie ihn heraus,
den Gefangenen!» —
»Was,» fragte Peregrinus im tiefſten Stau¬
nen, »was für einen Gefangenen? — wer ſollte bei
mir gefangen ſeyn?»
»Ja,» ſprach die Dame weiter, indem ſie Pe¬
regrins Hand ergriff und zärtlich an ihre Bruſt drück¬
te, »ja, ich muß es bekennen, nur ein großes edles
Gemüth gibt Vortheile auf, die ein günſtiges Geſchick
ihm zuführte, und wahr iſt es, daß Sie auf man¬
ches verzichten, was zu erlangen Ihnen leicht gewor¬
den ſeyn würde, wenn Sie den Gefangenen nicht her¬
ausgegeben hätten — aber! — bedenken Sie, Pere¬
grin, daß Alinens ganzes Schickſal, ganzes Leben ab¬
hängt von dem Beſitz dieſes Gefangenen, daß» —
»Wollen Sie,» unterbrach Peregrinus die Da¬
me, »wollen Sie nicht, engliſches Fräulein! daß ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/48>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.