Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.Dörtje Elverdink wankte, indem ein Thränen¬ Peregrinus bückte sich hinab, als aber sein Mund "Du bist," fiel die Kleine dem Unglücklichen la¬ Dörtje Elverdink wankte, indem ein Thränen¬ Peregrinus bückte ſich hinab, als aber ſein Mund »Du biſt,» fiel die Kleine dem Unglücklichen la¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0211" n="206"/> <p>Dörtje Elverdink wankte, indem ein Thränen¬<lb/> ſtrom ihr aus den Augen ſtürzte, auf Peregrinus zu,<lb/> der ſie in ſeinen Armen auffing, als ſie eben halb<lb/> ohnmächtig zu Boden ſinken wollte. »Undankbarer,»<lb/> ſeufzte ſie, »du brichſt mir das Herz, indem du mich<lb/> von dir ſtößeſt! — Doch du willſt es! — nimm noch<lb/> dieſen Abſchiedskuß und laß mich ſterben.»</p><lb/> <p>Peregrinus bückte ſich hinab, als aber ſein Mund<lb/> den Mund der Kleinen berührte, biß ſie ihn ſo heftig<lb/> in die Lippen, daß das Blut hervorſprang. »Unart,»<lb/> rief ſie dabei ganz luſtig, »ſo muß man dich züchti¬<lb/> »gen! — Komm zu Verſtande, ſey artig und nimm<lb/> »mich, mag auch der Andere ſchreien wie er will.» —<lb/> Die beiden Mikroskopiſten waren indeſſen wieder, der<lb/> Himmel weiß, worüber, in heftigen Zank gerathen.<lb/> George Pepuſch warf ſich aber ganz troſtlos der ſchö¬<lb/> nen Dörtje zu Füßen, und rief mit einer Stimme,<lb/> die jämmerlich genug klang, um aus der heiſeren Kehle<lb/> des unglücklichſten Liebhabers zu kommen: Gamaheh!<lb/> ſo iſt denn die Flamme in deinem Innern ganz er¬<lb/> loſchen, ſo gedenkſt du nicht mehr der herrlichen Vor¬<lb/> zeit in Famaguſta, nicht mehr der ſchönen Tage in<lb/> Berlin, nicht mehr —</p><lb/> <p>»Du biſt,» fiel die Kleine dem Unglücklichen la¬<lb/> chend ins Wort, »du biſt ein Haſenfuß, George, mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0211]
Dörtje Elverdink wankte, indem ein Thränen¬
ſtrom ihr aus den Augen ſtürzte, auf Peregrinus zu,
der ſie in ſeinen Armen auffing, als ſie eben halb
ohnmächtig zu Boden ſinken wollte. »Undankbarer,»
ſeufzte ſie, »du brichſt mir das Herz, indem du mich
von dir ſtößeſt! — Doch du willſt es! — nimm noch
dieſen Abſchiedskuß und laß mich ſterben.»
Peregrinus bückte ſich hinab, als aber ſein Mund
den Mund der Kleinen berührte, biß ſie ihn ſo heftig
in die Lippen, daß das Blut hervorſprang. »Unart,»
rief ſie dabei ganz luſtig, »ſo muß man dich züchti¬
»gen! — Komm zu Verſtande, ſey artig und nimm
»mich, mag auch der Andere ſchreien wie er will.» —
Die beiden Mikroskopiſten waren indeſſen wieder, der
Himmel weiß, worüber, in heftigen Zank gerathen.
George Pepuſch warf ſich aber ganz troſtlos der ſchö¬
nen Dörtje zu Füßen, und rief mit einer Stimme,
die jämmerlich genug klang, um aus der heiſeren Kehle
des unglücklichſten Liebhabers zu kommen: Gamaheh!
ſo iſt denn die Flamme in deinem Innern ganz er¬
loſchen, ſo gedenkſt du nicht mehr der herrlichen Vor¬
zeit in Famaguſta, nicht mehr der ſchönen Tage in
Berlin, nicht mehr —
»Du biſt,» fiel die Kleine dem Unglücklichen la¬
chend ins Wort, »du biſt ein Haſenfuß, George, mit
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