alles für einen Fiebertraum halten, daß ich vielleicht selbst auf der Stelle überschnappen soll, so sagen Sie mir nur, von wem Sie reden, von was für einem Ge¬ fangenen." -- "Wie," erwiderte die Dame, ich verstehe Sie nicht, wollen Sie vielleicht gar läug¬ nen, daß er wirklich in Ihre Gefangenschaft gerieth? -- War ich denn nicht dabei, als er, da Sie die Jagd kauften" --
"Wer," schrie Peregrin ganz außer sich, wer ist der Er? -- Zum erstenmal in meinem Leben sehe ich Sie mein Fräulein, wer sind Sie, wer ist der Er?"
Da fiel aber die Dame ganz aufgelöst in Schmerz dem Peregrin zu Füßen und rief, indem ihr die Thrä¬ nen reichlich aus den Augen strömten: "Peregrin, sey menschlich, sey barmherzig, gib ihn mir wieder! -- gib ihn mir wieder!" Und dazwischen schrie Herr Pe¬ regrinus: "Ich werde wahnsinnig -- ich werde toll!" --
Plötzlich raffte sich die Dame auf. Sie erschien viel größer als vorher, ihre Augen sprühten Feuer, ihre Lippen bebten, sie rief mit wilder Gebehrde: "Ha Barbar! -- in dir wohnt kein menschliches Herz -- du bist unerbittlich -- du willst meinen Tod, mein Verderben -- du gibst ihn mir nicht wieder! -- Nein -- nimmer -- nimmer -- ha ich Unglückse¬
alles für einen Fiebertraum halten, daß ich vielleicht ſelbſt auf der Stelle überſchnappen ſoll, ſo ſagen Sie mir nur, von wem Sie reden, von was für einem Ge¬ fangenen.» — »Wie,» erwiderte die Dame, ich verſtehe Sie nicht, wollen Sie vielleicht gar läug¬ nen, daß er wirklich in Ihre Gefangenſchaft gerieth? — War ich denn nicht dabei, als er, da Sie die Jagd kauften» —
»Wer,» ſchrie Peregrin ganz außer ſich, wer iſt der Er? — Zum erſtenmal in meinem Leben ſehe ich Sie mein Fräulein, wer ſind Sie, wer iſt der Er?»
Da fiel aber die Dame ganz aufgelöſt in Schmerz dem Peregrin zu Füßen und rief, indem ihr die Thrä¬ nen reichlich aus den Augen ſtrömten: »Peregrin, ſey menſchlich, ſey barmherzig, gib ihn mir wieder! — gib ihn mir wieder!» Und dazwiſchen ſchrie Herr Pe¬ regrinus: »Ich werde wahnſinnig — ich werde toll!» —
Plötzlich raffte ſich die Dame auf. Sie erſchien viel größer als vorher, ihre Augen ſprühten Feuer, ihre Lippen bebten, ſie rief mit wilder Gebehrde: »Ha Barbar! — in dir wohnt kein menſchliches Herz — du biſt unerbittlich — du willſt meinen Tod, mein Verderben — du gibſt ihn mir nicht wieder! — Nein — nimmer — nimmer — ha ich Unglückſe¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0049"n="44"/>
alles für einen Fiebertraum halten, daß ich vielleicht<lb/>ſelbſt auf der Stelle überſchnappen ſoll, ſo ſagen Sie<lb/>
mir nur, von wem Sie reden, von was für einem Ge¬<lb/>
fangenen.» — »Wie,» erwiderte die Dame,<lb/>
ich verſtehe Sie nicht, wollen Sie vielleicht gar läug¬<lb/>
nen, daß er wirklich in Ihre Gefangenſchaft gerieth? —<lb/>
War ich denn nicht dabei, als er, da Sie die Jagd<lb/>
kauften» —</p><lb/><p>»Wer,» ſchrie Peregrin ganz außer ſich, wer<lb/>
iſt der <hirendition="#g">Er</hi>? — Zum erſtenmal in meinem Leben ſehe<lb/>
ich Sie mein Fräulein, wer ſind Sie, wer iſt der <hirendition="#g">Er</hi>?»</p><lb/><p>Da fiel aber die Dame ganz aufgelöſt in Schmerz<lb/>
dem Peregrin zu Füßen und rief, indem ihr die Thrä¬<lb/>
nen reichlich aus den Augen ſtrömten: »Peregrin,<lb/>ſey menſchlich, ſey barmherzig, gib ihn mir wieder! —<lb/>
gib ihn mir wieder!» Und dazwiſchen ſchrie Herr Pe¬<lb/>
regrinus: »Ich werde wahnſinnig — ich werde<lb/>
toll!» —</p><lb/><p>Plötzlich raffte ſich die Dame auf. Sie erſchien<lb/>
viel größer als vorher, ihre Augen ſprühten Feuer,<lb/>
ihre Lippen bebten, ſie rief mit wilder Gebehrde:<lb/>
»Ha Barbar! — in dir wohnt kein menſchliches<lb/>
Herz — du biſt unerbittlich — du willſt meinen Tod,<lb/>
mein Verderben — du gibſt ihn mir nicht wieder! —<lb/>
Nein — nimmer — nimmer — ha ich Unglückſe¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[44/0049]
alles für einen Fiebertraum halten, daß ich vielleicht
ſelbſt auf der Stelle überſchnappen ſoll, ſo ſagen Sie
mir nur, von wem Sie reden, von was für einem Ge¬
fangenen.» — »Wie,» erwiderte die Dame,
ich verſtehe Sie nicht, wollen Sie vielleicht gar läug¬
nen, daß er wirklich in Ihre Gefangenſchaft gerieth? —
War ich denn nicht dabei, als er, da Sie die Jagd
kauften» —
»Wer,» ſchrie Peregrin ganz außer ſich, wer
iſt der Er? — Zum erſtenmal in meinem Leben ſehe
ich Sie mein Fräulein, wer ſind Sie, wer iſt der Er?»
Da fiel aber die Dame ganz aufgelöſt in Schmerz
dem Peregrin zu Füßen und rief, indem ihr die Thrä¬
nen reichlich aus den Augen ſtrömten: »Peregrin,
ſey menſchlich, ſey barmherzig, gib ihn mir wieder! —
gib ihn mir wieder!» Und dazwiſchen ſchrie Herr Pe¬
regrinus: »Ich werde wahnſinnig — ich werde
toll!» —
Plötzlich raffte ſich die Dame auf. Sie erſchien
viel größer als vorher, ihre Augen ſprühten Feuer,
ihre Lippen bebten, ſie rief mit wilder Gebehrde:
»Ha Barbar! — in dir wohnt kein menſchliches
Herz — du biſt unerbittlich — du willſt meinen Tod,
mein Verderben — du gibſt ihn mir nicht wieder! —
Nein — nimmer — nimmer — ha ich Unglückſe¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/49>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.