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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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Doch nur ein verwirrtes sinnebethörendes Ge¬
schwätz drang in sein Ohr.

Endlich begann eine dumpfe feierliche Stimme,
die jedoch immer heller und heller erklang, folgende
Worte:

"Unglücklicher König Sekakis, der du das Ver¬
ständniß der Natur verschmähtest, der du, verblendet
von dem bösen Zauber des arglistigen Dämons, den
falschen Teraphim erschautest, statt des wahrhaften
Geistes.

An jenem verhängnißvollen Orte, auf Fama¬
gusta, in tiefem Schacht der Erde verborgen, lag der
Talisman, doch da du dich selbst vernichtet, gab es
kein Prinzip, seine erstarrte Kraft zu entzünden. Ver¬
gebens opfertest du deine Tochter, die schöne Gama¬
heh, vergebens war die Liebesverzweiflung der Distel
Zeherit; doch auch ohnmächtig und wirkungslos blieb
der Blutdurst des Egelprinzen. Gezwungen wurde
selbst der tölpische Genius Thetel, die süße Beute
fahren zu lassen, denn so mächtig war noch, o Kö¬
nig Sekakis, dein halberloschener Gedanke, daß du
die Verlorne wiedergeben konntest dem Urelement,
dem sie entsprossen.

Wahnsinnige Detailhändler der Natur, daß
euch die Arme in die Hände fallen mußte, da ihr sie,

Doch nur ein verwirrtes ſinnebethörendes Ge¬
ſchwätz drang in ſein Ohr.

Endlich begann eine dumpfe feierliche Stimme,
die jedoch immer heller und heller erklang, folgende
Worte:

»Unglücklicher König Sekakis, der du das Ver¬
ſtändniß der Natur verſchmähteſt, der du, verblendet
von dem böſen Zauber des argliſtigen Dämons, den
falſchen Teraphim erſchauteſt, ſtatt des wahrhaften
Geiſtes.

An jenem verhängnißvollen Orte, auf Fama¬
guſta, in tiefem Schacht der Erde verborgen, lag der
Talisman, doch da du dich ſelbſt vernichtet, gab es
kein Prinzip, ſeine erſtarrte Kraft zu entzünden. Ver¬
gebens opferteſt du deine Tochter, die ſchöne Gama¬
heh, vergebens war die Liebesverzweiflung der Diſtel
Zeherit; doch auch ohnmächtig und wirkungslos blieb
der Blutdurſt des Egelprinzen. Gezwungen wurde
ſelbſt der tölpiſche Genius Thetel, die ſüße Beute
fahren zu laſſen, denn ſo mächtig war noch, o Kö¬
nig Sekakis, dein halberloſchener Gedanke, daß du
die Verlorne wiedergeben konnteſt dem Urelement,
dem ſie entſproſſen.

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[254/0259] Doch nur ein verwirrtes ſinnebethörendes Ge¬ ſchwätz drang in ſein Ohr. Endlich begann eine dumpfe feierliche Stimme, die jedoch immer heller und heller erklang, folgende Worte: »Unglücklicher König Sekakis, der du das Ver¬ ſtändniß der Natur verſchmähteſt, der du, verblendet von dem böſen Zauber des argliſtigen Dämons, den falſchen Teraphim erſchauteſt, ſtatt des wahrhaften Geiſtes. An jenem verhängnißvollen Orte, auf Fama¬ guſta, in tiefem Schacht der Erde verborgen, lag der Talisman, doch da du dich ſelbſt vernichtet, gab es kein Prinzip, ſeine erſtarrte Kraft zu entzünden. Ver¬ gebens opferteſt du deine Tochter, die ſchöne Gama¬ heh, vergebens war die Liebesverzweiflung der Diſtel Zeherit; doch auch ohnmächtig und wirkungslos blieb der Blutdurſt des Egelprinzen. Gezwungen wurde ſelbſt der tölpiſche Genius Thetel, die ſüße Beute fahren zu laſſen, denn ſo mächtig war noch, o Kö¬ nig Sekakis, dein halberloſchener Gedanke, daß du die Verlorne wiedergeben konnteſt dem Urelement, dem ſie entſproſſen. Wahnſinnige Detailhändler der Natur, daß euch die Arme in die Hände fallen mußte, da ihr ſie,

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/259>, abgerufen am 28.04.2024.